laut.de-Kritik
Willkommen in der Ballermann-Hölle.
Review von Anastasia HartleibEs sieht so aus, als wären politische Entwicklungen und Feminismus-Debatten irgendwie an Spandau vorbeigegangen. Denn wenn man SDPs neuestes Album "Die Bunte Seite Der Macht" hört könnte der Eindruck entstehen, die Welt sei eine bunte Ballermann-Blase, in der Frauen "dicke Titten" haben und nerven, während hart arbeitende Männer auch mal einen drauf machen dürfen. Dass man sich dafür aus der Erfolgskiste der Popkultur bedienen darf, steht bei SDP außer Frage.
Denn die beiden biten, was das Zeug hält. Schon im Intro verliest eine Männerstimme sarkastische Ansagen im William Cohn-Stil, die aber definitiv nicht dem Böhmermann-Sidekick gehört. Im Laufe des Albums bedienen sich SDP auch bei KRS-One, K.I.Z. und Seeed und mischen deren Zitate im grauenerregenden Schlund des Rock-Pop-Ballermann-Ungeheuers.
Für die Prise Aktualität gibt es noch Elektro-Gedöhns. SDP machen das auch noch im vollen Bewusstsein darüber, dass dieser Mischmasch unhörbar ist: "Du hast gehofft wir kommen gar nicht zurück, werden überfahren oder erschlagen vom Blitz / ja du hast gehofft wir liegen beide längst im Grab, doch wir sind leider wieder da" singt Vince in "Leider Wieder Da!".
Dass sich Vince und Dag als West-Berliner bezeichnen, nur weil irgendwann mal das Ortsschild in Richtung Spandau gekippt ist, ist nur die Spitze des Eisbergs. SDPs Botschaften sind mehr als einfach gestrickt: Männer, macht ruhig mal einen drauf ("Zeit Verschwenden", "Das Leben Ist Ein Rockkonzert") und alle Weiber sind Nervensägen und nutzen einen nur aus ("Am Schönsten", "Pferdeschwanz", "Friendzone", "Millionen Liebeslieder").
Dabei kommt es zu lyrischen Ergüssen wie diesen: "Irokese, Dauerwelle, Glatze, Vokuhila, Hipster-Vollbart, Trendfrisur - was mag sie wohl lieber / sie will ihn nicht, er versteht es nicht, doch der Grund ist ganz banal - sie sucht 'n Mann mit Pferdeschwanz, die Haare sind egal". Um diese textlichen Grausamkeiten zu überstehen, die mit Countrygitarren, Pferdewiehern, Jiha-Rufen und stöhnenden Frauen angereichert sind, hilft wohl nur der süßlich herbe Gerstensaft.
Ihr fragwürdiges Frauenbild führen SDP in "Am Schönsten" übrigens noch weiter aus, wenn sie die Ex-Freundin mit blondierten Strähnchen, gebleichten Zähnen, dicken Titten und aufgespritzten Lippen beschreiben. Doch weiter in der lustigen Karussellfahrt des Horrors. "Bullen, Schweine" ist ein ganz total witziger Song über eine Tierhaarallergie und bildet das obligatorische Sido-Feature. Wer dabei irgendwie an die verflixte Polizei denkt, ist natürlich ganz falsch gewickelt. Angeblich wäre sogar die astreine Bierbank-Melodie ironisch gemeint. Scheint, als wäre selbst SDP das eigene Mallorca-Geballer zu viel des Guten.
Daher übernehmen Vincent und Dag zwischendurch auch mal die Rolle des männlichen Glasperlenspiels in "So Schön Kaputt" und trällern noch eine Ode an die Männerfreundschaft zusammen mit Prinz Pi. "Uns kann niemand scheiden, denn es gab auch keine Heirat". Da jauchzt das Poetenherz, wenn es sich nicht gerade den Kopf darüber zerbrechen muss, ob SDP mit Timi Hendrix zusammen gesellschaftskritisch werden - "Nicht Mein Problem"!
Zum Finale stellen die beiden dem mittlerweile verzweifelten Hörer noch eine richtig miese Falle. Der denkt nämlich, er hat es bis zum letzten Song geschafft und hält die letzte Strophe-Hook-Strophe-Hook-Kombination auch noch aus. Falsch gedacht, denn zum Abschluss liefern SDP noch ein, Achtung, 18-minütiges Hörspiel. Über eine Viertelstunde retten Dag und Vincent darin im "Dicka, Alta"-Modus die Welt, wenn sie dem selbsterfundenen Schurken "Wurmlord" mit einem "Basketballschläger" den Kopf einhauen. Bei so viel Sinnfreiheit wird klar: die Pforten der Ballermann-Hölle sind nun endgültig geöffnet.
21 Kommentare mit 11 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
sdp war scheisse ist scheisse und bleibt es. Ist mir ein Rätsel wie ihr dieser ewigpubertären "hiphop" boyband mit Schlagertextniveau überhaupt auch nur durchschnittliche Reviews angedeihen lassen konntet. Für 20 Jährige Mädels die gerne wieder 14 wären mag das eine richtige Band sein, für menschen mit Restverstand ist das einfach nur Grütze.
Puh! Klingt ja von der Beschreibung schon echt furchtbar. Da muss ich, der sich momentan für keine musikalische Schandtat zu schade ist, einmal (und nie wieder) ein Ohr riskieren.
Wie tief kann man sinken wenn man auf so eine Kackmukke steht.... Oh mein Gott. Musik für Leute die nie eine Schule von innen Gesehen haben...Lool.
Echte Freunde ist echt ein super Song und so schön kaputt ist auch super, ich verstehe echt nicht wie die bewertungen so schlecht sein können wo selbst irgendwelche bescheuerten Gangsta-Rapper mehr bekommen....verrückte Welt!
Stichwort Frauenbild, habt ihr schon mal was von Ironie gehört, ich feiere SDP gerade wegen den satirischen Perspektiven und das sie sich selbst nicht ernst nehmen, die Autorin dieses Artikels hat wohl eine einerseits oberflächliche Betrachtung dieser Kunstform und versucht ihr Unverständnis in scheinbar objektive Kritik umzusetzen. Wenn man sich den Kontext mal anschauen würde, würde auch z.B. die Anspielung im Intro verständlich...