laut.de-Kritik
Zumindest DIESE Engländer sind für die EM gerüstet.
Review von Kai ButterweckKurz vor einer internationalen Fußball-Großveranstaltung schwillt den Briten die Brust immer besonders an. Zwar wurde das englische Kicker-Team in den vergangenen Jahren nur selten den Erwartungen ihrer Landsleute gerecht, aber: Who cares? Auch die drei Coventry-Boys von The Enemy machen keinen Hehl daraus, dass ihnen das Spiel mit dem runden Leder am Herzen liegt. Auf ihrem dritten Machwerk "Streets In The Sky" mischt sich das Trio rotzfrech in die Three Lions-Fankurve und macht der grölenden Meute kräftig Feuer unterm Hintern.
Mit einem hymnenhaften Indie-Punk-Rock-Mix, eingebettet in Songs wie "Gimme The Sign" oder "Saturday" , haut das Trio dem wilden Mob gleich zu Beginn eine dermaßen rotzige Attitüde vor den Latz, dass einem Hören und Sehen vergeht. Auch das zackige "1-2-3-4" geht schnurstracks nach vorne, ehe der Dreier im Mittelteil mit poppig eingängigem Gut à la "Like A Dancer" , "This Is Real" und dem halbakustischen Bluesharp-Schunkler "2 Kids" zum beruhigenden Halbzeit-Tee bittet. "Turn It On" holt sie dann alle wieder pünktlich zum Bestimmungsort zurück; die nach Erfolg lechzenden Dickwaden auf den grünen Rasen und den anfeuernden Chor wieder in ihren Fanblock.
"Gimme Some Fire For My Soul/My Belly's Burning Out Of Control" fordern die drei im Refrain von "It's A Race". DIY heißt die Devise, denn wem bei derartigen Mitgröhl-Dreiminütern nicht die Fußsohlen brennen, der trägt entweder das falsche Trikot oder wälzt sein ausladendes Gesäß in feinen Designer-Sesseln auf der Vip-Tribüne. Das abschließende "Make A Man" holt nochmals alles aus den Protagonisten heraus, ehe abrupte Ruhe einkehrt und sich die Erkenntnis breitmacht, dass zumindest drei Engländer bestens für die anstehende Fußball-EM gerüstet zu sein scheinen.
So laut und dreckig, wie man sich die Subways auf ihrem letzten Werk gewünscht hätte, treten The Enemy anno 2012 fast durchgehend aufs Gaspedal und lassen ordentlich musikalischem Zündstoff freien Lauf. Sollte sich gar ein Exemplar von "Streets In The Sky" in die Kabine des englischen EM-Teams verirren: wer weiß? Alles wäre möglich. Vielleicht sogar der erste große Titel seit 46 Jahren. Nun gut, wir wollen ja nicht gleich übertreiben.
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