laut.de-Kritik
Fürchtet euch nicht!
Review von Dani Fromm... und es begab sich aber zu der Zeit, dass ein glühender Sommer Jamaika heimsuchte. Man schrieb das Jahr 1966, so geht die frohe Kunde, und es war schlicht zu heiß für den Ska, der bis dahin den Sound der Insel beherrschte. Aus den schweißtreibenden Rhythmen kochte die karibische Sonne buchstäblich Reggaes trägen Vorläufer heraus. Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Rocksteady geboren.
Manch eine*r, der seinerzeit als Geburtshelfer fungierte oder das Genre entscheidend prägte, ist noch am Leben und ungebrochen aktiv. Patrice hat einen ganzen Strauß altgedienter Musiker aus dem Umfeld von Sir Coxsone Dodds legendärem Label Studio One um sich geschart: Lloyd Parks am Bass, Keyboard-King Robbie Lyn, Desi Jones, auf dessen Konto das Standardwerk "The Art of Reggae Drumming" geht, und Gitarrist Dwight Pinkney, der auch schon mit den Wailers tourte.
Am Mikrofon geht es kaum weniger illuster zu: Judy Mowatt sang einst in den Reihen der I-Threes, die Bob Marley den Rücken freihielten. Nadine Sutherland war die erste Frau, die dieser bei seinem Label Tuff Gong unter Vertrag nahm. Mit den Tamlins treten die jamaikanischen Beach Boys an, und wer Half Pint ist, muss man wahrscheinlich niemandem erklären, der nur rudimentär mit dem Genre in Berührung gekommen ist.
Zu diesen, bei allem Respekt, alten Häsinnen und Hasen lädt Patrice, um den Altersschnitt wenigstens ein bisschen zu senken, die wahrhaft engelsgleich singende ALA.NI aus London ein, außerdem Spässlemacher Teddy Teclebrhan, und zusammen singen sie ... Weihnachtslieder?
Jamann. Doch ... warum? Na, aus den beiden besten Gründen, die es gibt: Weil sie es können, und weil sie Bock haben. Beides dringt überdeutlich aus jedem einzelnen Ton dieses viel zu kurzen Festtagsvergnügens. Wenn das Handwerk sitzt (woran bei genannten Handwerkern keinerlei Zweifel besteht), braucht es keinen Schnickschnack. Die Herren spielen schnörkel-, jedoch niemals freud- oder seelenlos ihren Stiefel runter.
Verblüffend, wie perfekt die gemächlich groovenden Offbeat-Rhythmen altehrwürdigen wie modernen Weihnachtsklassikern zu Gesicht stehen. Ob "Come All Ye Faithful", "Silent Night" oder das von Half Pint verdubbte "Drummer Boy", ob "Winterwonderland", in dem Lloyd Parks auch singt, oder George Michaels "Last Christmas", das sich Patrice persönlich zur Brust nimmt: Alle diese hundert- bis tausendfach gehörten Songs wirken ob der ungewohnten Instrumentierung frisch wie ein klarer Wintermorgen.
Zugleich fühlt es sich an, als seien sie nie für ein anderes Setting ersonnen worden als dazu, mit einem kühlen Drink mit ordentlich Rum drin am Strand zu liegen und den Wellen zuzuschauen ... oder eben, um sich im Schatten des Weihnachtsbaums irgendein gehaltvolles Heißgetränk in den Hals zu gießen. Gesang und Backgroundstimmen, die Vocals mit den Instrumenten, die Instrumente miteinander, Rocksteady und Weihnachten, alles harmoniert so einhellig miteinander, dass es einem fast verrückt vorkommt. Herzerwärmend dabei, welchen Spaß alle Beteiligten an ihrem Kabinettstückchen zu haben scheinen.
Apropos Spaß: Ja, es wirkt befremdlich, zwischen diesen ganzen Veteran*innen des Genres ausgerechnet Komiker Teddy Teclebrhan zu begegnen - aber nur bis zu der Sekunde, in der er zu singen beginnt. Seine unprätentiöse, schlichte, gerade deswegen absolut berückende Darbietung entlässt eine Gesangsstimme in die Welt, die ich von diesem Typen nie im Leben erwartet hätte. Sieh an: Wenn der seine unlustigen Kunstfiguren im Schrank lässt, ist er richtig, richtig gut. Deswegen hört auf ihn: "Have Yourself A Merry Little Christmas".
5 Kommentare mit 14 Antworten
Hätte Lauti (stummerzeuge) damals auf Sodi gehört, was hätte nur aus ihm werden können?
Sodhahn
Vor 10 Jahren
@stummerzeuge: vergiss es. mit dir zu diskutieren ist komplett sinnlos. du lebst in deinem eigenen wirren kosmos aus dem es keinen ausweg gibt. nahezu alles was du von dir gibst ist hirnverbrannter unsinn. ob es die tales vom aufwachsen auf den harten gassen deines heimatdorfes sind oder dein auto-gehype obwohl du spätzzünder bzw fahranfänger bist...alles quatsch, unfug und substanzloser bullshit. wenn du eier hättest, dann würdest auf dem 2ten bildungsweg studieren oder zumindest dein abi nachmachen damit du wirklich mal was lernst. unbedingt solltest du auch in eine stadt ziehen und kontakte zu lebenden menschen knüpfen. wenn du dann noch regelmäßig mal ne tageszeitung liest, wirst du sehr schnell merken in welcher dimension des irrsinns du dich befindest. ich drücke dir die daumen!
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Lauti, komme kurz auf ein Gläschen Wein zur Mettenreichung vorbei, ok? :-*
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@laut.de
Warum wird hier alles (selbst harmlose Fragen, was der Kommentar mit dem Album zu tun hat) gelöscht und nur der Schwachsinn von Dadboarder bleibt stehen?
@theory
vermtl hat laut.de einen pakt mit teufel geschlossen. ^^
Und da dachte ich Blödi, hier werde übers Album gequatscht. "Nile" von Patrice lief damals ziemlich oft - legendär gute Platte. Hab danach aber quasi nix mehr von ihm mitbekommen. Werde die Weihnachtsplatte mal überspringen und hoffen, beim nächsten Album wieder Gelegenheit zum Horchen zu bekommen.
Liest sich für mich eher so, dass man die Weihnachtsplatte nun gerade nicht überspringen sollte. Ich teste das auf jeden Fall mal an.
Hab mal reingehorcht. Tja, bei Covern von Weihnachtsliedern kann man bei mir eigentlich nur verlieren. Hoffe, Patrice sammelt mal wieder ein paar unbekanntere afrikanische Künstler zusammen und macht auf ne ähnlich rohe, live eingespielte Art noch mal was Originales!
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
Ich möchte hiermit mitteilen, dass seit auftauchen dieser Fake-Accounts mindestens zwei Trittbrettfahrer unter uns sein müssen. Bin nur einer davon. Viele grüße an den lauti-Adel hier. (CR)
als ob von den flummis mal WIRKLICH jemand auf nem trittbrett gestanden hätte pls
googelt trittbrett..
ne, danke. ich fahre trittbretter schon wie lange? Aha, danke.