laut.de-Kritik
Label-Compilation mit Rosalia, Sheck Wes und Don Toliver.
Review von Yannik Gölz"Who put this shit together? I'm the glue", rappt Travis Scott auf seinem Blockbuster-Hit "Sicko Mode"; der Houston-Sound-Architekt stand tatsächlich selten als Vocalist im Mittelpunkt der eigenen Musik. Trotzdem fungiert er als Kurator einer musikalischen Menage, die all die wilden, psychedelischen und experimentellen Facetten der Trapmusik für den Mainstream aufbereitet. "Jackboys" versucht ähnliches, nimmt den Kleber aber sogar noch einen Schritt zurück. Leider, denn die Label-EP der Cactus Jack-Sippschaft ist ein Apparillo aus interessanten Versatzstücken, der kurz imposant rattert, sich aber schnell dem Zerfall nähert.
Dabei geht es so vielversprechend los: "Highest In The Room", schon in der ursprünglichen Version auf Nummer Eins der Billboard-Charts, integriert Remix-Verses von Latin Pop-Star Rosalía und Lil Baby. Es klingt nach "Astroworld"-Nachschlag, nach einem Travis Scott, der seinen Star-Status mit noch mehr ekstatischen Bass-Wänden und Autotune-Strudeln zementieren will. Das psychedelische Outro geht in ein kurzes Mike Dean-Instrumental über. Dann erst dürfen die eigentlichen Protagonisten der Platte an den Ball.
Neben Travis sollte "Jackboys" nämlich ein Vehikel sein, seine beiden Hauptzöglinge ins Rampenlicht zu schieben: Sheck Wes kämpft bereits mit dem Stigma des One-Hit-Wonders, Don Toliver ist ein vielversprechender Crooner, dem nur ein kleiner Stoß zum Aufschwung fehlt. Dazu pusht die Platte auch noch Acts aus der Peripherie wie Luxury Tax und Pop Smoke. In der Summe sind die übrigen fünf Tracks zu wenig, um die drei Ziele zu erreichen. Vielmehr stellt sich der Effekt vom Jäger und den drei Kaninchen ein: Travis spult zu sehr das Routine-Programm ab, um seinem Erbe Nennenswertes hinzuzufügen. Auf "Gang Gang" echot er Toliver, auf "What To Do?" bleibt er hinter einem feurigen Young Thug zurück und auf "GATTI" rappt er neben einem grimmigen, zähnefletschenden Verse von NY-Drill-Wunderkind Pop Smoke ideen- und ambitionslos auf dem generischen Drill-Beat.
Einzig Don Toliver profiliert sich auf den zwei Standouts "Gang Gang" und "Had Enough" mit starken, melodisch intriganten Hooks. Sheck Wes bekommt gar keinen zweiten Part und auch die anderen Label-Kameraden tauchen nicht genug auf, um einen Eindruck zu hinterlassen. Man hätte durchaus einen Part mehr von Luxury Tax oder Sheck darbieten können; und dass andere Cactus Jack-Associates wie Octavian oder Smokepurpp gar nicht auftauchen, wenn Platz für Travis-Freunde wie Thugger, Lil Baby und zwei Migos-Parts ist, verwundert.
So belegt "Jackboys" vor allem, wie Travis Scott auf unglaublich engem Raum unglaublich viel erfüllen will. Als kohärentes Projekt bleibt diese heterogene EP sicher nicht in Erinnerung. Die guten Momente stehen wahllos nebeneinander, die schlechten beißen sich. Vielleicht schiebt "Jackboys" die Karrieren mancher MCs an, aber da hätte einfach mehr gehen können.
6 Kommentare mit 3 Antworten
Ist das nicht der "Falling in Autotune"-Star ?
https://www.youtube.com/watch?v=YYzwTL9dgcg
Melodisch intrigant?
Was er meint, ist das englische "intriguing". Warum er das nicht schreibt, wo er doch sonst keine falsche Scheu vorm Anglizismus zeigt, ist schwer zu sagen.
"intriguing" mit intrigant zu übersetzen ist doch auch schlichtweg falsch...zumindest in diesem Kontext
Bezeichnend dass der mit Abstand beste und interessanteste Part von Rosalia ist.
Nicht weiter besonders, aber rosalia hat mich sehr geflasht.
Wie die Meinungen auseinander gehen können, ich fand gerade ihren Part besonders grausam und vor allem völlig unnötig. Außerdem konnte ich ihr Spanisch nicht verstehen...
Sonst muss ich dir da beipflichten, Album ok, mehr nicht
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
Verstehe die ganze Kritik nicht… Gut hätte vllt. ein paar mehr Tracks haben können für ein Labelprojekt, aber Cactus Jack hat ja nicht unbedingt so viele Artist gesigned wie Quality Control oder ? Dennoch machen die sieben Tracks (bis aufs Instrumental Ding Jackboys) Bock.
Meine Favorit ist Gang Gang, finde die Hook von Don Toliver mega geil, aber auch der Rest ist mit dem gewohnten Travis Fler absolute Bombe im Sachen Trap…
Und die Redaktion gibt dem neuen NBA Youngboy Album 5 Sterne