laut.de-Kritik
Sie fühlen sich wohl, im Blue Eyed Soul.
Review von Artur SchulzZurück aus der Gruft, Teil 666: Nun also auch Simply Red. Gerade einmal fünf Jahre liegt das Begräbnis der Band zurück. Bereits jetzt stehen Hucknall & Co. wieder am schmiedeeisernen Friedhofstor der Pop-Geschichte, mit unüberhörbaren "Lasst uns raus!"-Rufen. Erwarten uns garstige Soul-Ghule oder verführerische Blue Eyed-Vampire? Stoßt auf das Tor!
Die erste Single "Shine On" klingt poppig, nach Reißbrett-Softsoul mit ein wenig zu viel der glatten Gefälligkeit, mit der das Werk der Briten bereits in der Vergangenheit die Geister schied. Großtaten wie "Holding Back The Years" stehen einträchtig neben üblem Jahrmarktsmusik-Tand wie "Fairground".
Rasch ist klar, was Mick mit der Umschreibung zum neuen Werk meint: "Mit 'Stay' versuchte ich, vor Simply Red davonzulaufen. Aber inzwischen fühle ich mich sehr wohl mit unserem Flair als eine 'Blue-Eyed'-Soulband. Ich musste aufhören, gegen diese Idee anzukämpfen."
Beim Abgrasen des Soul konzentrieren sich die Briten auf die bunt leuchtenden Frühlingsblumen des Genres. Zunächst stöbern Simply Red ausgiebig in der Kiste des Philly-Sounds der Siebziger und werden bei Barry White fündig: "Daydreaming" bedient sich gekonnt beim streicherverliebten, Beat-schaufelnden Love Unlimited-Orchestra des großen Maestreos, inklusive stilecht herumhechelnder Girlvoices. Bei mir als White-Fan findet die Nummer vom ersten Takt an Zustimmung, auch wenn hier natürlich kein sonorer Verführer-Bass am Mikro steht. Doch das Konzept funktioniert bestens, auch später für "The Ghost Of Love" sowie "Love Gave Me More".
Mit echtem Seelen-Soul hat "Big Love" trotzdem wenig am Hut. Dazu gefällt sich Mick zu sehr in der Rolle des geschmeidigen Crooners. Hucknalls Stimme überrascht positiv. Er kann es einfach immer noch, das Organ mal mit reichlich Raureif belegt, dann wieder von zartem Schmelz umzogen. Wie auf der (titelmäßigen) Hemingway-Anleihe "The Old Man And The Beer": Hier verlassen Simply Red die große Sound Orchestra-Bühne und unternehmen einen jazzig-swingenden Strandbar-Ausflug. "WORU" holt den Disco-Funk der frühen Siebziger zurück ins Heute.
Führten frühere Alben häufig auch Coverversionen im Gepäck, setzen Simply Red diesmal ausschließlich auf Neuware. Die entstammt nur selten einer 80er-Jahre-Montagsproduktion, wie zum Beispiel das uninspirierte Ballädchen "Dad", das über sein Dasein als überflüssiger Filler nicht hinauskommt. "Love Wonders" gefällt dank des relaxten, soundmäßig abgespeckten Umfelds besser und verdient sich gute Noten als klassischer Mitternachts-Barsong.
Allein viermal taucht in der Tracklist das Wörtchen "Love" auf, der Albentitel erscheint also trefflich gewählt. Mit "Big Love" liefern Simply Red ein in seinen besten Momenten nicht nur vordergründig gefälliges, sondern auch beschwingtes und äußerst kurzweiliges Werk ab. Blue Eyed Soul pur: Hucknall & The Reds halten also, was sie eingangs versprochen haben.
5 Kommentare mit 27 Antworten
Schön dass es noch solche belanglosen Platten gibt. Dann kann man sich im Kommentarbereich auch mal über andere Dinge unterhalten. Zum Beispiel das hier: https://www.youtube.com/watch?feature=play…
Ein Hoffnungsschimmer am deutschen Kinohimmel
das macht also der simon gosejohann, jetzt wo sein typ auf pro 7 nicht mehr so gefragt ist.
gibts eigentlich iwelche cineastischen grosstaten in letzter zeit, die man gesehen haben sollte ?
"Steppenbrand am Rosettenrand" fand ich recht gut...
ist das nicht die fortsetzung von "fäkalschlacht am darmschacht" ?
Putzig aber leider sehr gewollt. Siehst du da ernsthaft Potential, Affe? Der Tampongag alleine trägt ja nichmal die 3 Minuten des Kurzfilms.
Ne, ich glaube du verwechselst da was. Ist die Fortsetzung von Fäkalschlacht im Analschacht
Natürlich sehe ich da kein Potential. Ich warte lieber auf das Biopic, dass Schweighöfer über Cindy aus Marzahn dreht. #truestory
*das
an die kann ich mich kaum noch erinnern.wenn mario barth da auch noch nen feature hat,wirds bestimmt bombe. ..
Naja, ich geh mich dann mal kurz schämen.
Es geht noch schlimmer:
https://www.youtube.com/watch?v=VN5kSsnLATg
kathy karenbauer, otto walkes und martin schneider ...
bin ja normalerweise ein verteidiger des deutschen filmes,aber das da wird mir in zukunft einen schweren stand beschehren.
Du hast die YT-Stars übersehen, das Tamponding ist ja wenigstens Trash im weitesten Sinn.
Was soll man dazu noch sagen? Alles, was dort bedient wird, kommt 5-10 Jahre zu spät und wirkt ohnehin bis zur Unkenntlichkeit pervertiert.
Nächstes Jahr erscheint dann wahrscheinlich so ein schwuler Anonymous-"Hacker"-Glorifizierungsfilm im deutschunlustigen Gewand, der einem die Thematik als heißesten Scheiß frisch vom Laster verkaufen will. Und der Protagonist trägt eine Guy Fawkes Maske mit Hitlerbart. uke:
Übelst! Zum Glück sagen mir die Namen der Youtube-"Stars" nix. Aber allein, dass Apecrime den Trailer abfeiern, dürfte Warnung genug sein
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Mundanus, meinst du https://www.youtube.com/watch?v=0iC8T2OU4gA ?
Dieser ApeCrime-Kommentar hat mich erst auf den Trichter gebracht, einer der Husos hat sogar das Drehbuch verbrochen.
Den Film hatte ich bereits erfolgreich verdrängt, Hollywood hätte daraus wenigstens einen Action-Blockbuster gemacht.
Als jemand, der die Entstehung und die ersten Brüche des besagten Kollektivs am Rande miterlebt hat, erzeugt das einfach nur Fremdscham und Unverständnis bei mir. Zumal das alles so unrealistisch dargestellt ist, nicht nur vom historischen Standpunkt aus.
4chan-Veteran?
'Hacker' sind sowas wie die Templer des 21. Jhd., naja.
Sozusagen, habe aber nie etwas gepostet. Nach ein paar Jahren unregelmäßigem Konsum konnte ich mir das Zeug irgendwann auch schon nicht mehr geben; spätestens mit den ganzen Ablegern, Channelkleinkriegen und krautchan verlor ich dann endgültig das Interesse. Oder ich kam einfach nur aus der Pubertät, wer weiß.
Wo bleibt eigentlich die Meilenstein-Review zu A Love Supreme von John "Fuckin'" Coltrane?
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Hab ich auf meiner Liste. Kommt gleich nach Air, KLF und Ride.
♥
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Können wir ewig warten.
Toni hat das selbst übernommen: http://www.laut.de/John-Coltrane/Alben/A-L…
Einer musste das beste Album der Welt ja machen.
Und dafür bin ich Sven auch sehr dankbar.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Immer wieder musste ich mich "verteidigen", da ich Simply Red mag, aber diese Scheibe ist letztlich nur gruselig. Der Opener geht in Ordnung, danach geht es ganz tief in den Keller. Was nutzen einem makelose Performances von hochprofessionellen Musikern wenn die Lieder nix sind ? Gar nix. War "Life" in den 90ern schon ein Tiefpunkt, dem allerdings mit "Blue" und später "Home" doch wieder ordentliche Alben folgten (und mit "Simplified" sogar ein richtig gutes !) ,
so haben wir es hier mit der überflüssigsten Simply Red-VÖ von allen zu tun...
und damit auch mit einem sehr, sehr traurigen und höchstens "live" willkommenen "Comeback".
Schade.
Simply Red? Nein danke.