laut.de-Kritik
Spektakel des Gitarren-Wohlklangs.
Review von Michael SchuhEs wird auf ewig unmöglich bleiben, über die Go-Betweens zu sprechen, ohne den Verlust des am 6. Mai 2006 verstorbenen Musikers Grant McLennan bitterlich zu beklagen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass McLennans Partner Robert Forster die Band drei Tage nach dessen Tod auflöste, geht das Studioalbum "Oceans Apart" von 2005 als hinreißendes Abschiedswerk der australischen Band in die Geschichte ein und steht stellvertretend für die Songwriting-Qualität, die uns in Zukunft entgeht.
Gut, Robert Forster komponiert seither fleißig weiter und steht auch wieder auf der Bühne, allerdings vorerst nur im heimischen Brisbane. Wer keine konkrete Vorstellung davon hat, wie seine Musik ohne die Ideen Grant McLennans klingen mag, der kennt Forsters Soloalben nicht und ist somit ein potenzielles Kaufopfer des nun erscheinenden Doppelalbums "Intermission".
In einer anderen Zeit, als es die Go-Betweens schon einmal nicht mehr gab, ein Happy End aber wenigstens theoretisch möglich war, versuchten sich beide Musiker als Solokünstler. Zwischen 1990 und 1997 veröffentlichten sie jeweils vier naturgemäß wenig beachtete Soloalben, die nun im Querschnitt auf "Transmission" vorliegen.
Es dürfte sich leider nicht vermeiden lassen, dass dieses Spektakel des Gitarren-Wohlklangs außerhalb der Go-Betweens-Fangemeinde nur wenig Staub aufwirbelt. Deshalb tun wir unsere Pflicht und holen nochmal tief Luft für einen kurzen Geschichtsabriss: Die Go-Betweens sind bis heute eine der unterschätztesten Indie Pop-Bands. Die Songwriting-Kombination der Melancholie-Heroen Forster/McLennan führte zu zahlreichen Szene-Hits wie "Streets Of Your Town", "Right Here", "Too Much Of One Thing" und "Finding You" - ich spekuliere sogar, dass man den Begriff "Szene-Hit" nur für sie erfand, da die Go-Betweens massig Hits hatten, die keine wurden.
Dass die Kunst der beiden Individuen auch unabhängig voneinander weiter reifte, sollte daher nicht verwundern. "Intermission" klingt zu keiner Sekunde wie eine lieblos zusammengestellte B-Seitensammlung. Vielmehr finden sich auch hier zahlreiche, intelligente Popsongs, die die klare Handschrift der beiden Vordenker noch einmal nachzeichnen.
Stand der zurück haltende McLennan seit jeher eher für die sanfteren, melodieseligeren Nummern wie "One Plus One" oder "Easy Come Easy Go", aber auch für anschmiegsame Hits der Sorte "Haven't I Been A Fool", finden sich bei Hauptsänger Forster gerne etwas kantigere Songs. Der Fan darf sich daher wundern, wenn er in "I'll Call You Wild" oder "Malibu 69" ungewohnt rauhe Töne von McLennan entdeckt, die dennoch seine Handschrift tragen.
Forster hingegen arbeitete für sein erstes Soloalbum "Danger In The Past" 1990 in den Berliner Hansa Studios mit seinem Landsmann und Nick Cave-Intimus Mick Harvey zusammen, was mit Ausnahme des fröhlichen "Baby Stones" eher schwermütige Resultate lieferte. Doch auch sein Go-Betweens-Einfluss durchdringt viele Songs, ob man sie im unendlich traurigen "Cryin' Love", im luftigen Country/Folkpop von "I Can Do" (1996) oder im behutsamen Cello-Stück "Beyond Their Law" (1993) heraushören mag.
Es sind diese Momente, in denen einen das Gefühl beschleicht, dass es womöglich nicht ausreicht, sich den Go-Betweens-Back Catalogue zu besorgen. Obwohl man manchmal denkt, man hat das alles schonmal gehört, nimmt einen diese Musik gefangen. Es war Passion, die diese beiden Songwriter antrieb, von denen uns nur einer geblieben ist.