laut.de-Kritik

Wenn Robbie Williams und Katy Perry Rockabilly tanzen.

Review von

Sonderlich innovativ klingt das Konzept der Baseballs zunächst nicht: Man nehme eine Handvoll bereits erfolgreicher Hits und kleide sie in handgemachten Rock'n'Roll-Style der fünfziger Jahre. Gelangweilt mag man abwinken, doch wie smart, lässig und versiert gehen die drei Berliner mit ihren Covers um!

Gut, Rihannas "Umbrella" warf einen auch im Original nicht um, doch dann erhöhen The Baseballs die Oktanzahl und rocken eine mitreißende, umwerfende Version des Plain White T's-Songs "Hey There Delilah". Spätestens bei "Bleeding Love" von Leona Lewis folgt der zittrige Hörer-Griff zur Packung Tempo-Taschentücher.

Von lieblosem und nur vordergründigem Stil-Überstülpen keine Spur - dafür gehen die drei Jungs einfach zu glaubwürdig, zu beherzt und zu beseelt an die Sache. Das Schlagzeug pumpt, der Kontrabass wirbelt: keine Frage, hier sind wir zurück im guten alten Heartbreak Hotel.

Aufmachung und Feeling stimmen, beim Gesang ist die Liebe zu Elvis, Gene Vincent und Eddie Cochran spürbar, und musikalisch macht das sowieso den Eindruck, als ob The Baseballs versehentlich in den Fünfzigern tiefgefroren und just heute wieder frisch aufgetaut wurden. Brian Setzer hätte seine helle Freude an den mittzwanziger Jungs.

Einen weiteren tiefen Griff in die Herzkiste tätigt die Band mit ihrer Interpretation der Pussycat Dolls-Nummer "Don't Cha". Eingespielt als live gefärbte Aufnahme, verleiht eine charmante weibliche Stimme dieser Umsetzung das besondere Extra. Wohlige Remember Roy Orbison-Stimmung macht sich breit.

An (nicht bierernstem) Selbstbewusstsein mangelt es den Berlinern nicht: Ihre Art der Cover-Bearbeitung benennen sie mit "Voc'n'Roll", und erläutern ergänzend: "Wir nehmen gute Songs und führen sie ihrer wahren Bestimmung zu." So trägt also Katy Perry heute Petticoat ("Hot'n Cold"), und Maroon 5 bekommen Schmalztolle und Koteletten verpasst ("This Love").

Robbie Williams' "Angels" tanzen auf drive-geladenen Rockabilly-Wolken, und der Fifties-Swing für Beyoncés Charts-Kracher "Crazy In Love" steht dem Song tadellos. Als Abschluss erfolgt ein tiefer Griff in die Schweden-Kiste von Roxette: "The Look" zeigt sich bestens aufpoliert und effektiv geschminkt.

The Baseballs sollten indes nicht den Fehler begehen, in Zukunft ihr Debüt-Konzept totzubraten - das haben sie, was musikalisches und gesangliches Können betrifft, auch gar nicht nötig. Ab in die Milchbar, Schulhefte raus und eigene Songs schreiben, das muss die Devise für die Zukunft sein. Bis dahin also: See You Later, Alligator!

Trackliste

  1. 1. Umbrella
  2. 2. Love In This Club
  3. 3. Hey There Delilah
  4. 4. Bleeding Love
  5. 5. Hot'n Cold
  6. 6. I Don't Feel Like Dancin'
  7. 7. Don't Cha
  8. 8. Let's Get Loud
  9. 9. Angels
  10. 10. Crazy In Love
  11. 11. This Love
  12. 12. The Look

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LAUT.DE-PORTRÄT The Baseballs

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20 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Na denn fang ich halt mal an...

    Also das Album find ich wirklich gelungen und auch Umbrella fand ich schon klasse und dieses Gefühl wenn mans mochte hält sich konsequent übers ganze Album. Und irgendwie hab ich halt in etwas ansich sehr altem was absolut neues gefunden, gefällt mir sehr und kanns nur weiterempfehlen macht einfach gute Laune. Greetz Franky

  • Vor 15 Jahren

    jepp,

    hab bisher nur n paar songs auf youtube gehört, aber klingt echt sauber was die abliefern. hatte gedacht, dick brave hätte die masche ausgereizt, aber von den drei jungs und der produktion kommt das ganze noch ein bisschen smarter und satter daher.
    ich denke aber, es wird bei dem einen album bleiben. weitere coverversionen verlieren schnell den reiz des neuen, und eigene sachen werden wohl den breiten markt nicht erreichen können.

    rock on
    - ibanez -

  • Vor 15 Jahren

    Also mir gefällt das Album auch richtig gut. So richtigen Rock'n'Roll im Stil der 50er Jahre macht mir sowieso einfach Spaß. Und wenn das dann noch gecoverte Lieder sind, von denen mans Original tausend und unendlich mal im Radio um die Ohren geworfen bekommen hat, macht das die ganze Sache natürlich noch interessanter =)
    Kann ich nur weiterempfehlen!

  • Vor 14 Jahren

    Wer sich hier vorschnell ein Urteil erlaubt, sollte sich erst Mal wirklich mit den drei Jungs und ihrem Können auseinandersetzen. Sie sind nicht nur alle drei hervoragende Sänger (treffen auch live jeden Ton) sondern auch seit Jahren schon als Musiker aktiv. Alle drei spielen auch Instrumente und eigene Songs schreiben können sie auch. Mag ja sein, dass Warner mal diese Band aus der Retorte geholt hat - aber die werden sich wundern welchen Erfolg die Geister haben werden, die sie einst riefen. Wer sich wirklich ein Urteil bilden will sollte die Band einmal live erleben. Ist ja möglich, dass sie nicht jedermans Musikgeschmack treffen (und über Geschmack kann man ja bekanntlich nicht streiten) - aber sie sind eindeutig und unzweifelhaft sehr begabte Sänger/Musiker. Das schließt natürlich auch ihre Backing-Band ein - die Jungs sollen ja auch nicht unerwähnt bleiben (Klaas - Bass, Lars - Guitare, Tomas - Drums, Jan - Klavier).

    Wer sich hier in Polemik ohne jegliche wirkliche Sachkenntnis versteigt zeigt einfach nur, dass er verbohrt und unaufgeschlossen ist - weils "cool" ist einfach erst Mal gegegen zu sein????!!!!

  • Vor 14 Jahren

    naja, wenn sich drei idioten als 50s rockabilies verkleiden und fast ausschließlich chartlieder covern, bleibt jegliche berechtigung, als ernsthafte künstler wahrgenommen zu werden eben auf der strecke.

    ein bisschen talent und eine sehr große marketingnische, diese musik.

    ich geh kurz kotzen

    die drei stussgetiere