laut.de-Kritik

Flacher Egalrock statt Umsturz.

Review von

Skillet veröffentlichen mit "Revolution" erstmals auf einem Indie-Label. Den edgy Titel scheinen sie zum Anlass zu nehmen, sich auf der Single "Unpopular" als besonders underdoggy zu geben. Das misslingt ebenso krachend wie die fast schon satirische Verknüpfung von Rebellentum und Showmanship auf dem flachen Opener "Showtime". Großaspach gegen Elversberg verspricht mehr Spannung und Grandezza als dieses Bügelbrett von einem Song.

Damit ist das Machwerk aber immer noch um Meilen besser als "Unpopular", dem an den empfindlichsten Stellen die Luft ausgeht und das sich mit viel Mühe über die Ziellinie schleppt, mit einem der dümmsten Refrains überhaupt: "Unpopular, unpopular / Call me outclassed, outcast, simple man, true facts / Have you heard? I'm a commoner / Got my family, sanity, everything I need."

Sehr nett von Bandleader und Sänger John Cooper, dass er sich auch nach elf zunehmend grottigen Alben immer noch als "commoner" sieht, als einer vom gemeinen Volk. "All That Matters" klingt ironischerweise egal, verbucht im Gegensatz zu den beiden ersten Songs jedoch wenigstens ein einigermaßen energetisches 08/15-Poprock-Gitarrenriff im Refrain.

Cooper zerstört mit "Not Afraid" dann aber rasch alle Hoffnungen, dass "Revolution" doch kein kompletter Ausfall sein könnte. Melodic-Poprock hört sich als Genrebezeichnung für diesen Brei aus viel zu weit nach vorne gemischter Stimme und Bass-Rhythmusgitarren-Druck-Mischmasch, Billo-Keyboard und Seth Morrisons handwerklich okayer, aber einfallsloser Leadgitarre viel zu interessant an.

Das Endergebnis ist stockkonservativer, stinklangweiliger Egalrock. Der Gerade-Noch-Commoner hat uns übrigens noch was mitzuteilen: "I guess that you don't even know me/ 'Cause I'll never be like you". Diese Kritik gilt im Besonderen auch für "Fire Inside Of Me", das neben einem kaum mehr muttersprachlichen Titel um einen ganz besonders schäbigen und austauschbaren Geigeneffekt kreist. Umso frustrierender, dass Drummerin Ledger und Cooper zwischendurch ganz kurz andeuten, was möglich wäre, wenn sie konsequent einen Song als Power-Duo bestreiten würden, auf Albumlänge bleibt Ledger aber mehr Gimmick statt Asset.

Der Titeltrack verströmt zumindest stellenweise AOR-Vibes, das Songwriting bleibt aber zu schwach, um die positiven Ansätze über eine nennenswerte Strecke oben zu halten oder gar zu variieren. Neben Gitarristin, Bandveteranin und Ehefrau Korey Cooper rekrutierte John bei jedem Song noch Produzenten als Co-Songwriter, teils aus der Christenrock-Szene, teils einfach Studioprofis, die halt machen, wofür sie bezahlt werden: Sie schleifen den Song noch weiter glatt, bis nichts mehr übrig bleibt: Geradezu symptomatisch ist, wie okay beginnende Songs, etwa die inhaltlich leicht gruselige Loyalitätserklärung "Defector", rasch im Pomp versinken.

"Ash In The Wind" verhebt sich an überbordender Dramatik, trotzdem stellt der Song das klare Albumhighlight dar: ein okayer Radiosong, der im Trader Joe's bestimmt nicht weiter stört. "Happy Wedding Day (Alex's Song)" tut niemandem weh, eine derlei Nummer erwartet man sich insgeheim von einem vernünftigen Hochzeitsliedermacher. Nach dem besonders egalen Schluss "Death Defier", der vor sich hin stampft, ohne Gewicht auf den Boden zu bringen, ist es dann endlich rum - und keiner hat irgendwas von einer "Revolution" mitgekriegt.

Trackliste

  1. 1. Showtime
  2. 2. Unpopular
  3. 3. All That Matters
  4. 4. Not Afraid
  5. 5. Revolution
  6. 6. Ash In The Wind
  7. 7. Fire Inside Of Me
  8. 8. Defector
  9. 9. Happy Wedding Day (Alex's Song)
  10. 10. Death Defier

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