laut.de-Kritik

Kein Bock auf Retro-Rock.

Review von

Als ein englisches Gitarrenblatt kürzlich Slashs "Sweet Child O' Mine" zum besten Riff ever kürte, konnte man sich das Grinsen kaum verkneifen. Nichts gegen das Guns N' Roses-Stück - doch die Welt hat revolutionäreres Gitarrenspiel gesehen. Dennoch verkörpern Slash und seine Ex-Band den Hardrock der Achtziger und frühen Neunziger wie kaum ein andere Truppe. Dieses Vermächtnis prägt auch Velvet Revolver.

Die frisch gegründete Supergroup führt besagten Hardrock mit dem Alternative Rock der Neunziger zusammen. Was sich großspurig aber griffig anhört, entspricht auf dem Papier der Wahrheit: Velvet Revolver bestehen aus drei Fünftel Ex-Guns N' Roses, Stone Temple Pilots-Sänger Scott Weiland sowie dem zweiten Gitarristen Dave Kushner. Und während sich junge Bands nach ermordeten österreichischen Thronfolgern benennen, rockt der Fünfer lieber weiter vom "Dirty Little Thing".

"Sucker Train Blues" gibt den Takt des Albums vor. "Contraband" kommt schnell und kompakt zur Sache. Mit "You Got No Right" und "Loving The Alien" bietet es nur zwei Balladen. "Do It For The Kids" bleibt harmonisch und melodisch eines der besten Stücke. "Illegal I Song" powert mit ausgefeilten und von den übrigen Stücken abweichenden Drum-Arrangements.

Rhythmische Gitarren drücken bei "Headspace" und "Superhuman", während die fette Single "Slither" an Alice In Chains erinnert. Intro und Gitarren von "Fall To Pieces" klingen dagegen wieder nach Guns N' Roses. Überhaupt prägt Slashs Handschrift die Platte. Gitarrensound und Drum-Abmischung erinnern an damals ohne zum reinen Abklatsch zu mutieren.

Grundsätzlich entwickeln Velvet Revolver aus straighten Strophen heraus, offene, zum hymnischen neigende Refrains. Der Drogen-geprüpfte und charismatische Weiland bekleckert sich dabei durchaus mit Ruhm. Bis auf das ein oder andere typische Hardrock-Tremolo bleiben die Melodien des Ex-Grungers glücklicherweise meist im Alternative-Kontext. Vom angesagten Indie-orientierten Retro-Rock bleiben Velvet Revolver trotzdem unbeeindruckt. Im Gegenteil. Sie legen vielmehr eines der besten klassischen Hardrock-Alben des Jahres vor. Axl Rose dürfte sich umgucken und Aerosmith sollten sich vom Genre der Rock-Ballade endlich verabschieden.

Trackliste

  1. 1. Sucker Train Blues
  2. 2. Do It For The Kids
  3. 3. Big Machine
  4. 4. Illigal I Song
  5. 5. Spectacle
  6. 6. Fall To Pieces
  7. 7. Headspace
  8. 8. Superhuman
  9. 9. Set Me Free
  10. 10. You Got No Right
  11. 11. Slither
  12. 12. Dirty Little Thing
  13. 13. Loving The Alien

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77 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Velvet Revolver erinnern mich immer an die Brides of destruction (Die neue Band von Nikki Sixx (Ex Mötley Crüe)), die noch besser, aber unbekannter sind.
    Also wer Contraband mag, dem wird wohl auch Here Comes the brides von den Brides of destruction gefallen.

  • Vor 20 Jahren

    es nimmt mich echt wunder, was für ein mensch hinter dem pseudonym "applemac" steckt, auf jeden fall einer,der verdammt viel zeit hat. Ich versteh das nicht, wie kann man soviel zeit für so verdammt LANGE posts in diesem forum aufwenden? ich bin dauernd im stress, mach ich was falsch!?!?!

    ps: slither ist von AiC kopiert...

  • Vor 15 Jahren

    tut mir leid, aber auch wenn du bei einem Plattenlabel arbeitest muss ich dir grad widersprechen. VR sind definitiv keine Stadionrock-band. Keine Ahnung womit du diese Aussage begründen willst. Vermutlich magst du einfach den Begriff an sich und wirfst in jeder Diskussion damit um dich, ohne dir über die Bedeutung im Klaren zu sein.

    Das Gute an VR oder auch Audioslave als "Supergroups" ist, dass die Musik der 80er, bzw 90er Jahre sozusagen neue Vertreter findet, da diese Bands nicht mit den Worten "aber die gibts doch schon ewig" abgetan werden können.
    Das Musiker, die sich in ihrer Anfangszeit einer bestimmten Art von Musik verschrieben haben, nicht plötzlich zu innovativen Musikweltveränderern mutieren kann man ja wohl kaum erwarten.
    Das sie nicht auf gerade gut fahrende Züge aufspringen kann man dagegen nur hoffen. Ist ja aber zum Glück weder bei Audioslave noch bei VR geschehen.