laut.de-Kritik

Gebrochen, gefallen, wieder aufgestanden und so entschlossen wie nie.

Review von

"Ich bin mit Herz dabei, doch frag' ich mich oft, ob das ernsthaft reicht." Vega darf seine Selbstzweifel diesmal wieder wegpacken: Obwohl seit der Veröffentlichung von "Vincent" gerade einmal 360 Tage ins Land gegangen sind, wirkt "Nero" ganz und gar nicht wie ein Schnellschuss.

Jumpa, Johnny Pepp, Cristal, Bizzy Montana und immer wieder Timo Krämer sorgen mit melancholischem Klavier und Streichern, dicken Bässen, stellenweise aber auch mit ausgesprochen rocklastigen E-Gitarren für düstere, beklemmende Stimmung. Auf dergestalt verbrannter Erde schreitet, in wahrhaft kaiserlicher Haltung, Vega einher: "Es wird schwarz, wo ich laufe, zieht der Himmel sich zu."

Noch immer, daran haben die letzten Monate nichts geändert, präsentiert sich der Frankfurter weder als Anhänger besonders ausgefeilter Rap-Technik, noch gibt er mühsam ersonnene Geschichten zum Besten. Er steht vielmehr unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung der ihn umtosenden Schlacht und beschränkt sich dort auf das, das er für sich als wesentlich ausgemacht hat: "Herz, Liebe und Ehrlichkeit - mehr brauch' ich nicht."

Es strömt aus jeder Zeile: Vega treibt eine grimmige Entschlossenheit. Stimmlich erinnert er, wenngleich nicht ganz so markant, durchaus hier und da an Casper. Gebrochen, gefallen und wieder aufgestanden, erscheint er entschlossen wie nie. Angetrieben von einem unbändigen Willen, reißt er gnadenlos mit sich: "Ich wollte es so. Ich will des so." Ja, da kommt der Frankfurter durch.

"Ich kenne keinen Frankfurter Rapper, der lustige Musik macht", gab Vega kürzlich gegenüber der Juice zu Protokoll. "Außer Rockstah vielleicht. Aber bei ihm ist das familiär bedingt" (und der kommt, genau genommen, ohnehin aus Rodgau). In Vegas Adern fließt jedenfalls keinerlei Komödiantenblut. Wer auf Spaß und Halligalli aus ist, gerät bei ihm definitiv an den Falschen. "Wir sind da, wenn es schwarz wie die Nacht ist."

Vegas Tracks pendeln zwischen Trauer und Wut. In diesem unfrohen Niemandsland scheuchen sie die eine oder andere Wahrheit auf. "Dieses Um-jeden-Preis-anders-sein-wollen machte uns gleich", lässt er etwa Vergangenes Revue passieren. Überhaupt liefert ihm sein eigenes Leben, seine persönliche Situation die Themen: nicht unbedingt innovativ, aber authentisch und nachvollziehbar.

So setzt es Battle-Ansagen in alle Richtungen. "Käfig Aus Gold" zeigt in Kooperation mit Timeless die Kehrseite einer Künstlerexistenz: "Frag' mich nicht, wie krass es verwirrt: Verkauf' mein Leben und krieg' noch nicht mal richtig Patte dafür." Verständlich, dass die anfängliche Euphorie angesichts notorischer Geldknappheit und bröselnder Beziehungen mehr und mehr verblasst.

Beim Blick in die "Sanduhr", die die Endlichkeit der irdischen Existenz vor Augen führt, lässt Vega aber trotzdem keinen Zweifel daran: Vom ersten Schrei bis zum letzen Atemzug dauert es nicht lange, das Leben ist erbärmlich kurz. Man sollte es also keineswegs mit Dingen verplempern, die man nicht wirklich, wirklich will. Recht so.

Ebenfalls gut: Die einst inflationär eingestreute despektierliche Nutzung des Wortes "schwul" hat Vega auf ein erträgliches Maß reduziert. Es stößt einem demnach nicht länger jeder zweite Track sauer auf.

Neben Timeless begrüßt Vega Bosca, MoTrip und RAF Camora in der Booth: passende Schützenhilfe. Einzig bei David Pinos Gesang in "Nur Wir Beide" kommt leise Skepsis auf: Ob sich eine anrückende Armee tatsächlich von einem Schmusebarden in die Flucht jaulen lässt? Ich weiß ja nicht ...

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Dem Himmel Noch Näher
  3. 3. Letzter Der Geht
  4. 4. Es Wird Zeit feat. Bosca
  5. 5. Sanduhr
  6. 6. Käfig Aus Gold feat. Timeless
  7. 7. Diese Stadt Muss Brennen
  8. 8. Weiß
  9. 9. Schwarz
  10. 10. Von Einem Anderen Stern feat. MoTrip & RAF Camora
  11. 11. Herz Aus Stein
  12. 12. Immer Noch
  13. 13. Nur Wir Beide feat. David Pino
  14. 14. Ich War
  15. 15. Outro

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38 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Ich kann diese Aggro-Stimmung nicht leiden. Und der isch-Slang ist unerträglich. Ich finde es monoton und nervtötend. Das Album wird sich 100%ig verkaufen wie warme Semmeln, mit Sicherheit Top 3. Es sei ihm gegönnt, nur mit mir kann er halt nicht rechnen. Handwerklich geht das Ganze ja voll in Ordnung, hmm, dafür hätte ich auch einen zweiten Punkt vergeben können.

  • Vor 11 Jahren

    mit mir kann er auch nicht rechnen wie dyskalkuliker
    wenn ich hass in einer stimme hören will dann hör ich rako. der ist ein ähnliches schwergewicht im optischen sinne, aber weitaus realer und einfach schlichtweg besser

  • Vor 11 Jahren

    alter garret wer hat dich den verarscht ??? rako besser als vega ? lächerlich