laut.de-Kritik

Talkin' bout a revolution, Teil Drei.

Review von

Es gibt Menschen, die sich vor drei Jahren bitterlich beklagten, da dem Noise Conspiracy-Nachfolger des sehr grandiosen '98er Debüts "Survival Sickness" angeblich die nötige Weiterentwicklung fehle. Mehr Stagnation als Revolution. Einzig: eine Revolution ist nicht beliebig wiederholbar, ihr Lieben. Zweifellos waren wir 1998 Zeuge eines geräuschintensiven Urknalls, 2001 konzentrierten sich die Schweden dann auf die ideelle Verankerung und musikalische Absicherung, die im Übrigen gar nicht konservativ ausfiel.

Ach, und dann gab es da noch jemanden, der seinen Senf zum Thema abgeben musste. Die (International) Noise Conspiracy sei live ja zweifellos eine Höllenband, begann er friedlich gestimmt, bevor er richtig losgiftete: "Aber auf Platte klingen sie seit eh und je scheiße." Das Zitat mag mittlerweile einen langen Bart haben, aber den hat Rick Rubin schließlich auch.

Und da der sich zu jenem Zeitpunkt mit seinen Jobs für Slipknot und Weezer unausgelastet fühlte, bot er den Schweden seine magische Hilfe an. Wenn man aus einer 100.000 Einwohner-Kleinstadt wie Umea kommt, darf einen die Einladung des Nachlassverwalters von Johnny Cash zu Recht stolz machen, und glücklicherweise haben The (International) Noise Conspiracy die Gelegenheit auch genutzt.

Album Nummer Drei bedient sich der bekannten Mittel, nur scheinen die Gitarren beinahe so etwas wie Harmonie zu verströmen, plötzlich rumpeln die Drums nicht mehr, sondern knallen. Kurz: Im großen Reich des amerikanischen Traums gelang den Schweden mal wieder ein pro-kommunistisches Manifest, dessen Soundbild statt in matt nun erstmals in glanz vorliegt. Und natürlich preisen wir an dieser Stelle einmal mehr The Incredible Rubin, der uns allerdings einen Blick zu tief in seine Trickkiste gewährt, denn die ersten Takte von "Like A Landslide" klingen geradezu unverschämt nach "Can't Stop" von seinen Chili Peppers.

Dennoch: Die Schweden zeigen sich kompositorisch in Hochform, lassen den Soul ins Haus wie weiland die nicht weniger politischen Make Up ("All In All", "Armed Love"), frönen aber vor allen Dingen dem 60er-Rock'n'Roll, was den gewichtigsten Unterschied zum bald erscheinenden Hives-Album darstellen dürfte. "Black Mask" als Single auszukoppeln, ist angesichts der ersten drei Ohrwürmer beinahe als gewagt zu bezeichnen.

Dass die süße Sara Almgren dem TINC-Line Up nicht mehr angehört, mag mit ihrer Trennung von Sänger Dennis Lyxzén zusammen hängen. Musikalisch merkt es niemand, denn Rubin funkte kurzerhand Orgelmeister Billy Preston an, der schon bei Cash und auf einem Werk namens "White Album" die Tasten bediente. Mit welcher graziösen Gelassenheit Opa Preston noch rocken kann, höre man auf "Communist Moon" nach, dem ohnehin besten Noise Conspiracy-Song seit "Smash It Up".

Insgesamt überwiegen auf "Armed Love" ganz klar die Glanzpunkte, die sich allerdings nicht immer so schnell entfalten wie besagter Song über den alles bestrahlenden Kommunistenmond. Und wer dann noch saucoole Sprüche klopft wie "You make plans, we make history", für den sollte man eigentlich glatt der ATTAC beitreten. Doch zuerst bitte "Armed Love" kaufen.

Trackliste

  1. 1. A Small Demand
  2. 2. The Way I Feel About You
  3. 3. Let's Make History
  4. 4. The Dream Is Over
  5. 5. All In All
  6. 6. Black Mask
  7. 7. Communist Moon
  8. 8. This Side Of Heaven
  9. 9. Like A Landslide
  10. 10. Armed Love

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15 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Das neue Werk von T(I)NC feat. Rick Rubin.
    TINC sind wie, the Hives, jetzt bei einen Major und irgendwie hört man es. Aber im Gegensatz zu "The Hives" hört es sich hier guuuut an.
    Das Album klingt irgendwie professioneller als die Vorgänger, was wohl daran liegt, dass jetzt ein "Ich mach aus Scheisse Gold" Produzent dahinter steckt.

    Lieblingssongs:
    Small Demand, Communist Moon, The Way I feel about you

    Was ich allerdings erschreckend fand, war, dass es hier keinen Diskussionsfred zu diesen geilen Album gab....

    Der Doc Grimm (Grimm)

  • Vor 20 Jahren

    naja naja... also so pralle finde ich das neue Album nicht gerade. Da gefällt mir Tyrannosaurus Hives bei weitem besser. Rick Rubin ist nen klasse Produzent mit aunsahme das er auch für Christina Aguilera arbeitet, die doch angeblich da erst mitmachen sollte als Backround Sängerin aber dann doch kein bock hatte... Naja ich bin froh drumm.
    An sich ist das Album oki aber ich finde es falsch zu sagen, aus scheisse wird Gold. Die Vorgänger Alben waren auch ziemlich gut und keineswegs scheiße.
    Armed Love ist nichts bahnbrechendes. Es hat seine Stärken, kommt aber nicht an Survival Sickness heran.

  • Vor 20 Jahren

    Im Gegensatz zu den ersten beiden Alben finde ich dieses jetzt extrem langweilig, hab's aber auch nur einmal durchgehört.

    Aber so wichtig sind mir T(I)NC auch wieder nicht, würde sie bei Gelegenheit mal gerne in ihren Anzügen herumspringen sehen.

  • Vor 20 Jahren

    also um fair zu sein sollte man doch armed love nicht mit den hives vergleichen...denn gegen diese so total durchdachte und vollkommen planmäßig erwartende die-alright! truppe gewinnt doch derzeit fast jeder...

  • Vor 20 Jahren

    bis jetzt hat mich das neue album auch noch nicht gross umgehauen. vielleicht liegt es daran, dass ich es noch nicht viel gehört habe. allerdings erhoffe ich von tinc eher sixty und rockiges zeug. sry aber wenn ich jetzt sogar noch höre dass rick rubin christina aguelira miteinbeziehen wollte dann hab ich fast einen kleinen hass auf mr. rubin...

    hoffentlich geht tinc wieder in richtung ihrer älterer alben!

  • Vor 20 Jahren

    Zitat (« danton schrieb:
    Ich bin der letzte der von TINC ein Refused-Revival erwartet. Ich kannte die Band bereits von ihren drei älteren CDs - und bin nach wie vor begeistert von den Scheiben. Armed Love ist für mich jedoch im Vergleich zu z.B. Survival Sickness eine eher laue Vorstellung.

    Nichts das es unbedingt ein beinhartes Geknüppel sein muss, aber ein wenig mehr Temprament hätte der Scheibe nicht geschadet - wie ich es mir eben gewohnt war. »):

    ich weiss nicht wo du das hier

    Zitat (« danton schrieb:
    Urschreie aus tiefster Kehle »):

    auf den letzten alben gehört hast...