laut.de-Biographie
Superorganism
So oft Indiepop im Zuge der Elektrifizierung der Popmusik auch schon medial plattgewalzt und in die Nische scheinverbannt wurde, so frisch und lebendig kann er klingen, wenn sich ein Superorganism seiner annimmt. Das transnationale Oktett verfügt nämlich über jede Menge Lungenvolumen. Damit kratzt die Band, die sich 2017 über Internetforen und YouTube kennenlernt und aus Japan, Neuseeland, Südkorea, Australien und Großbritannien herrührt, den Indie vom Pflaster und bläst ihn mit einer Riesenportion Euphorie wieder zu überlebensgroßen Ballons auf.
Superorganism verweben übersteuerte Synthies und kakophonische Internetschnipsel unseres digitalen Zeitalters, obskure Samples und Spoken Word-Fragmente zu einem erstaunlich engmaschigen Eklektikpop Marke The Avalanches. Auch die Flaming Lips, Devo und Beck sind Brüder im Geiste dieses ungezähmten wie eingängigen Nerdpops, von dem Ezra Koenig von Vampire Weekend und Frank Ocean mit als erste Wind bekommen. Ihre Reposts von Songs wie "Nobody Cares" oder "Something For Your M.I.N.D." multiplizieren die Aufmerksamkeit, die dem heute in London ansässigen Achter Mitte 2017 zuteilwird, quasi über Nacht.
Gleiches gilt für die Nominierung für die Newcomer-Liste BBC Sound of 2018. Motivation für die Hitfabrik, bei Domino zu unterschreiben und im März 2018 ein selbstbetiteltes Debütalbum zu präsentieren. Das entsteht, wie schon die frühen Songs, über das Internet und zugehörige GarageBand-Dateien. Harry, Emily, Ruby, B, Robert, Tucan treffen sich in den 2010ern in Neuseeland und landen 2015 schließlich allesamt in East London. Die japanstämmige Teenagerin Orono stößt halbzufällig mit ihrer Stimme dazu – als ausgewiesener Weezer-Fan.
Feste Aufgaben gibt es in der Gruppe, die vom achten Mitglied Soul komplettiert wird, eigentlich kaum: Instrumentale Verantwortlichkeiten wechseln mit konsequenter Regelmäßigkeit durch. "Es ist ein bisschen wie Weihnachten unter Waisen. Wir sind alle Menschen, die sich nirgends zugehörig fühlen. Also versuchen wir, zueinander zu gehören, beschreibt Emily die Londoner Kreativ-WG.
Superorganisms Songs behandeln der Bandgenese entsprechend oft zeitgeistige Themen wie Internetberühmtheit und einhergehende Schamlosigkeit und verwenden in Musikvideos und Liveshows zahlreiche Memes. Reichlich augenzwinkernd ist auch die offizielle Webseite gestaltet, die dezidiert auf einen Internet-einspunktnulligen Look setzt und zu einem selbstdesignten Jump'n'Run lädt, in dem man "dem Internet entkommen muss". Cooles Understatement, überschäumende Popbegeisterung, Live-Auftritte als große Party, jede Menge Zeitgeistwissen und ein absoluter DIY-Anspruch – dem Superorganism kann die Zukunft gehören.
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