laut.de-Biographie
The White Birch
Somewhere over the ... nun ja, fast. In ihrer Heimat Norwegen finden sich Ende der Neunziger drei Jungs zusammen, um fortan Musik zu schreiben, die irgendwo leichtfüßig zwischen Sphäre und erdiger Naturverbundenheit schwebt. Warum auch immer sie sich einen in deutschen Wäldern sehr häufig anzutreffenden Baum, die Birke, als Namensgeber suchen, ist nicht überliefert.
Richtige Naturburschen sind Ola Fløttum (Frontmann, Sänger, Songwriter, Texter), Hans Christian Almendingen (Drums) und Ulf Rodge (Bass und Lyrics) nicht, immerhin wohnen sie in der Hauptstadt Oslo. Ola ist Vollblutmusiker, spielt nebenbei in der Instrumental Rock-Band Salvatore, betreibt das Solo-Projekt Portrait Of David und schreibt Musik für Kindertheater-Stücke und Filme. Hans Christian arbeitet als Multimedia-Designer, Ulf studiert Psychologie.
Beeinflusst von Bands zwischen Krach und Feingefühl (Velvet Underground, Sonic Youth, Motorpsycho) beginnen sie mit der Arbeit an ihren ersten Stücken. Das Resultat ist die selbst gepresste, auf 300 Stück limitierte LP "Self-Portrayal", die 1998 erscheint. Im selben Jahr kommt auch das Album mit dem zweifelnden Titel "People Now Human Beings" auf dBut-Recordings heraus.
Vier Jahre lässt sich die Band Zeit, bis ihr nächstes Album in den Läden steht. Nicht, dass sie die Spanne zum Faulenzen nutzen. Sie leiden - wie so viele Bands irgendwann - unter einer kreativen Blockade. Doch die drei rappeln sich auf, Ola schreibt neue Songs und "Star Is Just A Sun" nimmt Formen an. Immer noch spielt Ola die meisten Instrumente. Doch steuert Bassist Ulf immer mehr Lyrics bei, obwohl er nicht vorhat, diese auch einzusingen.
Mit dieser Platte landet die Band erstmals bei einem internationalen Label. Das Werk ist bereits komplett im Kasten, als die drei die Demos an etwa zehn ausgewählte Labels schicken. Glitterhouse präsentiert sich für die Jungs am angenehmsten und so kommt die Band zu ihrem Vertrag, der ihnen Bekanntheit über die Grenzen Norwegens hinaus verschafft. Vor allem in den deutschsprachigen Ländern stürzt sich die Presse mit Freude auf "Star Is Just A Sun".
Vier Jahre, in denen vor allem Frontmann Ola mit allerlei Projekten beschäftigt ist, ziehen ins Land, bis ein weiteres Album in den Startlöchern steht. Ola kurbelt sein Soloprojekt Portrait Of David wieder an, schreibt Musik für ein kritisches Kindertheaterstück und den Soundtrack für den Kurzfilm "Une Etrainte". Für seine zweite Band Salvatore bleibt außer ein paar Live-Gastauftritten keine Zeit mehr.
Gemeinsam mit Motorpsycho-Produzenten Helge Sten gehen die drei Norweger ins Studio. Heraus kommt das verträumt-zurückhaltende "Come Up For Air", das ihnen den ein oder anderen Vergleich mit Sigur Ros einbringt. Noch bevor die Band wieder auf Tour geht, beginnt Ola Songs für den Spielfilm "Reprise" von Regisseur Joachim Trier zu schreiben.
In der Folge schläft die Band ein, ohne sich jemals offiziell aufgelöst zu haben. Nach einem Festival-Auftritt im polnischen Msylowice 2006 und zehn Jahren Band-Historie stellt man fürs Erste den Betrieb auf Standby. Für fast eine Dekade hält sich dieser Status. Eine Zeit, in der Floettum fleißig Film-Scores schreibt, aber stets ein Hintertürchen für weitere White Birch-Songs offen lässt.
Die angestauten Ideen finden ihren Platz auf "The Weight Of Spring", einer Platte, die der Kreativkopf 2015 ohne seine früheren Kollegen zu großen Teilen im Keller seines neuen Heims in Oslo einspielt. Dort hat er sich mit Frau und zwei Kindern in der Zwischenzeit eingenistet. Seine Liierte Ellen Dorrit Petersen, selbst Schauspielerin von Beruf, bringt sich darauf gar gesanglich ein, während eine Schar befreundeter Orchestermusiker Geige, Bratsche und Klarinetten-Klänge beisteuert.
Ingar Hunskaar, die bereits mit Kings Of Convenience und Serena Maneesh zusammen gearbeitet hat, mischt auf zwei Songs an Orgel, Piano und Samples mit und zeichnet zudem gemeinsam mit dem Mastermind für die Produktion der Comeback-Scheibe verantwortlich.
Damit steht am Ende einer acht Jahre währenden Schaffensperiode ein Langspieler in gewohnt melancholischem Slowcore-Folk-Gewand, dem man in seiner erhabenen Pracht keineswegs die strapaziöse Entstehungsphase anhört.
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