VÖ: 28. November 2008 (One Little Indian) Rock, Electronic
1993 erschien ein knallrotes Album mit dem kuriosen Titel "Strawberries Oceans Ships Forest". Darauf fand der Hörer wortlos-elektronisches Gedudel vor, das wohl kaum eine Notiz wert gewesen wäre, hätten sich die Autoren nicht doch noch geoutet: Als Urheber fungierten der ehemalige Killing Joke-Bassist …
Hab' vor einigen Jahren die McCartney-Biografie von Barry Miles gelesen. Da war ja auch schon immer der Tenor: Paul war eigentlich der große verkannte Experimentator und Avantgardist, der mit Bandschleifen und Noisepassagen herumwerkelte, für die die Menschheit noch nicht reif war.
das was jetzt kommt ist wohl eher die poppige aber dennoch für mccartney untypische variante. die großen klangexperimente stammen allesamt aus der zeit, als linda noch lebte. dies hier ist quasi volume 3 aus der letzten zeit.
Musikhistorisch gesehen hat Paul McCartney nach den Beatles zur weiteren Entwicklung der (Pop-)Musik absolut nichts mehr beigetragen. Ohne den genialistischen Filter und musikalischen Mentor John Lennon war der McCartney-Output qualitativ absolut vernachlässigbar. Ein vertäumter kleiner Schwiegersohnliebling wie McCartney hat nicht unbedingt viel Ahnung davon, wie viele von seinen 100 Kompositionen am Tag überhaupt etwas taugen.
damit reduzierst du ihn auf das unselige 80er/90er output. es gibt ein paar hervorragende wings scheiben, die sich vor klassischem beatles stoff nicht verstecken müssen.
und diese silvbereisen-softie nr ist doch auch die erfindung der presse, als man den gegenpol zu yoko aufbauen wollte. wer macht denn sowas heute noch mit?
jetzt wird sich alles wieder auf macca stürzen und die gesamte aufmerksamkeit wird ihm zuteil werden.
schade!
deshalb werde ich nicht müde, noch einmal darauf hinzuweisen, dass die gelungenere, ungezwungenere und schönere ex-beatle-platte dieses jahr vom alten ringo gemacht wurde. das hat nur leider niemand bemerkt, weltweit nicht
@dein_boeser_Anwalt (« damit reduzierst du ihn auf das unselige 80er/90er output. es gibt ein paar hervorragende wings scheiben, die sich vor klassischem beatles stoff nicht verstecken müssen. »):
Ja, "Uncle Albert/Admiral Halsey" aus "Ram" gehört auf jeden Fall zu meinen All Time Favs. Gibt auch nur ganz wenige Beatles-Songs, die ich so mag wie diesen Titel.
Aber ob sich die Presse jetzt "bösartig" auf McCartney stürzt, wage ich doch zu bezweifeln. Für das "bürgerliche Kultur-Feuilleton" - also die zeit, 3sat kulturzeit, titel thesen temperamente usw. usf. war das Album jedenfalls ein großes Thema. Bei "Kulturzeit" gabs tagelang Vorschau-Reklame. Die sind alle nicht unkritisch, aber sie halten es auf jeden Fall für "relevant" (wie man es im Hambuger-Schule-Slang formulieren würde).
Umso mehr wundert es mich, dass es bei den zahlreichen Beatles-Bewunderern hier so ganz und gar untergeht.
Ich muss allerdings hinzufügen: Was ich bislang aus dem Album gehört habe (die 30Sekunden-Schnipsel von allen Titel) - bestärkt mich eher in meiner grundsätzlichen Skepsis gegenüber allen Popstars, die ein gewisses Promi-Level überschritten haben. Da ist Respektlosigkeit gefordert.
du hast mein posting missverstanden. das "stürzen" war von mir nicht als befürchtung der negativen kritik gemeint. vielmehr als befürchtung der alles andere verdrängenden positiven aufmerksamkeit.
deshalb der verweis mit link auf ringo, der im februar quasi unter ausschluß der öffentlichkeit ein völlig entspantes album aufnahm, voller ideen, für die ein noel gallagher morden würde. aber nur macca bekommt alles lob
@dein_boeser_Anwalt (« du hast mein posting missverstanden. das "stürzen" war von mir nicht als befürchtung der negativen kritik gemeint. vielmehr als befürchtung der alles andere verdrängenden positiven aufmerksamkeit. »):
o.k., klar, genau so kam's mir vor.
Bleibt immer noch die Frage, warum es hier so wenig Kontroverse gibt. So, wie die Entwicklung der Pop-Musik in den letzten 10,20 Jahren verlief, müsste ein neues McCartney-Album eigentlich im Zentrum von hitzigsten Debatten stehen. Totaler Verriss, Verrat, verkanntes Genie, nicht mehr relevant oder was auch immer. Das betrifft natürlich genauso auch Ringo Starr. Mich verwundert diese seltsame Mischung aus Retro-Kult, Neo-Konservatismus, Kultur-Traditionalismus und gleichzeitger totaler Geschichtslosigkeit.
naja ku, grundsätzlich richtig. aber von den jungen leuten hier hat das wohl bislang niemand gekauft, weil belanglos. und der rest sind halt die 3 leute, die hier posten.
Nun ja, es gibt gewiss noch mehr Gründe, McCartney nicht zu mögen als Konservativismus und Nostalgie. Die Beatles-Platten waren jedenfalls brilliant und sind für McCartney nach eigenem Bekenntnis auch die wichtigsten seiner Karriere. Die meisten Musikkenner betrachten die Beatles-Werke auch als Meisterwerke der Popmusik oder zumindest als bahnbrechend für den weiteren Verlauf derselben.
Was deren Genialität ausgemacht hat, war dieses phenomenale Team mit unterschiedlichsten musikalischen Interessen. Kein einziger dieser Musiker hat es nach Auflösung der Band geschafft, so frische, abwechslungsreiche und qualitativ hochwertige Musik zu schaffen.
Ich persönlich halte von McCartney nicht unbedingt viel, gebe ich ganz offen zu. Selbst die wirklich genialen Stücke von ihm könnte ich mir am Stück nicht anhören. Was sie dennoch genial gemacht hat, war der Einfluss seiner Bandkollegen. Diese sind in den Post-Beatles-Werken natürlich andere gewesen. Für mich fehlt insbesondere bei McCartney die Rauheit, Wildheit und einfach anmutende Brillianz vergangener Tage. Er hat sich konsequent dem Ruf des netten Kerls mit dem Bubigesicht verschrieben und hat in meinen Augen dann auch entsprechende Musik gemacht.
Ja. Umso aufgesetzter wirkt diese Avantgarde-Pose.
Es scheint, als wolle er das Kunststück fertigbringen, der Nachwelt als ewiger Schwiegersohn-Typ und gleichzeitig als Kunst-Umstürzler in Erinnerung zu bleiben. Letzterer Platz wird in der Beatles-Welt allerdings bereits klar von Yoko Ono eingenommen.
Da spielt bestimmt auch eine Menge aufgestaute, verletzte männliche Eitelkeit eine Rolle. In der oben erwähnten Biografie gibt es eine Passage, in der McCartney incognito in einem Cafe in Rom hört, wie sich einige junge Leute über diesen famosen John-Lennon-Song "Yesterday" unterhalten, der ja nun eindeutig sein Stück ist.
@dein_boeser_Anwalt (« naja ku, grundsätzlich richtig. aber von den jungen leuten hier hat das wohl bislang niemand gekauft, weil belanglos. »):
Ich bin jetzt auch nicht mehr unbedingt so jung im Vergleich zu vielen anderen hier, aber ich fand die Beatles und alles, was mit ihnen zu tun hatte, schon immer zum Brechen. Daher interessiert mich auch der aktuellste Sondermuell von McCartney nicht so.
Schon putzig zu lesen, wie hier rumgeschnöselt wird. McCartneys Anteil an der Popgeschichte ist wohl nicht hoch genug zu bewerten. Ist mir völlig wurscht, ob da mal 10 Jahre nicht so viel kam, am Ende bleibt ein Gesamtwerk, das seinesgleichen sucht. Ein bisschen Respekt, die Herren!
ok, ich habe mir das teil jetzt ein paar mal angehört und muss sagen:
hut ab, (fast) alle befürchtungen und voreiligen schubladesken verurteilungen sind hinfällig. das album ist wahrlich kein schrott.
Nothing Too Much Just out of Sight ist ein dreckiger psycho-blues-bastard, der irgendwo im niemandsland zwischen "abbey road" und rotzigem stooges "funhouse" sound seine zelte aufgeschlagen hat. sowas haben oasis mit ihrem aktuellen opus gerade vergleichsweise zweitklassig zu kopieren versucht.
Sing the Changes ist einer dieser perfekten popsongs, der sich jeglicher zeitlichen kategorisierung entzieht und geschickt mit vokalen echoeffekten spielt.
Travelling Light
mystische folkballade, voll authentischer traurigkeit. man beachte den leicht zu überhörenden dialog zwischen der flöte und dem getupften piano. sehr schöner lyrischer text. (I glide on the green leaf Not asking for more.....). mein absoluter favorit. http://de.youtube.com/watch?v=SH57b_4fJWA
highway einer dieser hingerotz klingenden gute laune sommersongs,komplex üppiges arrangement, ohne zu vollgepackt und überladen zu wirken. ein track der kategorie, wie man ihn als semitalentierter komponist in 3.liga-fassung für kate perry und co schreiben würde, wie er in vorliegender form (samt rockendem abschluss) jedoch nur von wenigen weltweit kreirt wird.
Sun is Shining
s.o. "highway"
Lifelong Passion ein perkussiver marschrhythmus gekoppelt mit mystischen - teils beatlestypisch indischen - versatzstücken. das schwebend dezent psychedelische arrangement und die sehnsuchtsvollen vocals unterstreichen die textliche sinnsuche vortrefflich.
Lovers in a Dream nette psychedelische fingerübung; nix weltbewegendes, gewinnt aber ungemein, wenn man was raucht.
Universal Here, Everlasting Now großes kino! ein wunderschönes pianothema zu anfang läutet einen fast schon industrial-soundteppich ein, der wiederum in einen noisigen rockrhythmus mündet. darübergelegt wird eine leicht spanisch klingene akustikgitarre, welche die anfangsmelodie des pianos wieder aufgreift und zu dessen einsamen ausklang zurückführt. das ist richtig geil hypnotischer stoff! http://de.youtube.com/watch?v=nl6RUZX0Sbo
Don’t Stop Running
verletzt und desillusioniert gesungenes psychopop-juwel. die (an)klagende intonation wird von einem 60ies folkigen arrangement in ein straightes rockkorsett überführt. wer sich hier auch an alan parsons gute momente erinnert fühlt, sollte nicht vergessen, wessen toningeneur der mann war.
Fazit
das produkt ist einfach gut. hier wird mit versatzstücken gespielt, die fast nur jene so überzeugend bringen können, die schon in den 60ies aktiv waren. wenn man bedenkt, dass der mann fast 70 ist und man das mal in einen vergleichskontext setzt, was andere dinos a la pink floyd in den letzten 25 jahren zustande bekommen haben, hat der alte paul sich hiermit sicherlich eienen platz vor vielen überschätzten spätwerken geangelt. das teil ist wahrscheinlich sogar für beatles hasser ungemein unterhaltend. ich bin wirklich beindruckt. ein großer macca-freund war ich vorher ja noch nie.
und die beiden übersongs travelling light/Universal Here, Everlasting Now kann ich wirklich nur jedem zum reinhören empfehlen.
1993 erschien ein knallrotes Album mit dem kuriosen Titel "Strawberries Oceans Ships Forest". Darauf fand der Hörer wortlos-elektronisches Gedudel vor, das wohl kaum eine Notiz wert gewesen wäre, hätten sich die Autoren nicht doch noch geoutet: Als Urheber fungierten der ehemalige Killing Joke-Bassist …
Und?
Hab' vor einigen Jahren die McCartney-Biografie von Barry Miles gelesen. Da war ja auch schon immer der Tenor: Paul war eigentlich der große verkannte Experimentator und Avantgardist, der mit Bandschleifen und Noisepassagen herumwerkelte, für die die Menschheit noch nicht reif war.
Ist sie es jetzt?
das was jetzt kommt ist wohl eher die poppige aber dennoch für mccartney untypische variante. die großen klangexperimente stammen allesamt aus der zeit, als linda noch lebte. dies hier ist quasi volume 3 aus der letzten zeit.
Jaja, der Florian Silbereisen der Beatles versucht, an seine glorreicheren Tage anzuknüpfen... seit über 38 Jahren.
das ist natürlich musikhistorischer quatsch. aber das weißt du ja selbst.
@Ragism (« Jaja, der Florian Silbereisen der Beatles versucht, an seine glorreicheren Tage anzuknüpfen... seit über 38 Jahren. »):
Mh...finde ich ja nicht...ab und zu kamen sehr gute Sachen...Chaos & Creation in the Backyard z.B..
Musikhistorisch gesehen hat Paul McCartney nach den Beatles zur weiteren Entwicklung der (Pop-)Musik absolut nichts mehr beigetragen. Ohne den genialistischen Filter und musikalischen Mentor John Lennon war der McCartney-Output qualitativ absolut vernachlässigbar. Ein vertäumter kleiner Schwiegersohnliebling wie McCartney hat nicht unbedingt viel Ahnung davon, wie viele von seinen 100 Kompositionen am Tag überhaupt etwas taugen.
damit reduzierst du ihn auf das unselige 80er/90er output. es gibt ein paar hervorragende wings scheiben, die sich vor klassischem beatles stoff nicht verstecken müssen.
und diese silvbereisen-softie nr ist doch auch die erfindung der presse, als man den gegenpol zu yoko aufbauen wollte. wer macht denn sowas heute noch mit?
jetzt wird sich alles wieder auf macca stürzen und die gesamte aufmerksamkeit wird ihm zuteil werden.
schade!
deshalb werde ich nicht müde, noch einmal darauf hinzuweisen, dass die gelungenere, ungezwungenere und schönere ex-beatle-platte dieses jahr vom alten ringo gemacht wurde.
das hat nur leider niemand bemerkt, weltweit nicht
http://forum.laut.de/viewtopic.php?t=56532
@dein_boeser_Anwalt (« damit reduzierst du ihn auf das unselige 80er/90er output. es gibt ein paar hervorragende wings scheiben, die sich vor klassischem beatles stoff nicht verstecken müssen. »):
Ja, "Uncle Albert/Admiral Halsey" aus "Ram" gehört auf jeden Fall zu meinen All Time Favs. Gibt auch nur ganz wenige Beatles-Songs, die ich so mag wie diesen Titel.
Aber ob sich die Presse jetzt "bösartig" auf McCartney stürzt, wage ich doch zu bezweifeln. Für das "bürgerliche Kultur-Feuilleton" - also die zeit, 3sat kulturzeit, titel thesen temperamente usw. usf. war das Album jedenfalls ein großes Thema. Bei "Kulturzeit" gabs tagelang Vorschau-Reklame. Die sind alle nicht unkritisch, aber sie halten es auf jeden Fall für "relevant" (wie man es im Hambuger-Schule-Slang formulieren würde).
Umso mehr wundert es mich, dass es bei den zahlreichen Beatles-Bewunderern hier so ganz und gar untergeht.
Ich muss allerdings hinzufügen: Was ich bislang aus dem Album gehört habe (die 30Sekunden-Schnipsel von allen Titel) - bestärkt mich eher in meiner grundsätzlichen Skepsis gegenüber allen Popstars, die ein gewisses Promi-Level überschritten haben. Da ist Respektlosigkeit gefordert.
du hast mein posting missverstanden. das "stürzen" war von mir nicht als befürchtung der negativen kritik gemeint. vielmehr als befürchtung der alles andere verdrängenden positiven aufmerksamkeit.
deshalb der verweis mit link auf ringo, der im februar quasi unter ausschluß der öffentlichkeit ein völlig entspantes album aufnahm, voller ideen, für die ein noel gallagher morden würde. aber nur macca bekommt alles lob
@dein_boeser_Anwalt (« du hast mein posting missverstanden. das "stürzen" war von mir nicht als befürchtung der negativen kritik gemeint. vielmehr als befürchtung der alles andere verdrängenden positiven aufmerksamkeit. »):
o.k., klar, genau so kam's mir vor.
Bleibt immer noch die Frage, warum es hier so wenig Kontroverse gibt. So, wie die Entwicklung der Pop-Musik in den letzten 10,20 Jahren verlief, müsste ein neues McCartney-Album eigentlich im Zentrum von hitzigsten Debatten stehen. Totaler Verriss, Verrat, verkanntes Genie, nicht mehr relevant oder was auch immer. Das betrifft natürlich genauso auch Ringo Starr. Mich verwundert diese seltsame Mischung aus Retro-Kult, Neo-Konservatismus, Kultur-Traditionalismus und gleichzeitger totaler Geschichtslosigkeit.
naja ku, grundsätzlich richtig. aber von den jungen leuten hier hat das wohl bislang niemand gekauft, weil belanglos.
und der rest sind halt die 3 leute, die hier posten.
Ich find die Beatles ja überbewertet.
Um mir noch mehr Feinde zu machen als sowieso
du bist und bleibst ein spast.
Nun ja, es gibt gewiss noch mehr Gründe, McCartney nicht zu mögen als Konservativismus und Nostalgie. Die Beatles-Platten waren jedenfalls brilliant und sind für McCartney nach eigenem Bekenntnis auch die wichtigsten seiner Karriere. Die meisten Musikkenner betrachten die Beatles-Werke auch als Meisterwerke der Popmusik oder zumindest als bahnbrechend für den weiteren Verlauf derselben.
Was deren Genialität ausgemacht hat, war dieses phenomenale Team mit unterschiedlichsten musikalischen Interessen. Kein einziger dieser Musiker hat es nach Auflösung der Band geschafft, so frische, abwechslungsreiche und qualitativ hochwertige Musik zu schaffen.
Ich persönlich halte von McCartney nicht unbedingt viel, gebe ich ganz offen zu. Selbst die wirklich genialen Stücke von ihm könnte ich mir am Stück nicht anhören. Was sie dennoch genial gemacht hat, war der Einfluss seiner Bandkollegen.
Diese sind in den Post-Beatles-Werken natürlich andere gewesen. Für mich fehlt insbesondere bei McCartney die Rauheit, Wildheit und einfach anmutende Brillianz vergangener Tage. Er hat sich konsequent dem Ruf des netten Kerls mit dem Bubigesicht verschrieben und hat in meinen Augen dann auch entsprechende Musik gemacht.
Ja. Umso aufgesetzter wirkt diese Avantgarde-Pose.
Es scheint, als wolle er das Kunststück fertigbringen, der Nachwelt als ewiger Schwiegersohn-Typ und gleichzeitig als Kunst-Umstürzler in Erinnerung zu bleiben. Letzterer Platz wird in der Beatles-Welt allerdings bereits klar von Yoko Ono eingenommen.
Da spielt bestimmt auch eine Menge aufgestaute, verletzte männliche Eitelkeit eine Rolle. In der oben erwähnten Biografie gibt es eine Passage, in der McCartney incognito in einem Cafe in Rom hört, wie sich einige junge Leute über diesen famosen John-Lennon-Song "Yesterday" unterhalten, der ja nun eindeutig sein Stück ist.
@dein_boeser_Anwalt (« naja ku, grundsätzlich richtig. aber von den jungen leuten hier hat das wohl bislang niemand gekauft, weil belanglos. »):
Ich bin jetzt auch nicht mehr unbedingt so jung im Vergleich zu vielen anderen hier, aber ich fand die Beatles und alles, was mit ihnen zu tun hatte, schon immer zum Brechen. Daher interessiert mich auch der aktuellste Sondermuell von McCartney nicht so.
Schon putzig zu lesen, wie hier rumgeschnöselt wird. McCartneys Anteil an der Popgeschichte ist wohl nicht hoch genug zu bewerten. Ist mir völlig wurscht, ob da mal 10 Jahre nicht so viel kam, am Ende bleibt ein Gesamtwerk, das seinesgleichen sucht. Ein bisschen Respekt, die Herren!
ok, ich habe mir das teil jetzt ein paar mal angehört und muss sagen:
hut ab, (fast) alle befürchtungen und voreiligen schubladesken verurteilungen sind hinfällig. das album ist wahrlich kein schrott.
Nothing Too Much Just out of Sight
ist ein dreckiger psycho-blues-bastard, der irgendwo im niemandsland zwischen "abbey road" und rotzigem stooges "funhouse" sound seine zelte aufgeschlagen hat. sowas haben oasis mit ihrem aktuellen opus gerade vergleichsweise zweitklassig zu kopieren versucht.
Sing the Changes
ist einer dieser perfekten popsongs, der sich jeglicher zeitlichen kategorisierung entzieht und geschickt mit vokalen echoeffekten spielt.
Travelling Light
mystische folkballade, voll authentischer traurigkeit. man beachte den leicht zu überhörenden dialog zwischen der flöte und dem getupften piano. sehr schöner lyrischer text.
(I glide on the green leaf
Not asking for more.....). mein absoluter favorit.
http://de.youtube.com/watch?v=SH57b_4fJWA
highway
einer dieser hingerotz klingenden gute laune sommersongs,komplex üppiges arrangement, ohne zu vollgepackt und überladen zu wirken. ein track der kategorie, wie man ihn als semitalentierter komponist in 3.liga-fassung für kate perry und co schreiben würde, wie er in vorliegender form (samt rockendem abschluss) jedoch nur von wenigen weltweit kreirt wird.
Sun is Shining
s.o. "highway"
Lifelong Passion
ein perkussiver marschrhythmus gekoppelt mit mystischen - teils beatlestypisch indischen - versatzstücken. das schwebend dezent psychedelische arrangement und die sehnsuchtsvollen vocals unterstreichen die textliche sinnsuche vortrefflich.
Lovers in a Dream
nette psychedelische fingerübung; nix weltbewegendes, gewinnt aber ungemein, wenn man was raucht.
Universal Here, Everlasting Now
großes kino! ein wunderschönes pianothema zu anfang läutet einen fast schon industrial-soundteppich ein, der wiederum in einen noisigen rockrhythmus mündet. darübergelegt wird eine leicht spanisch klingene akustikgitarre, welche die anfangsmelodie des pianos wieder aufgreift und zu dessen einsamen ausklang zurückführt. das ist richtig geil hypnotischer stoff!
http://de.youtube.com/watch?v=nl6RUZX0Sbo
Don’t Stop Running
verletzt und desillusioniert gesungenes psychopop-juwel. die (an)klagende intonation wird von einem 60ies folkigen arrangement in ein straightes rockkorsett überführt. wer sich hier auch an alan parsons gute momente erinnert fühlt, sollte nicht vergessen, wessen toningeneur der mann war.
Fazit
das produkt ist einfach gut. hier wird mit versatzstücken gespielt, die fast nur jene so überzeugend bringen können, die schon in den 60ies aktiv waren. wenn man bedenkt, dass der mann fast 70 ist und man das mal in einen vergleichskontext setzt, was andere dinos a la pink floyd in den letzten 25 jahren zustande bekommen haben, hat der alte paul sich hiermit sicherlich eienen platz vor vielen überschätzten spätwerken geangelt.
das teil ist wahrscheinlich sogar für beatles hasser ungemein unterhaltend. ich bin wirklich beindruckt. ein großer macca-freund war ich vorher ja noch nie.
und die beiden übersongs travelling light/Universal Here, Everlasting Now kann ich wirklich nur jedem zum reinhören empfehlen.