laut.de-Biographie
Purity Ring
Aus der Blogosphäre heraus, über ihre Tumblr-Webseite und via eines ersten Tracks namens "Ungirthed" erobern Producer Corin Roddick und Sängerin Megan James die Indiewelt Anfang 2011 lange vor ihrem Debüt "Shrines". Ähnlich wie bei The Knife oder Grimes ist der ätherische Witch House von Purity Ring unterkühlt und distanziert. Das Duo gibt dem verdunkelten Poptreiben etwas Unwirkliches und schwebt mit seinem verführerischen Sound zwischen Fiktion und Realität.
Unter dem Namen Gobble Gobble (später Born Gold) indierocken Roddick und James aus Edmonton zuvor eine kleine Young Adult-Ewigkeit vor sich hin, bis der gelernte Drummer anfängt, mit HipHop- und R&B-Beats zu experimentieren. Weil der Perfektionist aber auf Popmusik zielt und dafür noch die Stimme fehlt, fragt er Bandkollegin James nach Unterstützung. Die frühere Pianistin singt umgehend einige Zeilen ein. Die wiederum münden nach ausgiebiger Prozession durch Roddicks Computer in erwähntem "Ungirthed"– die Stunde Null für Purity Ring. Da schreiben wir Ende 2010.
Pitchfork zeigt sich sofort begeistert, holt den Act für diverse Liveshows auf seine Präsentatorbühnen und krönt ihn zum "Best New Act 2011". Das renommierte Indielabel 4AD, das sich zuvor bereits Grimes' Dienste gesichert hatte, nimmt 2012 schließlich auch Purity Ring unter Vertrag. Auf der Langspielpremiere präsentiert das 21-24-jährige Duo ab Mitte 2012 seine Version zeitgeistigen Future Pops.
James entrückter, hallschwangerer Gesang erschafft eine Atmosphäre, die der Guardian "Haunted House" nennt, und umschlingt immer wieder die Subbässe aus dem "Lampionsynthie" - einem Bastard aus Synthesizer und Schlagzeug, den ihr männlicher Konterpart selbst erfunden hat. Dazu singt sie mit lieblicher Stimme Kinderlieder wie "Let it seep through your sockets ... your precious fractured skull" und "I promise to drill little holes into my eyelids that I might see you sleep". Dieser besondere Mix führt nicht nur zu kommerziellem Erfolg, auch Szenelieblinge wie Danny Brown kooperieren nun mit den beiden.
Das 2015 erscheinende Zweitwerk "Another Eternity" gerät eine Spur glatter im Sound, überzeugt Kritik und Publikum aber weiterhin. Der kulturelle Einschlag hält sich im Vergleich zum Debüt in Grenzen, andere Akteure wie DIIV, Salem und Crystal Castles haben den Geltungsanspruch über Witch House und Dream Pop mittlerweile an sich gerissen.
Gleichzeitig etablieren Purity Ring sich bei der A-Riege der Festivals als Hauptact und stoßen mit mehreren Songs zu Katy Perrys Witness-Album weiter in den Mainstream vor. Darauf folgt aber erst mal: nichts. Die Fans sind verzweifelt, bis Februar 2020 ist Funkstille bei Purity Ring. Im April erscheint "WOMB". Das Drittwerk zeigt, dass Purity Ring ihren Trademark-Sound nicht verlernt haben, gerät aber eine Spur zu traditionell.