laut.de-Biographie
The Knux
"Ich betrachte unseren Scheiß eher als Hip Hop als es viele andere tun würden. Kein Mensch benutzt mehr Breakbeats. Das war unbedingte Pflicht, ehe es dank der Timbaland-Ära ausgelöscht wurde. Er nahm die Breakbeats raus, veränderte die Drumstrukturen in Richtung Pop. Das war cool, aber nicht jeder hätte dem Scheiß folgen müssen, was unglücklicherweise aber der Fall war. Wir konzentrieren uns wieder auf das Wesentliche: Breakbeats und glühende Reime."
Was Krispy Kream im Interview mit ugo.com zu vermitteln versucht, wird an anderer Stelle mit einfachen Begriffen ausgedrückt: Hipster Rap, Garage Hop, oder, weniger prägnant: Ein undurchsichtiger Mix aus Rock und Elektro ohne die Konstante Hip Hop aus den Augen zu verlieren. "Gangsta Rapper sind heute Popstars und wir sind das, was der Punk in den 80ern war", bringt es Rah Almillo auf den Punkt: roh, ungefiltert und auf die Fresse ohne Drogendealer- und Hustler-Plattitüden.
Als stiegen The Pharcyde mit den Strokes und Jay Electronica mit den Stooges in die Kiste, hören sich die beiden Brüder aus den Armenvierteln New Orleans an. Krispy Kream, im richtigen Leben Kintrell Lindsey, 1983 geboren und damit zwei Jahre älter als sein Bruder Alvin, entdeckt den Rap zuerst für sich. Nas' "It Was Written" sei das erste Hip Hop-Album gewesen, das ihn wirklich geflasht habe, erzählt Alvin, "aber erst das zweite Gravediggaz hat uns musikalisch gesehen zusammengebracht."
Zuvor sammeln sie ganz andere Erfahrungen: Als Alvin in die sechste Klasse kommt, steckt ihre Mutter die beiden in eine der zahllosen Marching Bands von New Orleans. Im späteren Verlauf ihrer Karriere wird ihnen der dort erlente Umgang mit Gitarre, Keyboard und Schlagzeug noch zugute kommen.
"Rap und Hip Hop sind zwei grundverschiedene Dinge. Hip Hop kommt in allen erdenklichen Arten. Du kannst Rockelemente hinzufügen, eigentlich kannst du alles einbauen. Rap ist viel begrenzter und kann nicht über seine Grenzen hinaus wachsen. Aber Hip Hop kann sich alles zurechtbiegen, solange die BPM stimmen. Es ist flexibler, es ist funky, es ist einfach Hip Hop."
Bevor eine derart pathetische Sicht erwächst, trifft die Familie ein Schicksalsschlag: Hurrikan Katrina fegt New Orleans weg, beinahe 2000 Menschen sterben, hunderttausende verlieren ihre Häuser und ihre Existenz. Betroffen ist auch die Familie Lindsey. Gerade als die Kreativität der Brüder, die sich zunächst The Knuckleheads nennen, zu brodeln beginnt, sind sie gezwungen, ihrer Heimatstadt den Rücken zu kehren und nach Houston zu ziehen.
"Wir waren froh, dass wir alle ok waren, aber glücklich wurden wir in Houston nie." Unglücklich und uninspiriert fristen sie ihre Zeit in Texas, bis ihr Demo aus vergangenen New Orleans-Tagen irgendwie bei Paul Rosenberg, Eminems Manager und Kopf der Shady Records, landet. Im Heimstudio eines Onkels nehmen sie ein paar Tracks auf und schließen Bekanntschaften mit lokalen Musikgrößen und Radio-DJs.
Rosenberg fungiert fortan als Manager für das Brüder-Duo und vermittelt die beiden an Interscope. Der Deal ermöglicht es der Familie, dem ungeliebten Houston zu entfliehen und in die Stadt der Engel zu ziehen. In L.A. finden die Brüder eine völlig andere Szene als in New Orleans vor, was sich sofort in ihrer Musik widerspiegelt.
"Wir haben einfach Leute zu uns eingeladen und unsere Titel auf der Couch stehend performed. So wussten wir, was funktioniert und was nicht." Und es funktioniert gut, Common bucht sie kurze Zeit später als Support für seine Finding Forever-Tour, bevor mit "Remind Me In 3 Days..." endlich ihr Debüt erscheint.
Getrieben von der Ansicht, ein Hi-Tech-Studio mit allem Drum und Dran würde nur die Kreativität zügeln und den Sound der Platte glatt bügeln, nehmen sie die komplette Scheibe in ihren eigenen vier Wänden auf. Trotzdem: So sehr sie sich von der Masse im Bereich Hip Hip der späten 2000er abheben, einer Attitüde können auch sie sich nicht entziehen: der großen Klappe.
"Ich weiß verdammt nochmal ganz genau, dass wir die beste Hip Hop-Platte des Jahres gemacht haben. Einfach nur auf die Musik bezogen - stell dir vor, alle Künstler wären nackt, blende alles Visuelle aus - ist unsere Platte die beste, Hand drauf."
Noch keine Kommentare