Porträt

laut.de-Biographie

Sandi Thom

Es wäre zu schön, um wahr zu sein. In der Kasse einer jungen ambitionierten Singer/Songwriterin herrscht Ebbe. Kurz entschlossen veranstaltet die 24-Jährige im Februar und März 2006 im heimischen Keller ihres Südwestlondoner Apartments eine dreiwöchige "Welttournee" (Start 24. Februar, Name: "21 Nights from Tooting").

Sandi Thom - Smile ... It Confuses People Aktuelles Album
Sandi Thom Smile ... It Confuses People
Musik machen ist eben auch nur ein Beruf.

Sie lädt sogar Fans zu sich nach Hause ein - zehn Leute fänden Platz. Einzige Voraussetzung: Bier und Schlafsäcke selber mitbringen. Aus anfänglich 70 Usern, die sich auf ihre Seite einloggen, werden zehntausende aus Ländern wie den USA, Russland, Neuseeland und Kanada. Sogar in Pakistan, Mexiko und Kroatien finden sich Zuseher.

Insgesamt sollen es weit über 100.000 gewesen sein. Prompt strecken Plattenfirmen ihre Fühler aus. Ein A&R erfährt während eines Interviews mit einer Schülerzeitung von der Aktion und kurze Zeit später hält Sandi Thom einen Plattendeal mit RCA/SonyBMG in den Händen - dem Vernehmen nach über fünf Alben und eine Million Pfund.

So weit das Info des Plattenlabels - das manche für reine Legende halten. Die erfahrene Promo-Firma Quiet Great habe den Webcast gezielt lanciert. Die Übertragung führen Fachleute des bekannten Hosting-Unternehmens Streaming Tank durch - nix von wegen Guerilla-Marketing mit einer Webcam im Wert von 60 Pfund an den etablierten Kanälen. Darüber hinaus sei sie gar der Schützling eines reichen schottischen Ex-Reeders. Und überbaupt: letztlich hat SonyBMG alles eingefädelt.

Wie dem auch sei: Alexandria Thoms musikalische Karriere beginnt früh. Geboren in dem kleinen nordostschottischen Fischerdorf Banff am 11. August 1981 schreibt sie mit 12 Jahren ihre ersten Stücke und tritt mit 14 als Keyboarderin und Sängerin ihrer ersten Band, einer Covercombo, bei. Zuvor beginnt sie im Alter von 4 Jahren Klavier und Orgel zu spielen. Nach dem 18. Geburtstag tingelt sie ein halbes Jahr als Straßenmusikerin durch Europa. Sandi steht auf die Musik von Bob Dylan, Jeff Buckley, Carole King, Stevie Nicks, Stevie Wonder und Aretha Franklin.

Nach dem Schulabschluss in Aberdeen besucht sie Paul McCartneys Institute of Performing Arts in Liverpool, im Zuge ihres Studiums tritt sie dem Gospelchor Love And Joy sowie einer siebenköpfigen Band bei, die es bei den von BBC Radio 1 initiierten Urban Music Awards bis ins Halbfinale schafft. Nach ihrem Abschluss 2003 kehrt sie nach Schottland zurück und spielt erste Demos ein. Daneben lässt sie sich als Sängerin buchen (etwa für das Dancestück "Better Days, das auf einer Playboy-Compilation erscheint) und singt Werbespots für Deo-Sprays ein.

Windswept Pacific Music gibt ihr einen Verlagsdeal und die Möglichkeit, ein erstes Solo-Album zu kreieren. Nebenher tritt sie häufig live auf und fällt bei einer Performance in Glasgow dem Indielabel Viking Legacy auf: Die Produktion von "Smile ... It Confuses People" ist in trockenen Tüchern. Das Debüt spielt sie in einer Scheune mit ihren Bandkollegen Jake Field und Duncan Thompson ein: Folk, Rock und Soul finden den Weg auf ein kurzes, akustisch geprägtes und gut produziertes, Lagerfeuer-taugliches Album. Die Presse vergleicht sie später u.a. mit KT Tunstall.

Die im Oktober 2005 releaste Single "I Wish I Was A Punk Rocker (With Flowers In My Hair)" landet nur in den hinteren Rängen der Charts. Die anschließenden Live-Sessions (u.a. mit Gitarrist Marcus Bunfantie und Drummer Craig Connet, mit denen sie bereits bei den BBC-Urban Music Awards spielt), auch im Vorprogramm der Proclaimers oder Nizlopi, schlagen ebenfalls keine hohen Wellen. Da sei sie plötzlich auf die Idee mit dem Webcast gekommen, erzählt Sandi in Interviews.

Erst danach und mit dem SonyBMG-Lizensierungsvertrag in der Tasche geht "I Wish I Was A Punk Rocker (With Flowers In My Hair)" im Juni 2006 auf eins der UK Single-Charts. Ihr Album geht kurz darauf ebenfalls auf eins. In Deutschland erscheint es am 20. Oktober. Zuvor stellt sie ihre Erfolgssingle für den Online-Remix-Contest Start-Ab.com zur Verfügung. Als weitere Singles kommen in Großbritannien das folkige "What If I'm Right" und "Lonley Girl" auf den Markt.

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