25. Februar 2004

"Mädels auszusuchen, das ist Luxus ..."

Interview geführt von

Flo: Mikrofontest, eins zwei, laut.de ... Also Rüde, wir haben jetzt das Konzept erstellt, dass ich dich interviewe. Wir befinden uns hier bei Bennie-Lauth.de. Wie zu erwarten ist natürlich die erste Frage, warum das neue Album "Burli" heißt. Erklär das doch mal kurz für unsere Leser oder Hörer.

Leser!

Rüde: Leser! Laut.de - '.de' ist kein Radio!

Flo: Doch, da gibt's einige Radios mit .de

Rüde: Echt?

Sagt bloß, ihr kennt laut.de nicht!? Ich bin entsetzt;)

Flo: Natürlich, ich tippe da oft unser altes Album hoch.

Rüde: Bitte, stell doch deine erste Frage.

Ok, nicht zum Namen, sondern zum Entstehungsprozess. Macht ihr beim dritten Album was anders als beim ersten? Und wenn: Was macht ihr anders?

Rüde: Es war beim dritten Album so, das es zunächst Anlaufschwierigkeiten gab, also prinzipiell, dass ... genervt och Mann, Flo, du darfst mich jetzt nicht ablenken ...

Flo: Ich will doch nur fragen, ob ihr was trinken wollt. Schmollt ein bisschen und macht dazu eine Unschuldslamm-Miene.

Rüde: Also, wie wir rangehen. Im Endeffekt gehen wir genau so ran, wie sonst auch. Jeder schreibt Lieder und gibt Textbeiträge, und dann verfeinern wir die hoffnungsfrohen Ideen. Im Endeffekt hatten wir 30 Lied-Ideen, wovon zwölf auf dem Album gelandet sind. Jeder schreibt. Flo und ich schreiben verstärkt und steuern verstärkt Ideen bei. Peter ist nach wie vor der Sänger, derjenige, der die Texte so auf den Punkt bringt, dass wir's super finden. Flo hat nen riesen Textausput lacht Ausput, hehehe! Ja und ich schreib auch.

Flo: Ja, ich hab ein riesen Textoutput, aber was man davon verwerten kann, das reduziert sich auf eine kleine Summe.

Ich hab auch gelesen, dass es ein wenig Schwierigkeiten gab bei den Aufnahmen!?

Rüde: Es gab Kommunikationsschwierigkeiten mit der Plattenfirma, die einerseits wir verschuldet haben, indem wir uns zu sehr unter Druck gesetzt haben, mit Terminen, die wir nicht einhalten konnten. Aber die Plattenfirma hat uns auch sehr unter Druck gesetzt, wir sollten schnell aufnehmen, alles nur wegen Umsatzzahlen. Die haben auf unsere Sachen nicht sehr wohlwollend reagiert, die waren sehr darauf bedacht, das schlecht zu reden, was wir machen, damit sie im Nachhinein sagen können entweder: Es ist gut geworden, weil sie uns unter Druck gesetzt haben, oder es ist schlecht geworden, genau so, wie sie's gesagt haben. Das ist eine recht unfeine Art und Weise der Kritik gewesen. Undifferenziert. Aber letztendlich brauchen wir dem nicht so viel Wert beimessen. Im Ganzen sind wir sehr zufrieden mit dem, was rausgekommen ist, Schwamm drüber!

Habt ihr da irgendwie drauf reagiert, oder habt ihr einfach gesagt, wir machen weiter.

Flo: So war's. Wir haben uns zusammengesetzt und waren uns einig, dass wir eine absolute Einheit bilden und bandintern sehr stark zusammenhalten müssen, um das, was wir uns vorgenommen haben, durchzusetzten. Und wir waren uns bewusst, dass die Lieder, die wir für die Demos zusammengestellt haben, absolut top und super sind. Mit Ellenbogen haben wir uns zwei Monate durch die Aufnahmen gekämpft, um dann im Endeffekt von allen Seiten Schulterklopfen zu ernten. Also war die Einheit, die uns als Band prägt, so groß wie nie zuvor.

Ich beginne meine Frage, doch mitten rein piepst Rüdes Handy.

Flo: Bei dir piept's wohl!

Rüde verteidigt sich: Tut mir leid, aber ich muss, das ist saudringend!

Flo: Bitte, dann stell mir die Frage!

Ich finde, eure Musik hört sich im Grunde immer gleich an. Finde ich ein bisschen schade.

Flo: Aber was hast du erwartet?

Irgendwie nicht, dass es so sehr ähnlich wird.

Rüde: Also ich finde schon, dass es Unterschiede gibt. Vom Sound her kracht's mehr. Letztendlich sind wir natürlich die Sportfreunde geblieben. So einen konzeptionellen Bruch, das können wir uns nicht leisten.

Wollt ihr euch nicht leisten oder könnt ihr nicht?

Rüde: Habe ich jetzt keinen Bock drauf, weil ich sehr zufrieden mit dem bin. Und das können wir auch nicht. Wir machen die Lieder sehr aus dem Bauch heraus. Wir schreiben einfach über das, was uns bewegt und machen uns kein Konzept, über was wir im einzelnen singen wollen.

Ich setze zur neuen Frage an, da meldet sich Flo zu Wort

Flo: Ich will dazu noch was sagen: Es ist nämlich auch immer ziemlich einfach zu sagen, jetzt machen sie das gleiche wie davor ... Denn einen wirklichen Umbruch haben musikalisch nur wenige Bands geschafft. Ich möchte da eigentlich nur The Notwist erwähnen.

Radiohead?

Flo: Ja, genau, Radiohead. Da geht's schon mal weiter. Das ist für mich ein absolutes Negativbeispiel. Gott sei Dank ist Musik subjektiv, aber da finde ich es schade, dass die versucht haben, was Experimentelles aufzuziehen, um sich dann in Belanglosigkeit zu verlieren, aber ...

Rüde: Belanglosigkeit ...

Flo: Meine subjektive Auffassung von dem neuen Zeug.

Wir diskutieren ein wenig über Radiohead und werden uns einig, dass Kid A den Tiefpunkt ihres musikalischen Schaffens dargestellt hat.

Flo: Noch sei erwähnt, dass wir absolute Neuheiten auf der Platte haben, wie ein Gitarren-Solo und annähernd ein Schlagzeug-Solo. Das musst du dir auch mal ganz genau vor Augen führen!

Das muss ich mir noch mal ganz genau anhören!

Flo: So ganz krasse Sachen, wie "Erste Wahl" hatten wir früher auch nicht, so ein deutliches Zeichen der ...

So einen deutlichen Toten Hosen-Einschlag ...

Flo: Kann man durchaus feststellen, finde ich auch absolut OK. Aber das ist auch ein bisschen unsere Entstehungsgeschichte und unser Standpunkt, auf lustige Art und Weise dargestellt.

Rüde: Was bei dem Album für mich tatsächlich im Vordergrund stand, war die Spielfreude. Wir haben riesen Spaß gehabt beim Proben von dem ganzen Zeug. Wir haben uns freier von der Seele gespielt, und ich finde, das hört man auch. "Erste Wahl" ist zum Beispiel ein Stück, das völlig in diese Richtung geht. Wo wir halt im Proberaum nur noch totalen Spaß hatten und lachen mussten. Es geht natürlich sehr krass in so eine proletige Richtung. Bei dem Lied halt proletig, bei einem anderen Lied nachdenklich. Uns ist wichtig, dass alle Seiten von uns auf dem Album vertreten sind.

Wir reden darüber, ob man das neue Album nur laut oder auch leise gut anhört. Dabei erwähnen sie ihren Song mit Roque Santa Cruz. Und, jeder Bayern-Fan wird mich dafür hassen, ich hake nicht nach. Hätte Kollege Johannesberg nicht so weit weg gesessen, um sein Abendbrot zu genießen, er wäre wohl dazwischen gegangen. Außerdem pöbeln mich die Sportfreunde an, ich solle nicht die ganze Zeit "so überkritisch" sein.

Rüde: Jetzt reicht's langsam! Müssen beide lachen

OK, dann kann ich ja jetzt noch sagen, dass der Albumtitel bescheuert ist ... Nein, so schlimm ...

Rüde: Doch! Kannst du gerne sagen!

Naja, so schlimm ist er nicht. Aber als ich ihn das erste Mal gehört habe, dachte ich: Was soll das denn?

Flo: Schon wieder was Neues! Anscheinend haben sie begonnen, die Reaktionen auf den Titel zu sammeln. Ein zu hinterfragender Plattentitel.

Rüde: Aber das kann man natürlich auch bei der guten Seite.

Flo: Also, "Die Gute Seite" ist eine klare Aussage, "So Wie Einst Real Madrid" ist eine klare Aussage. Und "Burli", da wissen ja viele Leute nicht mal was das ist. Das geht so weit, dass schon manche Leute dachten, das wäre ein englischer Titel.

In meinen Ohren hört sich "Burli" an wie eine Pro7 Teenager-Komödie.

Rüde: Ehrlich?

Flo: Die Burli-Parade, öhm ...

Rüde: Ja "Burli" ist ganz klar: Diese Platte ist unser Kind!

"Burli" ist ja auch was Niedliches!

Rüde: Ja, aber "Burli" ist nichts Schlechtes.

Das sag ich ja auch nicht!

Rüde: Nein nein, ich mein halt bloß so ... aber "Burli" hat schon was verniedlichendes. Aber das heißt nicht, dass die Platte jetzt eine niedliche Platte ist. Für mich zumindest, das ist ja i-m-m-e-r subjektiv!

Deutsche Texte hören sich schnell so "reim mich, oder ich fress dich"-mäßig an. Habt ihr ein Problem damit, dass das sich schneller etwas platt anhört, wenn man deutsch singt?

Rüde: Das ist immer eine Gratwanderung. Wir legen Wert darauf, geradlinige Texte zu schreiben. Und wie ich auch im Privaten darauf Wert lege, dass man mir offen und klar sagt, was man meint, und nicht alles verschachtelt, nur damit's gut klingt. Das kommt doch einfach, weil man der deutschen Sprache näher steht, als der englischen. Wenn du englische Texte übersetzt stellt's dir zum Teil ja auch die Haare zu Berge. Wie gesagt. Ich glaube, das liegt einfach wirklich daran, dass man halt einen sehr direkten und nahen Sprachbezug hat.

Flo: Dem ist nichts hinzu zu fügen, außer dass Texten eine Form von Lyrik ist und Reimen ein Stilmittel. Und falls man Lieder macht, die sich nicht reimen, springt wieder ein anderer aus dem Busch und schreit "Oh Gott". Das wurde uns beim Lied "Wellenreiten" vorgeworfen. Im Endeffekt kannst du's keinem recht machen.

Das war ja jetzt auch nicht als Vorwurf gemeint.

Rüde: Aber du bist kritisch!

Entschuldigung ...

Flo: Du nimmst deinen Job ernst und ich lobe dich hierfür!

Rüde: Du bist auf eine angenehme Art und Weise kritisch, da gibt's auch Kritiker, die unter die Gürtellinie zielen. Puh, da muss ich ja aufpassen, dass ich nicht rot werde.

Rüde: Aber es gibt ja auch sehr wohlwollende und nette Journalisten. Das darf man nicht über einen Kamm scheren. Und wenn uns jeder loben würde, würde ich dem Frieden auch gar nicht trauen. Weil ich hab ja schon Angst gehabt, dass unsere Platte eine Kritikerplatte wird, weil Anfangs so viele Leute meinten, dass ihnen das so gut gefällt, was wir gemacht haben. So ist man halt immer so am Zweifeln.

Ich glaub nicht, dass das ne Kritikerplatte wird. Oh, das kann man missverstehen. Sie gucken mich so komisch an ... schnell zurückrudern! Also, ich meinte jetzt nicht, dass die Kritiker das blöd finden, sondern dass viele Leute sich das anhören werden. Ich denke sowieso: egal was die Sportfreunde machen, das wird doch ohnehin gekauft wie blöd. Was macht die Plattenfirma da für eine Aufregung? Ich habe das Gefühl, ihr könnt machen was ihr wollt, und die Leute finden euch toll!

Rüde: Ja so ist es nicht! Und ich bin froh darüber, dass es Leute gibt, die uns offen ihre Meinung sagen, und ich find's genau so toll, dass es viele Leute gibt, die mit dem, was wir machen, was anfangen können und uns vertrauen, dass das eine gute Platte wird, und dass wir weiter was zu sagen haben.

Macht euch die ganze Promo noch Spaß, oder ist das inzwischen ein notwendiges Übel geworden? Ihr gebt ja immerhin heute zum Beispiel schon den ganzen Tag Interviews!

Rüde: Ich finde das super, dass sich überhaupt so viele Leute für uns interessieren. Und zu manchen Uhrzeiten krieg ich keinen ganzen Satz mehr raus.

Flo: Das ist ja im Sinne unserer Sache. Und je mehr Leute sich interessiert zeigen an unserem Ding, desto mehr Möglichkeiten haben wir, das zu verbreiten, hinter dem wir zu 100% stehen. Aber ich will jetzt hier mal eins feststellen: Der Rüdiger wird so ab Sechs/halb Sieben ganz grantig.

Och, ich finde ihn gerade sehr friedlich Und es ist nach halb Sieben!

Flo: Ja, aber wenn ich ihn kurz was frage, wird er immer gleich ganz forsch!

Rüde: War ich das?

Flo: Du hast jetzt schon zum dritten Mal im Laufe unserer Promotour gesagt, ich dürfe dich nicht unterbrechen.

Rüde: Ja, aber der Flo hat so die Eigenschaft, den ganzen Tag über Schmarrn zu machen, und wenn man dann bei ...

Flo: Ich wollte dir doch nur ein Getränk besorgen. schmollt ein wenig

Rüde: Das ist nichts Negatives. Aber der hat eine unheimliche Gabe, den ganzen Tag Schmarrn zu machen. Aber wenn man dann bei 800 Scherzen und Scheißdreckschoten am Tag bei dreien sagt: "Bitte Flo, ich brauche jetzt meine Ruhe!" Dann ist das gleich ein persönlicher Affront gegen den Saubatz.

Flo: Zeig dich nicht so aggressiv mir gegenüber! Und du au net! Sagt er zu mir gewand und lacht sich kringelig

Hat sich eigentlich euer Verhältnis zu den Fans verändert? Habt ihr noch Kontakt zu ihnen?

Flo: Es passiert immer noch, dass wir nach einem Konzert zu ihnen rausgehen. Mir passiert's, dass mir Fans wild winken, ich schon in meiner Hosentasche nach nem Stift krame, um dann zu hören: "Kannst du mal Peter und Rüdiger rausholen?" Dann geh ich traurig zurück und sag's den beiden. Ooooooh Die gehen dann aber immer noch raus. Fannähe ist uns immer noch sehr wichtig, und wir versuchen, das zu praktizieren, wo's auch geht. Aber es ist oftmals auch wirklich anstrengend. Vor allem für Peter und Rüde ist das zum Beispiel echt schwer, sich Konzerte anzuschauen. Oder wie siehst du's? Siehst du das genau so? In etwa so wie ich? Denkst du da genau so, wie denkst du eigentlich?

Rüde: Also, ... muss schon wieder an sein Handy. Um eine Geburtstagsparty vorzubereiten, enthüllt Flo das Geheimnis und freut sich mit einem Pumuckl-Lachen darüber. Rüde versucht, wieder den Faden zu finden. Ich sag's jetzt noch mal und zwar ein l-e-t-z-t-e-s Mal! Der Grund, warum wir ab der zweiten Tourwoche so tiefe Augenringe haben, ist, dass wir uns ständig auf irgendwelche Feste mitschleifen lassen und dann bis zum Morgengrauen feiern. Weil wir ständig Leute kennen lernen und dann mit denen rumfeiern. Ich find's total wichtig, Leute zu treffen, die auf unsere Konzerte gehen und dann mit denen zu ratschen. Das sind ja auch meistens total nette Leute. guckt Flo an Du warst auch schon auf vielen Festen dabei, brauchst gar nicht so zu tun!

Flo: Ich bin aber auch ein total schöner Mensch!

Rüde: Das stimmt absolut.

Flo: Ich wollte eigentlich sagen, ein netter Mensch, denn darum ging's ja grad.

Rüde: Das mit dem nett kann ich so nicht ganz unterschreiben, schön schon.

Wisst ihr eigentlich, was der Peter das letzte Mal über euch gesagt hat?

Rüde: Unser Peter?

Ich hab ja schon mal ein Interview mit euch gemacht, aber da bist du abgehauen, Flo!

Flo: Wieso denn, weil du frech warst?

Nö! Du bist einfach nicht mehr wiedergekommen ... vom Klo.

Flo: Vom Klo? Da war ich tatsächlich kacken ... bitte nächste Frage!

Auf jeden Fall hat der Peter da über euch gesagt, der Flo sei wie ein Presslufthammer, und der Rüde wie eine Friedenstaube.

Flo: Schöner Vergleich, den ich so unterschreiben kann.

Rüde: Wobei ich Friedenstauben irgendwie eklig finde. Ich mag Tauben nicht, kann die nicht ausstehen. Aber ich bin das versöhnliche Element in der Band, das stimmt schon. Und der Flo ist schon eher so ein Haudrauf-Typ.

Anderes Thema: Wie fühlt man sich, wenn man ratzfatz riesige Hallen füllt?

Rüde: Man fühlt sich einfach nur noch gut. Aber es stimmt nicht ganz, dass es ratzfatz passiert.

Ich meinte im Vorverkauf.

Flo: Ja, das freut uns natürlich und bestätigt uns in dem, was wir machen. Das heißt ja, dass es viele Leute gibt, die sich mit unserer Musik identifizieren können. Wie siehst du's Rüde?

Rüde: wirkt etwas abwesend Du hast uns echt zu einer ganz schwierigen Zeit erwischt! Ja ich find's halt Wahnsinn, was für einen Zuspruch wir für die Tour bekommen. Mich freut's wenn ich davon höre, aber es ist kein Bestandteil meines Alltags. (ich mache zwischendurch ein Foto) Wie blöd sieht dass denn jetzt aus? Anschließend reden wir über das überdimensionale LAUT-Mikro. Naja, wie gesagt, ich finde das super, aber ich denk mir nicht jeden Tag geil, soundsoviel Tickets sind jetzt rausgegangen, das ist halt für den Abend immer ein ganz tolles Erlebnis.

Was sind für euch die negativen Seiten auf Tour?

Flo: Mir fallen nicht viele ein, außer, dass man für lange Zeit von seinen Freunden außerhalb der Band getrennt ist. Aber da ja die Band selbst auch meine Freunde sind, vermisse ich eigentlich auf Tour überhaupt nichts. Vielleicht meine Geschwister.

Rüde: Ich find's super, das ist immer die Zeit, nach der ich mich sehne. Konzerte spielen, viele Leute treffen, das ist einfach eine Wahnsinns-Zeit. Irgendwann ist man völlig erschöpft, total durch, fix und fertig, und da gibt's so Momente, wo man zwischen Realität und Traum nicht mehr unterscheiden kann, wenn man zum Teil nur noch im Fahren schläft, in irgendwelchen Städten aufwacht, Leute kennen lernt ... Man verabschiedet sich wieder von denen und trifft sich meist nicht mehr. Das ist so unglaublich flüchtig und schnell alles. Das ist einerseits total schön, aber andererseits bringt's einen auch durcheinander. Ich kann mir vorstellen, dass eine Band, die zwei Jahre auf Welttournee geht, danach psychisch am Ende ist. Aber für sechs Wochen ist es super und wir haben einen riesen Spaß. Wir haben super Leute dabei und in jeder Stadt Freunde, die wir da treffen. Auf Tour zu sein, ist ein ganz spezieller Gefühlszustand. Das kann man nicht nachvollziehen, wenn man das noch nicht gemacht hat. Ein Rausch nach dem anderen.

Was war das letzte Konzert, auf dem ihr wart?

Rüde: The Darkness!

Ich muss schmunzeln

Rüde: Da gibt's nichts zu lachen! Ich finde die Platte wahnsinn! Die haben auch was total Humorvolles, aber ich bin mir sicher, dass die ihre Musik lieben und die ernst meinen. Ich finde die super!

Wer sucht denn eigentlich die Schauspielerinnen für eure Videos aus, ihr habt da ja immer so ein schönes Mädchen dabei!

Rüde: Das sind natürliche Schönheiten.

Flo: Wir wollen da nicht so Supermodels mit Beinen bis unter die Achseln. Aber meist sucht die Produktionsfirma ein paar Mädels aus, von denen wir eine aussuchen, das sind immer ganz nette.

Rüde: Wir sind in der privilegierten Situation, uns dann Mädels auszusuchen, das ist Luxus, ein Traum.

Wir reden ein wenig übers Video

Rüde: Diese ganze U-Bahn-Szene ist ein Bild für den Alltag, in dem jeder aneinander vorbei läuft, jeder für sich lebt, und keiner achtet auf den anderen. Ich kann das jetzt grad nicht erklären, Flo kannst du das?

Flo: Ja, der Ansatz stimmt doch. Die U-Bahn ist einfach ein kalter Ort der Zwischenmenschlichkeit. Wir wollen ja, dass die Leute netter miteinander umgehen.

Sie reden wieder ein bisschen durcheinander.

Ich habe ohnehin das Gefühl, dass eure Musik, eigentlich euer gesamtes Auftreten das Ziel hat, mehr Menschlichkeit oder mehr Freundlichkeit zwischen den Menschen zu propagieren.

Flo: Die Frage ist, Rüdiger: Ist das aufgesetzt oder ist das eine ehrliche Haltung von euch?

Rüde: Mir ist das natürlich wichtig, dass man okay miteinander umgeht. Nicht als Konzept. Ich finde es wichtig, dass man in einer respektvollen Weise miteinander umgeht. Ich sage das auch jemandem, wenn er mir auf die Nerven geht. Aber ich versuche, die guten Seiten an einem Menschen zuerst zu sehen. Miesepetertum ist eine Charakterschwäche. Man sollte immer versuchen, mit den Leuten okay umzugehen, das ist wohl die Haltung, unter der wir unsere Lieder schreiben.

Ok, dann bin ich mit meinen Fragen am Ende. Es war mir ein Vergnügen mit euch zu reden!

Flo: Vielen Dank!

Endlich ist der lange Interviewtag vorbei, aber Rüde lässt es sich nicht nehmen, mich noch mal eindringlich zu fragen, ob ich das Album wirklich so schlecht fände. Natürlich nicht! Aber man wird doch mal provozieren dürfen!? Außerdem sind die Sportfreunde immer noch die allernettesten, süßesten, knuddeligsten, ähm, naja, die besten Interviewpartner, die man weit und breit finden kann. Ich komme gerne wieder. Vielleicht laufen wir uns ja wieder über den Weg ... zum Beispiel auf der nächsten Tour? Ich würde mich freuen. Das nächste Mal werde ich euch drücken. Das ist eine Warnung!

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