laut.de-Kritik

Das fünfte Rad am Beatle.

Review von

Ringo Starr gab schon immer optisch eine gute Figur ab und taugte somit zum Poster Boy der Beatles. Musikalisch verhält es sich mit ihm wie mit dem berühmten fünften Rad am Käfer. Die Fab Four stellten insgeheim John, Paul, George und ... George Martin dar.

Starrs Momente dienten der puren Unterhaltung. Lieder wie "Yellow Submarine", eine Lennon/McCartney-Komposition, die er nur interpretierte, oder das aus seiner eigenen Feder stammende "Octopus's Garden" gelten als nett, sehen neben Schwergewichten wie "A Day In The Life" oder dem "Abbey Road"-Medley regelrecht blass aus.

Auch sein Drumming fällt insgesamt in die Kategorie zweckdienlich, was jedoch neutral zu werten ist. Kein Wunder, dass sich der 79-jährige auf Entertainement verlegt. Fans bezeichnen die Musik als zeitlos, Kritiker verwenden dafür lieber die Bezeichnung aus der Zeit gefallen. 

Die Formel Poplyrik = Kalenderspruch trifft fast immer zu. Hier fängt es bei den Titeln schon an. "Money" färben Drumloops und Achtziger-Synthies in ein seichtes Gewand. "Magic" transportiert gepflegte Langeweile, besteht zwar aus einer zugegeben coolen Hook, die sich jedoch auf Albumlänge schnell abnutzt.

Der Drumbeat des Openers "Gotta Get Up" toppt an Simplizität noch "We Will Rock You" und dürfte eine Verwendung in der musikalischen Früherziehung finden. Ein bisschen Springsteen gefällig? "It's Not Love That You Want" geht im Vergleich zum biederen Rest als Spring-ins-Feld durch.

Beim seichten "Grow Old With Me" schlummern die Füße ein. Der Rest des Körpers folgt sogleich. "Life Is Good" beschwört mit seinem Mark Knopfler Gedächtnis-Gedudel ein wenig Dire Straits-Feeling. Richard Starkey, so Ringo Starrs bürgerlicher Name, singt zudem mit einem minimalen Ambitus, immerhin verstärkt von einigen Background-Sängerinnen, die im letzten Track die Frage "What's My Name" emphatisch mit "RINGO" beanworten.

Ein Lied heißt "Thank God For Music". Der Dank für "What's My Name" hält sich hingegen in Grenzen. Die Gefälligkeit seiner Weggefährten Paul McCartney, Joe Walsh (Eagles) oder Steve Lukather (Toto), an der Platte mitzuwirken, kann man getrost in der Kategorie Name Dropping einsortieren.

Trackliste

  1. 1. Gotta Get Up To Get Down
  2. 2. It's Not Love That You Want
  3. 3. Grow Old With Me
  4. 4. Magic
  5. 5. Money
  6. 6. Better Days
  7. 7. Life Is Good
  8. 8. Thank God For Music
  9. 9. Send Love Spread Peace
  10. 10. What's My Name

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LAUT.DE-PORTRÄT Ringo Starr

Ist Ringo Starr der beste Rock'n'Roll-Drummer aller Zeiten, wie Fans und einige namhafte Kollegen behaupten? Oder nur ein Clown, der lediglich zum richtigen …

8 Kommentare mit 6 Antworten

  • Vor 5 Jahren

    Ringos Drumming ist viel besser als sein Ruf. Der Mann war eine absolute Maschine. "Zweckdienlich" greift mMn zu kurz, Ringos Einfluss auf Pop und Rock kann man gar nicht hoch genug ansetzen. Klar, ein Virtuoso war er nie. Als Songwriter ist er natürlich extrem untalentiert, aber das macht nix. Ringo darf eh alles.

  • Vor 5 Jahren

    "Auch sein Drumming fällt insgesamt in die Kategorie zweckdienlich,..." Selten so eine grobe Fehleinschätzung über Ringo Starr gelesen. Der Mann hat mit seinem Sound und seiner Technik maßgeblich die Songs der Beatles geprägt. Nicht ohne Grund wird er von den meisten Drummern für sein einzigartiges Spiel gottgleichverehrt. Man google nur mal Dave Grohl zu dem Thema.

    Das Rolling Stone Magazin setzte ihn übrigens auf Platz 14 der besten 100 Drummer der Welt. https://www.rollingstone.com/music/music-l…

    Man kann ja anderer Meinung sein, in einer Albumbesprechung allerdings angeblich bloß zweckdienliches Spiel zu behaupten, ohne auf die allgemeine Wertschätzung, die Ringo als Drummer genießt, zu verweisen, ist entweder ein Ausdruck von Unwissenheit oder Borniertheit.

    • Vor 5 Jahren

      völlig richtig. er ist vielleicht nicht der krasseste drummer, aber dafür wären manche songs ohne ihn nicht denkbar, zb "Come Together"

    • Vor 5 Jahren

      @Hyper: Alles so richtig, möchte mich daher anschließen!

    • Vor 5 Jahren

      Ringo hat gegrooved, wenn er sollte, kompliziert gespielt, wenn er sollte, geknüppelt oder gestreichelt. Er war extrem einfallsreich und hat das Drumming auf eine neue Stufe gehoben. Es gibt kaum einen bekannten Drummer, der ihn nicht verehrt.

  • Vor 5 Jahren

    Noch einer, der vom Drumming nichts versteht. Ringo Starr ist einer der besten Rock'n'Roll-Drummer, die es gibt. Es wird nicht vollkommen grundlos sein, daß er der teuerste Studiomusiker überhaupt ist.

  • Vor 5 Jahren

    Man sollte vielleicht nicht vergessen, dass Ringo bereits VOR den Beatles eine gewisse Berühmtheit besaß. Tatsächlich war es für die Jungs eine ziemlich große Nummer, jemanden wie Ringo für die Band gewinnen zu können. Insofern ist es zwar müßig, über den potentiellen weiteren Erfolg von Rory Storm & the Hurricans MIT Ringo zu spekulieren. Dass sie bis zu Ringos Ausstieg aber auf einem guten Weg waren, lässt sich tatsächlich nicht leugnen.

    • Vor 4 Jahren

      Ja, da hast du Recht. „'though we started out quite poor, we got Richie on a tour” singt George Harrison ja auch in „Living in the Material World“. Das besondere an Ringos Schlagzeugspiel ist nicht gerade feinmotorische Komplexheit, aber er hat einen eigenen Stil, den man sofort erkennt, und hatte extrem kreative Ideen am Schlagzeug.

  • Vor 5 Jahren

    Ich frage mich hier, auf Basis welcher Kompetenz der Rezensent hier ein Urteil über die Qualitäten eines Drummers glaubt abgeben zu können.

  • Vor 5 Jahren

    Ich vermute ja, der Rezensent hört erst seit einer Woche Musik und hat "Schlagzeug" mit "Gesang" verwechselt. Und ja, stimmt, die beste Stimme hat Ringo nicht im Vergleich zu den anderen Beatles. Kleiner Anfängerfehler.