laut.de-Kritik
Intelligenter Indiepop vom Feinsten.
Review von Martin LeuteMit "Let's Build A Fire" wird das Jahr 2007 prächtig eingeläutet! Indiepop vom Feinsten serviert uns die New Yorker Band +/-, die eigentlich nur entstand, um die Songs des Versus-Gitarristen James Baluyut irgendwie unterzubringen. Der Versus-Sänger und Gitarrist Patrick Ramos und Schlagzeuger Chris Deaner gesellten sich dazu und machen +/- zu mehr als nur einem Seitenprojekt. "Let's Build A Fire" ist das mittlerweile dritte Album dieser Band. Gitarre, Gesang, Schlagzeug, Laptop-Beats und diverse Samples verweben sich mühelos zu einer kohärenten Einheit.
Der erste Song ist gleichzeitig Titeltrack und eröffnet die Platte fantastisch. Knisternder, dezent swingender Grammophon-Sound und der ungemein angenehme Gesang von Baluyut prägen den Song, der plötzlich zerschmettert wird von üppig tönenden Bläsern und einem schweren Bass, um anschließend wieder zu seiner Gelassenheit und Harmonie zu finden, die an Badly Drawn Boy erinnert.
"Fadeout" begeistert durch einen vertrackten Rhythmus, eingängiges Bass- und Gitarrenspiel sowie sanfte Soundtüfteleien. Der Song mutet monoton an, steigert sich aber ganz subtil und kommt äußerst fesselnd daher, bis sich schließlich die Gitarren eruptiv entladen. Aber alles bleibt jederzeit im tonalen Bereich. "Steal The Blueprints" ist die erste Singleauskopplung und hat alles zu bieten, was man von einem guten Popsong erwartet. The Postal Service klingen hier ebenso an wie Rilo Kiley. Zu Vogelgezwitscher ertönt eine Bass-Drum und eine gezupfte Gitarre, die Stimme erhebt sich zu einer wunderbaren Melodie und eine dröhnende Gitarre im Hintergrund verhindert den Einzug allzu großer Lieblichkeit.
Mit "The Important Thing Is To Love" wirds ruhiger und opulenter, ein Glockenspiel, Harmonium und Streicher feiern die Liebe. Im sehr hübschen "Thrown Into The Fire" wird Baluyut gesanglich von einer weiblichen Stimme unterstützt, in "Summer Dress 2" bereichern Pianoklänge das Arrangement, im epischen "Profession" dominiert die akustische Gitarre.
Die melancholische Gleichförmigkeit, die alle Stücke durchzieht, wird immer wieder durch ungewohnte und überraschende Wendungen und musikalische Inszenierungen - ob elektronisch oder instrumental - gebrochen. "One Day You'll Be There" verdeutlicht das exemplarisch. Das eigenwillig abgehackte Gitarrenspiel ergänzt sich wunderbar mit dem unkonventionellen Schlagzeug, gemeinsam führen sie eine schlichte Melodie zu ihrer wahren Größe. Die Erhabenheit steckt in der Umsetzung.
"Let's Build A Fire" bewegt sich irgendwo zwischen Death Cab For Cutie, The Postal Service, Nada Surf und Spearmint und hält sein hohes Niveau durchweg. Dreizehn wunderbare, ambitionierte Songperlen, tolle, unauffällige Melodien, die eingebettet sind in großartige instrumentale Arrangements, an denen sich man auch nach mehrmaligen Hören noch erfreut. Sehr schön. +/- haben ein abwechslungsreiches, dynamisches und langlebiges Album eingespielt, das der Bezeichnung Indiepop absolut gerecht wird. Ein Geheimtipp sollte diese Band nicht bleiben.
1 Kommentar
Jetzt erst geholt, richtig gutes teil, yeay!