Porträt

laut.de-Biographie

Roger O'Donnell

Roger O'Donnell zeichnet sein einzigartiger wavigen Keyboard-Sound auf The Cures "Disintegration" aus. Der Truppe um Robert Smith hält er die Treue. Was viele jedoch nicht wissen: Daneben verfolgt er seit den 90er-Jahren eine Solokarriere.

Roger O'Donnell - 2 Ravens
Roger O'Donnell 2 Ravens
Der Cure-Keyboarder mit melancholischen und tröstenden Momenten.
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Roger O'Donnell erblickt am 29. Oktober 1955 in Ostlondon das Licht der Welt und kommt als Kind einer musikalischen Familie schon schnell mit dem Klavier in Berührung. Später besucht er eine Kunstschule, verlässt diese aber bald, um eine Karriere als professioneller Musiker einzuschlagen. Seinen ersten Gig spielt er 1976 in der Oxford Town Hall, um die britische Psychedelic-Pop-Ikone Arthur Brown zu unterstützen.

1983 steigt er als Live-Keyboarder bei den Thompson Twins ein. Dort sieht man ihn an der Seite des späteren The Cure-Drummers Boris Williams. Zudem begleitet er noch gegen Mitte der 80er-Jahre Berlin und The Psychedelic Furs auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Zu dieser Zeit entwickelt er eine Vorliebe für die Synthesizer von Sequential Circuits. Obendrein stellt er während der Tournee mit den Psychedelic Furs den Rekord ein, gleichzeitig die meisten Modelle der Firma auf der Bühne stehen zu haben.

Zu The Cure stößt er während der "Kiss Me Kiss Me Kiss Me"- Tour 1987 als zweiter Keyboarder neben Lol Tolhurst. Als der anschließend immer mehr in die Alkoholsucht abgleitet, integriert die Band O'Donnell für das nächste Album "Disintegration", das 1989 erscheint, als vollwertiges Mitglied. Auf dem zeichnet er für einen Großteil der elektronischen Sounds verantwortlich.

Die bringen die Grundstimmung am Vorabend zum Ende des Kalten Krieges und des Zusammenbruchs des Ostblocks in Osteuropa perfekt auf den Punkt, so dass die Scheibe bis heute Kultstatus besitzt. Tolhurst steuert lediglich das Demo zu "Homesick" bei, das der Albumversion fast eins zu eins ähnelt. Sein Ausstieg: nur eine logische Konsequenz.

Nach der "Prayer"-Tour verlässt O'Donnell 1990 zunächst die Kajaltruppe aus West Sussex, um sich mit "Grey Clouds Red Sky" einem Solo-Album im Downtempo-Stil zu widmen, das er 1994 im Eigenvertrieb in limitierter Stückzahl veröffentlicht. Ein Re-Release erfolgt 2005.

Ende '94 schließt er sich erneut The Cure an und beteiligt sich an deren Platten "Wild Mood Swings" (1996), "Bloodflowers" (2000) und "The Cure" (2004). 2004 steuert er einen Song für "Moog" bei, eine Dokumentation über Bob Moog, der seiner Solo-Karriere neuen Schub verleiht. 2005 verlässt er The Cure erneut, als er gerade die Arbeit an einem weiteren Downtempo-Album namens "The Truth In Me" beginnt, das ein Jahr später auf den Markt kommt.

Am Moog-Synthesizer versucht er sich auch danach. O'Donnell beschäftigt sich ausführlich mit der Generierung anspruchsvoller Harmonien, die er als Gerüst um einzelne Noten arrangiert. Dabei entwickelt er eine Leidenschaft für das Komponieren von klassischer Musik.

In der Folge bringt er neben elektronischen Werken wie "Songs From The Silver Box" (2009) Suiten für Piano und Cello sowie Stücke für kleine Orchester und Ensembles heraus, deren Kontrapunkt er partiell mit weiblichen Stimmen besetzt. Dazwischen kehrt er 2011 zu The Cure zurück, um die ersten drei Alben "Three Imaginary Boys", "Seventeen Seconds" und "Faith" in ihrer Gesamtheit im Opernhaus von Sydney live aufzuführen. Seitdem fungiert er wieder als festes Mitglied.

Seine Erfahrung als Solo-Musiker gipfelt 2020 in "2 Ravens", für das er mit der Dichterin und Sängerin Jennifer Pague zusammenarbeitet. Sie setzt seinen kargen kammermusikalischen Arrangements etwas Leuchtendes entgegen. Die nehmen im Winter 2016 erstmalig Gestalt an, als sich O'Donnell von seinen Tourneen mit The Cure auf dem Lande erholt. So eignet sich das Werk vor allem zum Nachdenken und zum Runterkommen, wirkt aber nicht zu melancholisch und zu schwer. Es erscheint via Caroline International, so dass nun auch ein größeres Publikum als bisher in den Genuss von Roger O'Donnells Musik abseits von The Cure kommt.

Alben

Roger O'Donnell - 2 Ravens: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2020 2 Ravens

Kritik von Toni Hennig

Der Cure-Keyboarder mit melancholischen und tröstenden Momenten. (0 Kommentare)

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