laut.de-Kritik
Akustische Tierquälerei, plemplem und liebreizend.
Review von Alexander CordasPsapp. Komischer Name. "Tiger, My Friend". Komische Musik. Aber sehr charmant dargeboten. Da rumpelt der Pop zu verqueren Samples. Ernies Quietsche-Ente fungiert als Rhythmus-Instrument, gleichberechtigt neben Streicher-Einlagen, Querflöten- und Xylophon-Versatzstücken.
Galia Durant und Carim Clasmann, die beiden Köpfe hinter dem seltsamen Bandnamen, geben sich alle Mühe, ihren geschickt arrangierten Pop-Schnittchen den Anschein des Dilettantismus zu verleihen. Wie so oft trügt auch hier der Schein. Zwischen einem Sample-Gemischtwarenladen und Flohmarkt-Instrumentierung verbirgt sich ein geschickt zusammen geschustertes Stück Pop. Galias hypnotische Stimme setzt dem eigenwilligen Oeuvre "Tiger, My Friend" dabei das feine Sahnehäubchen auf.
Der Winter steckt in den letzten Zügen, wehrt sich mit albernem Schneefall gegen den Frühling, der mit den Hufen scharrend schon in den Startlöchern steht. Die ersten Frühlingsblümelein strecken ihre Köpfchen durch die brüchig gewordene Schneedecke und geben einem den Glauben an die warme Jahreszeit wieder zurück. So könnte die natürliche Umgebung aussehen, zu der Psapp den Soundtrack zimmern. Wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen die Nase kitzeln, sollte im Hintergrund "I Want You" klimpern. Der sanften Singstimme Galias stehen rückwärts geloopte Keyboardparts und wie aus Watte klingende Sounds entgegen. Der Psapp-Sound versinkt durch diese Gegensatzpaare zu keiner Zeit im reinen Schönklang. Immer wieder reißen außergewöhnliche Geräuschfetzen den Hörer aus seiner süßen Harmonie heraus.
So auch beim fluffigen "I've Got Time", bei dem ein Sample zu hören ist, das klingt, als würde man einer Katze nacheinander erst auf den Schwanz treten und ihr dann die Gurgel herumdrehen. Es spricht für Durant und Clasmann, dass aus der akustischen Tierquälerei ein hübsches Stück Musik entsteht. Aber selbst die störrische, instrumentelle Seite des Albums kann kaum verhehlen, dass Psapp sich gar nicht so weit von konventionellem Songwriting entfernen. Die Mischung macht's, und die ist hier skurril, plemplem und liebreizend. Immer noch komisch zwar, aber auf eine angenehme Art.
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