Porträt

laut.de-Biographie

The Go-Betweens

Die Biographie der Go-Betweens kommt dem Traum vieler Indie-Nachwuchsbands ziemlich nahe. Aus dem abgelegenen Brisbane (zumindest für die Musikindustrie ein weißer Fleck auf der Landkarte) siedeln die Australier Anfang der Achtziger nach London über. Und obwohl sie sich wirklich nicht den Allerwertesten aufreißen (O-Ton: "Wir haben nicht mal den Arsch hochgekriegt, um im Melody Maker eine Anzeige 'Drummer gesucht' zu schalten"), werden die Go-Betweens zu einer der beliebtesten Gitarren-Bands der New Wave/Post Punk-Ära: Kritiker bejubeln ihre Platten, und eine kleine, eingeschworene Fanbase bildet sich heraus.

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1978 treffen die Masterminds Robert Forster (git, b, voc) und Grant McLennan (b, git, voc) als 20-Jährige an der Queensland University aufeinander. Über die gemeinsamen Vorlieben Kino, Kunst und Musik ist der Kontakt schnell hergestellt: Bob Dylan, Bands wie Velvet Underground und CCR sowie die Punkbewegung bilden die gemeinsamen musikalischen Wurzeln. Nach zwei vom britischen New Wave inspirierten Singles folgt der erste Longplayer (1981). Kurz nach dem England-Umzug signt Rough Trade die Band. Auf fünf weiteren bei Beggars veröffentlichten Alben und mit ständig wechselndem Line-Up (außer Dauer-Drummer Lindy Morrison) zeigen die Australier, dass sie weniger für musikalische Experimente als für unkonventionelle, zeitlose Gitarren-Popsongs mit melancholischer Grundstimmung stehen.

Den Stücken, zwischen intellektuellem Schrammel-Rock und schönem Pop, merkt man sogar an, welcher der Herren federführend war. Während McLennan die zarteren Töne bevorzugt, packt Forster, der seine kompletten Album-Vocals schon mal an einem einzigen Nachmittag einsingt, gerne an Schmackes und Düsterheit drauf. Dennoch bleibt dem kongenialen Duo der kommerzielle Erfolg verwehrt - trotz hittauglicher Nummern wie "Streets Of Your Town" oder "Right Here". Daran ändert auch eine Tour mit R.E.M. nichts. Nach "16 Lovers Lane" legen die beiden Alternative-Popper die Band 1990 vorerst zu den Akten. McLennan und Forster, der Ende der Achtziger zu seiner Frau Karin nach Bayern zieht, bringen im folgenden Jahrzehnt jeweils vier weniger beachtete Solo-Scheiben an den Start. Forster kollaboriert mit Mickey Harvey (Ex-Birthday Party) und Nick Caves Bad Seeds in Berlin, später mit Edwyn Collins. McLennan spielt darüber hinaus mit Steve Kilbey (The Church) als Jack Frost und Powderfingers Ian Haig zwei weitere Platten ein.

Dennoch treten die beiden Go-Betweens-Vordenker immer wieder gemeinsam auf. In der zweiten Hälfte der Neunziger intensiviert sich die Zusammenarbeit, 1999 reist das Duo wieder um die Welt. Mit dem 2000er-Comeback "The Friends Of Rachel Worth" leben die alten Zeiten vollends auf. Die Platte wird in Portland, Oregon eingespielt (u.a. mit tatkräftiger Hilfe von Sleater Kinney) und bringt den Go-Betweens neben einer Welttour den Headliner-Slot bei Australiens Big Day Out ein. Im Song "German Farmhouse" verarbeitet Forster übrigens seine ersten Erfahrungen mit den Deutschen. "Cattle and Cain" wird im gleichen Jahr zu einem der besten zehn australischen Songs ever gekürt. Zuvor erscheint 1999 eine zweite Best Of (die erste, bessere von 1990 ist leider nicht mehr erhältlich) sowie eine Scheibe mit schon verloren geglaubten Stücken von 1978 bis 1979.

Im September 2002 kehren Forster/McLennan ins Studio (Melbourne, Sydney) zurück und beweisen mit ihrem achten Album "Bright Yellow Bright Orange", dass sie auch im zweiten Karriere-Frühling kein Quentchen an Saft und Kraft verloren haben. Dies dürfen die europäischen Fans Mitte 2003 auf einer weiteren Tournee miterleben, bevor Forster und Co. nach Japan aufbrechen und schließlich Australien beehren.

Hierzulande darf man sich im Mai 2005 wieder über Livetermine der Schönklang-Verfechter freuen. Mit "Oceans Apart" erscheint Ende April das mittlerweile neunte Go Betweens-Album, u.a. in einer Special Edition mit fünf Livesongs eines London-Auftritts 2004, das natürlich gebührend promotet werden will. Produziert hat diesmal Mark Wallis (u.a. Travis, The Smiths, U2). Zum Bandgefüge gehören mittlerweile auch Adele Pickvance (Bass, Gesang) und Glenn Thompson (Drums, Gitarre, Keyboards).

Die anschließende Clubtour ist so gut gefüllt, dass das Quartett im Herbst 2005 erneut nach Europa reist, um die große Nachfrage zu stillen. Mitten in die zweite Tourneehälfte platzt die Neuigkeit herein, dass das aktuelle Go-Betweens-Album "Oceans Apart" in ihrer Heimat Australien mit dem ARIA Award in der Kategorie "Best Contemporary Album" ausgezeichnet wurde. Der ARIA Award ist Australiens Gegenstück zum amerikanischen Grammy.

Bemerkenswerterweise ist es obendrein erstmals in der Geschichte der Band, dass sie für diesen Preis berücksichtigt und nominiert wurde. Während die Preisverleihung im fernen Super Dome von Sidney stattfand, kippten sich Robert Forster, Grant McLennan, Adele Pickvance und Glenn Thompson auf der Tourstation in Leipzig ein paar hinter die Binde. Kurz darauf klingelt der österreichische Kommunikationsriese Mobilkom durch und erhält die Genehmigung, den Song "Finding You" in einem Handy-Werbespot einzusetzen.

Ende Januar 2006 erscheint mit "That Striped Sunlight Sound" eine Live-DVD, die einen 70-minütigen Mitschnitt des ausverkauften Konzerts im heimatlichen Brisbane beinhaltet. Dazu gesellt sich eine exklusive "Acoustic Session" von Robert Forster und Grant McLennan, auf der sie ihre liebsten Stücke der letzten 30 Jahre zum Besten geben sowie weitere Live-Tracks auf einer Bonus-CD.

Ohne jegliche Vorwarnung endet die Karriere der Go-Betweens am Abend des 6. Mai 2006 abrupt, als McLennan im Schlaf in seinem Haus in Brisbane verstirbt. Der Musiker erlag einem Herzinfarkt und wurde 48 Jahre alt. Fans, Freunde und Musiker von Bands wie Teenage Fanclub, Superchunk, BMX Bandits, The Auteurs oder Edwyn Collins reagieren mit Bestürzung auf die Nachricht. Selbst das Parlament des australischen Bundesstaats Queensland erinnert an den Musiker.

Drei Tage nach dem tragischen Verlust erklärt Hauptsänger Forster das Ende der Go-Betweens. "Wir haben unsere letzte Platte aufgenommen, unser letztes Konzert gespielt. Belassen wir es dabei und sind stolz darauf, was wir geleistet haben", zitiert ihn die Zeitung The Australian. Am 30. November 2006 findet in Brisbane ein Grant McLennon-Gedächtniskonzert statt, an dem zwar die Go Betweens-Rhythmusabteilung Adele Pickvance und Glenn Thompson teilnimmt, nicht aber Forster. Ebenfalls zu Gast sind u.a. Ian Haug von Powderfinger und Cameron Emerson und Toby Martin von der Youth Group.

Im Frühsommer 2007 erscheint das Doppelalbum "Intermission" unter dem Namen Robert Forster/Grant McLennan. Es enthält 27 Songs, die die beiden Songwriter zwischen 1990 und 1997 in der Pause der Go-Betweens komponierten. Die Best Of der jeweils vier Soloalben dürfte auch für eingefleischte Fans noch einige interessante Perlen bereit halten und ist ein würdiges Abschiedsgeschenk für die ungekrönten Könige des melancholischen Gitarrenpops.

Die vielen unausgesprochenen Wahrheiten und Geheimnisse rund um die vor allem von Fachleuten geliebte Indie-Band verrät 2017 schließlich Robert Forster in seinem Buch "Grant und ich". Es ist zur Hälfte die spannende Geschichte einer immer kurz vorm Scheitern stehenden Popband im London der 1980er Jahre, als auch ein rührseliger Rückblick auf eine besondere Freundschaft zweier Seelenverwandten.

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The Go-Betweens live im Kölner Gloria 2005 Australische Indie-Legenden feiern in Kölns schönstem Club.

Australische Indie-Legenden feiern in Kölns schönstem Club., The Go-Betweens live im Kölner Gloria 2005 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Australische Indie-Legenden feiern in Kölns schönstem Club., The Go-Betweens live im Kölner Gloria 2005 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Australische Indie-Legenden feiern in Kölns schönstem Club., The Go-Betweens live im Kölner Gloria 2005 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Australische Indie-Legenden feiern in Kölns schönstem Club., The Go-Betweens live im Kölner Gloria 2005 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

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