laut.de-Kritik
Packt den Hörer mit seiner Dichte und düsterer Grundstimmung am Kragen.
Review von Eberhard DoblerVor kurzem spielten Taproot noch den Anheizer auf der Deftones/Linkin Park-Tour. Es kann nicht mehr lange dauern, dann verkaufen die vier Jungs ihre Band-Shirts verdientermaßen auf Solo-Tour. Denn Taproots Sound ist energetisch und intelligent zugleich. Wer ein Freund harter Gitarren-Mucke ist, muss dieser Scheibe Respekt zollen. Ob sie den persönlichen Geschmack nun trifft oder nicht.
Die zwölf Songs packen den Hörer in ihrer Dichte und düsterer Grundstimmung durchweg am Kragen. Wenn man so will, fehlt Taproot nur eines: die klassische Hit-Hookline. Beim Rest gibt's nicht viel zu motzen. Gutes Songwriting, pfiffig-professionelle Arrangements, unpeinliche und ehrliche Texte eines fähigen Sängers, fette Tiefbässe, cooler Gitarrensound, groovende Drums und an den richtigen Stellen spärliche Elektro/Sample-Einsprängsel. Die Tracks ähneln sich im Aufbau allerdings häufig. Persönlich gefallen mir "1 Nite Stand" und "Emotional Times" am besten. Die ehemaligen Rap-Metal-Wurzeln schlagen in "Mentobe" oder dem Qutro von "Dragged Down" durch.
Bahnbrechende Novitäten kann man von den US-Jungs nicht unbedingt erwarten. Faith No More und Deftones stehen zudem als Inspirationsquellen unüberhörbar Pate. Aber Taproot sind nun mal Hart-Mucker, die wissen, wie der "Shit" funktioniert. Und sie können dem Ganzen noch eine persönliche Note mitgeben. Mike, Stephen, Jarrod und Philip haben auf ihrem offiziellen Debut Talent und spielerische Erfahrung auf beneidenswerte Weise verbunden und gewinnen so an eigenem Profil. Im NuMetal-Fahrwasser bekannt geworden, fühlen sie sich der Kategorie aber weniger zugehörig. Das Quartett versteht sich viel mehr als "Heavy Alternative Band".
Eine treffende Selbst-Einschätzung, denn Taproot wollen mit ihrem Sound möglichst viele Menschen erreichen. Und das schaffen sie. Schließlich kennen sie die nötigen Bestandteile für dieses Vorhaben: Melodiöse Parts für den "Popper", den nötigen Gitarrenlärm für den Hard Rocker und fett-düsteren Groove für den "Anti-Popper". Die vier US-Boys sind auf alle Fälle hungrig und haben nicht zuletzt deshalb eine überdurchschnittliche Platte eingespielt.
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