laut.de-Kritik

Überladen und unentschlossen: Ist das Feuer schon verloschen?

Review von

Na endlich! Nach vier Jahren bescheren uns Fat Bob und seine Mannen von The Cure ihr neues Material: "Bloodflowers" - pünktlich zum Valentinstag. Ein typisches Cure-Intro steht am Anfang einer Platte, die noch gemischte Gefühle hinterlassen wird.

Lauschige Akkustikgitarre trifft auf Roberts seit "The Head On The Door" immer noch gleich klingende E-Klampfe und darüber seine typische Schlafliedstimme. So wie man es eigentlich erwartet - alles beim Alten? Doch da bricht "Watching Me Fall" herein. Eine rockende Hymne (wohl die erste seit "Never Enough"), voller Tiefgang und aggressivem Weltschmerz. Ein Song, der auch weniger fanatische Cure-Anhänger nicht enttäuschen dürfte. Und die hartgesottenen Fans sind sicher froh über den Titeltrack am Schluß, der dort anknüpft, wo sich der Faden der "Disintegration" verloren hat.

Der übrigen Platte fehlt es aber an Struktur, die Songs wirken überladen und unentschlossen. Mangelnde Verständigung in der Band scheint hier hörbar zu werden. Das kann aber auch an der lustlosen Produktion liegen.

Diesmal scheint Schmittchen mit seinen ewigen Drohungen von Auflösung der Band wirklich ernst zu machen. Der Song "39" bezieht sich nicht nur auf sein fortgeschrittenes Alter (man könnte schon Rock-Opa sagen), sondern auch auf seinen Zustand. Da tauchen in den Lyrics solch bedeutungsschwangere Zeilen wie "The Fire Is Almost Out And There's Nothing Left To Burn" auf. Teilweise kommt diese Einstellung auch musikalisch rüber: The Cure fehlt es an dem Brennstoff für neue Ideen (am Sprit mangelte es doch eigentlich nie, oder?). An dem Treibstoff, der eine ganze Generation in den 80ern mit ihrem Soundtrack bediente. Stagnation der kreativen Energie, Langeweile und Überdruß, gepaart mit altklugen Sprüchen wie "The World Is Neither Fair Nor Unfair".

War Robert nicht früher einmal der Hohepriester einer musikalischen Bewegung, die "Heilung" versprach? Was ist davon geblieben? Heute scheint er selbst erkrankt zu sein und nur noch hohle Phrasen zu dreschen, wie ein ausrangierter Clown auf der Suche nach der Pointe. Sollte dies wirklich die letzte Platte der Cure sein, ist sie nicht gerade ein würdiges Abschiedsgeschenk.

Trackliste

  1. 1. Out Of This World
  2. 2. Wathing Me Fall
  3. 3. Where The Birds Always Sing
  4. 4. Maybe Someday
  5. 5. The Last Day Of Summer
  6. 6. There Is No If...
  7. 7. The Loudest Sound
  8. 8. 39
  9. 9. Bloodflowers

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