laut.de-Kritik
Songs über durchzechte Nächte im Arctic-Monkeys-Gewand.
Review von Markus KilianDrei Jahre nach ihrer acht Song starken Debütplatte legen The Bongo Club aus Schweden mit "Anybody Have A Lighter?" zehn neue Tracks vor, dabei sind alle Bandmitglieder immer noch gerade mal 23 bis 24 Lenze alt. Klanglich drängt sich vehement der Vergleich mit den Arctic Monkeys auf, was nicht nur an den rhythmischen, angekratzen Gitarren, sondern insbesondere an dem ähnlich ausgeprägten Stimmorgan von Sänger Jesper Jansson liegt.
Stellenweise erinnert die Alternative-Rock-Atmosphäre der Platte, die Owen Morris (Oasis, The Verve, Kaiser Chiefs) abmischte, auch an The Wombats. Schon die Vorabsingle "Seventeen" gibt die Richtung vor: Während das Drumset meist unaufgeregt die Sechzehntelnoten durchklopft, flankieren die leicht verschmutzten Gitarreneinwürfe die rauen Vocals, die mal melancholisch, mal jugendlich leichtsinnig an durchzechte Nächte, Coming-Of-Age- oder Frauengeschichten erinnern.
Im Verlauf der Platte fügen sich zu den rhythmischen Zwischenrufen der Klampfe im Fast-Stakkato immer öfter auch kleiner oder größer ausgearbeitete Synthie-Spuren, bei "Violent Disco People" geht es sogar in Richtung Industrial-Sound. Und auch im Post-Punk darf es mal um Welpenaugen gehen: "Puppy Eyes" hangelt sich mit konsistentem Riff über eine magere Ausbeute von zwei Akkorden bis zur Bridge, wirkt dabei dank Varianz in Struktur und Klangfarbe allerdings nicht unbedingt langweilig.
Größtenteils scheppert die Platte gut gelaunt und in gleichbleibender Reisegeschwindigkeit vor sich hin, während die Songs immer wieder in dieselbe Alternative-Kerbe schlagen. Ganz nebenbei erklärt das eingängige "Victoria" den Albumtitel: "Does anybody have a lighter for Victoria?" Hier erkunden die E-Gitarren erfrischenderweise auch mal fremdere Riffwege. Dass die Scheibe ursprünglich als vierteilige EP gedacht war, erklärt ein wenig den Höreindruck, der ab der Hälfte ein wenig zäh anmutet.
Zwar funktioniert die Platte als kohärentes Indie-Album, allerdings hätte man sich hier und da mehr Abwechslung gewünscht. Die Integration einer entschleunigten Ballade etwa hätte dem Portfolio sicherlich nicht geschadet. So entsteht fast der Eindruck, die hungrigen Rocker aus dem Norden verschenken zumindest teilweise ihr Potential.
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