laut.de-Kritik

Da graut es selbst den Allmächtigen.

Review von

Die christliche Band weiß: das Böse lauert überall. Es übersieht wahre, ritterliche Gesinnung und schaut nur auf die negativen Seiten. Aber wie zur Hölle soll man diesem Reißbrett-Stumpfsinn nur etwas Positives abgewinnen? Dagegen klingen selbst Chad Kroegers Melodien wie Mozarts Meisterwerke.

Okay, die Hälfte von Skillet ist weiblich, was gerade in den Männerdomänen Metal und Rock eine respektable Frauenquote darstellt. Spätestens seit Europa den Leyen überlassen wird, weiß jeder, dass mehr Frauen in Führungspositionen nicht unbedingt das Heilmittel des Feminismus sein muss. Gleichberechtigung beginnt bei höheren Löhnen in Careberufen. Aber wir schweifen ab.

"Victorious" lautet mittlerweile das 10. Album der Amis, wobei der Titel der Platte von 2005 auch gut gepasst hätte, nämlich "Comatose". Scheinbar lässt sich mit dieser Mucke gut Geld verdienen.

"You Ain't Ready" leiht sich das Opening-Riff von "One Step Closer", stinkt gegenüber dem Linkin Park-Hit aber gewaltig ab. Ab zum Nachsitzen in den Proberaum. Jeder Kurs der musikalischen Früherziehung beweist mehr kreatives Potential.

Optisch maskieren sich Skillet mit einem Though Guy-Image, haben aber eine Mac Doof-Produktion im Hintergrund, die selbst für Radioboxen zu brav daherkommt. Die Gitarren klingen schrecklich komprimiert und dünn, die Drums synthetisch und abgeschmackt. Rock braucht Wampe und keinen Waschbrettbauch.

Über die Synthies legen wir lieber den Mantel des Schweigens. Gegen das Plastik-Geklimper nimmt sich ein hartnäckiger Tinitus regelrecht harmlos aus. Der Titeltrack gibt hierfür ein gutes Beispiel. Das im Klangbild links und rechts platzierte Geplucker schimpft sich Sounddesign, könnte genauso gut ein außer Takt geratener Herzschrittmacher sein.

Apropo Rhythmusstörungen. "This Is The Kingdom" ruft selbige hervor, mit seinem Exkurs in Sachen Hip Hop, der jedem seriösen Beat-Bastler die Zornesröte auf die Stirn treibt. "Rise Up" will auf die großen Bühnen dieser Welt, ist aber gerade so effektiv wie ein Tischfeuerwerk.

Die Textzeile "Your light will terrify the dark" gäbe einen schönen Slogan für einen Kirchentag ab. Im akustischen Hui Buh-Gewand des Ami-Quartetts zuckt selbst der Allmächtige vor Schrecken zusammen.

Der Closer "Back To Life" ist glücklicherweise KEIN Evanescence-Cover. Das ist und bleibt die einzige gute Nachricht auf Albumlänge.

Trackliste

  1. 1. Legendary
  2. 2. You Ain't Ready
  3. 3. Victorious
  4. 4. This Is the Kingdom
  5. 5. Save Me
  6. 6. Rise Up
  7. 7. Terrify the Dark
  8. 8. Never Going Back
  9. 9. Reach
  10. 10. Anchor
  11. 11. Finish Line
  12. 12. Back to Life

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