Phillip Boa & The Voodooclub - " The Red"

Gut fünfzehn Jahre ist es nun her, dass ich Phillip Boa mit seinem Voodooclub zum ersten Mal live gesehen habe. Das war auf einer ASTA-Party und damals waren wir beide noch jung. Ich war ein kleiner Studentenwicht an der Uni Konstanz, Phillip Boa der viel bewunderte Shooting Star der Alternativrock Szene.

Die Show, die Boa damals schon gemeinsam mit Pia Lund ablieferte, hatte es verdammt noch mal in sich. Da gab es keinen einzigen Durchhänger, vielmehr stürmten Boa und seine Mitstreiter mit der rohen Energie einer Punkband immer nach vorne, allein die vielfach gebrochenen Rhythmen und die komplexen Harmonien machten den Pogotänzern das Leben schwer.

Nachdem Boa in den 90ern viel herum experimentiert und mit "My Private War" zuletzt ein eher ruhiges und stark elektronisch beeinflusstes Album abgeliefert hat, scheint er nun zu seinen Anfängen zurückzukehren. Das aktuelle Album "The Red" jedenfalls ist musikalisch eher simpel gestrickt, die meisten Songs kommen mit wenigen (Gitarren-)Akkorden aus und auch die Beats sind eher geradlinig geraten.

Ganz unverhohlene Anleihen bei dem Punk der Sex Pistols macht nicht nur die erste Singleauskopplung "Eugene" (zumindest in der Album-Version, auf der Single werden Remixer wie Kreidler oder Console schon für ausreichende Electro-Credibility sorgen). Der Hammer aber und für mich der mit Abstand beste Track ist "When I'm Bored", das nach dem chilligen Intro so richtig gut einfährt.

Die typischen synkopierenden Voodoo-Drum-Rhythmen dienen hier nicht mehr dazu, den Beat zu brechen, sondern beschleunigen ihn vielmehr. Und während mir die anderen Tracks meist einfach zu schrammelig sind, fühle ich mich beim Hören von "When I'm Bored" gleich fünfzehn Jahre jünger. Mindestens.