laut.de-Kritik
Abgedroschene Binsenweisheiten und inhaltslose Floskeln.
Review von Marvin MüllerSarah & Pietro – das liebenswerteste Fernsehpärchen seit Sarah Connor und Marc Dingsbums bleibt sich bei der zweiten gemeinsamen Albumproduktion treu und verwirrt den Hörer nicht mit Ausflügen in neue musikalische Gefilde. Der eigene beschränkte Kosmos bleibt Dreh- und Angelpunkt der neuen Platte. Gewidmet ist ihr erstes deutschsprachiges Werk ihrem gemeinsamen Sohn Alessio, dessen Geburt bereits von RTL2-Kameras für die Ewigkeit festgehalten wurde. Was es Schöneres für ein junges Menschenleben geben könnte? Wie wäre es mit einem ganzen Album, das dem kleinen Quotenbringer gewidmet ist ...
Nach den riesigen Erfolgen "Sarah & Pietro Bauen Ein Haus" und "Sarah & Pietro Bekommen Ein Baby" folgt jetzt der wohl größte Wurf des öffentlichkeitsscheuen Celebrity-Paares: "Sarah & Pietro nehmen ein deutschsprachiges, von Plattitüden und Nullsätzen nur so strotzendes und auf unreflektierten, schnellen Konsum ausgelegtes Pop-Album auf". Der sperrige Arbeitstitel wurde dann zum Glück von findigen Produzenten und Marktanalysten zu "Teil Von Mir" geändert, ein Titel, der die Banalität der 13 Stücke bereits erahnen lässt. Aber genug der lobenden Worte. Schalten wir unsere Lieblings-Doku-Soap mal für zehn Minuten ab und gehen in medias res:
Der Titeltrack der Platte soll wohl eine Art Willkommensgruß für Thronfolger Alessio sein. Die Worte des Elternpaares wirken jedoch eher wie eine Drohung: "Doch eines bleibt, du bist ein Teil von mir", singen die beiden wiederholt im Refrain, mir schaudert. In den Strophen werden passenderweise eine Menge Fragen gestellt ("Was werden diese Augen noch sehen? (...) Wem wirst du dem Rücken kehren?"). Leider scheinen die richtigen und wichtigen Angelegenheiten im Getümmel unterzugehen: Hat ein Kind nicht vielleicht ein Elternpaar verdient, das nicht auf Teufel komm raus in den Medien stattfinden muss? Gefällt dem kleinen Alessio die Musik, die seine Eltern da x-fach auf Tonträger pressen? Und weiß eigentlich das Jugendamt Bescheid?
Das Album plätschert vor sich hin. Einmal erinnern die Songs an klassischen Jeanette Biedermann-Pop aus den Nullerjahren, ein anderes mal wird versucht, sich durch eine geschickte Bass-Line an die Hits der letzten Jahre anzunähern. "Perfekt" beispielsweise erinnert an eine Version von MoTrips "So Wie Du Bist", bei dem Pietro mit seinem leider etwas beschränkten Wortschatz versucht, die gleiche Botschaft rüberzubringen. "Dein Körper zieht mich an, ganz ehrlich. Zieht mich in den Bann, gefährlich", schnurrt Sarah in "Blackout". Dem flimmernden Pop-Sternchen gelingt auf diesem Stück der Drahtseilakt zwischen asexuell wirkenden Liebesliedern und schlageresken Mitklatsch-Hymnen hörbar gut. Der Titel "Leicht" wirkt als einziges rund und hört sich auch beim zweiten Hören noch nicht vollkommen verbraucht an. Das schlichte Klangbett harmoniert mit Sarahs kräftiger Stimme und den simplen Texten. Lediglich die obligatorischen Oooh-Ohs in der Mitte des Liedes hätte sie sich getrost sparen können.
Ansonsten schwanken die meisten Zeilen der zwei Lombardis zwischen abgedroschenen Binsenweisheiten und inhaltslosen Floskeln, die auf Biegen und Brechen versuchen, irgendetwas Gehaltvolles vorzugaukeln. Insgesamt muss man allerdings dem simpel grinsenden DSDS-Gewinner und seiner Lebensgefährtin von der lyrischen Komponente her Authentizität zusprechen. Das Producing wirkt an vielen Stellen steif und tut den Stimmwundern mit Aussprachfehler wiederum gar keinen Gefallen. Dabei haben Sarah und Pietro schon so viel gemeinsam überstanden. Als DSDS-Survivor bleibt einem wohl kaum eine andere Wahl, als sich den Fernsehsendern und Produktionsfirmen an den Hals zu werfen und alles mitzumachen, um noch irgendwo in der Öffentlichkeit stattzufinden und nicht in der Versenkung gescheiterter RTL-Künstler zu enden. Wes' Brot ich ess, des Lied ich sing. Oder so ähnlich.
Ihrem tapferen Sohn bleibt nur zu wünschen, trotz des Startrubels um seine Eltern gesund und glücklich aufzuwachsen, und ein im Rahmen seiner Möglichkeiten normales Leben führen zu können. Ob ihm auch zukünftige Alben gewidmet werden, ist dem Kleinen wohl herzlich egal.
11 Kommentare mit 6 Antworten
Nein.
Ich erhöhe: DoppelNein..
oben im bewertungskasten hat sich leider der fehlerteufel eingeschlichen.statt ungehört 1/5 stehen da doch tatsächlich 2 sterne.
korrigiert das doch bitte mal schnell,ansonsten schöne rezi vom marvin.
einer für sarah, einer für pietro. nicht so geizig!
Mensch, wieso überhaupt dieser 2te Bonusstern? Geht mir nicht rein.
Wahrscheinlich, weil sie auf dem Cover so lieb lächeln. Und man den beiden irgendwie nicht böse sein kann (solange man das Album nicht hören muss).
Verriss schreiben bedeutet unglaublich reich werden. Laut.de bezahlt für jeden guten Verriss das dreifache der üblichen Gage. Ich kann es mir einfach nicht anders erklären. Erst Pietro, Unterschichttyp kaum zum Aushalten selbst für seine Schicht. Dann Sarah = unfickbar selbst mit Tuch drüber im Dunkeln. Dann das Schmerzensgeld oder falls Autor beim Hören verstorben Begräbnisgeld. Das muß so sein.
deswegen ist der rotzmeister auch krösus. kuck auf die goldkette!
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Das mit den 2 Sternen finde ich gut, habe die Rezi fast übersehen, hätte sie nur einen Punkt bekommen wäre sie mir eher ins Auge gesprungen, und das Album hätte damit schon wieder deutlich mehr an Aufmerksamkeit bekommen als es Verdient hätte.
Zitat: Ihrem tapferen Sohn bleibt nur zu wünschen, trotz des Startrubels um seine Eltern gesund und glücklich aufzuwachsen, und ein im Rahmen seiner Möglichkeiten normales Leben führen zu können.
Also ehrlich gesagt hätte er auch Probleme gesund und glücklich aufzuwachsen wenn seine Eltern nicht bekannt / berühmt / berüchtigt wären. Denn selbst ohne Promi- Dasein sind die beiden als Eltern grenzwertig. Beide haben ein mehr als überschaubares geistiges Niveau, und benehmen sich auch dementsprechend.