laut.de-Biographie
Wankelmut
"One day, baby, we'll be old / oh baby, we'll be old / and think of all the stories that we could have told." Welch große Bedeutung diese Refrainzeilen einige Monate später für ihn gewinnen, erahnt Jacob Dilßner (* 1987) auf seiner Reise durch die USA noch nicht. Sie entstammen dem "Reckoning Song", einer Akustiknummer aus dem Debütalbum von Asaf Avidan & The Mojos.
Noch während die Platte auf dem Roadtrip rauf und runter läuft, schreibt sich der gebürtige Berliner Philosophiestudent einen dazugehörigen Remix auf die persönliche To-do-Liste. In seinem Göttinger WG-Zimmer und mit denkbar einfachem Equipment entsteht anschließend das schlichte Remake "One Day", das er Ende 2011 spaßeshalber auf Soundcloud hochlädt. Völlig unverhofft entwickelt sich der Upload zum Hit und erreicht bereits im Januar sechsstellige Klickzahlen.
Nachdem Asaf die Rechte am "Reckoning Song" freigegeben hat, erscheint die Single im Sommer 2012 über Four Music - unter dem Titel "One Day/Reckoning Song (Wankelmut Remix). Nach und nach überträgt sich der Hype auch auf die Verkaufszahlen, in der neunten Woche erreicht der Remix schließlich die Spitze der deutschen Singlecharts.
Asafs sentimentale Zeilen über das Ende einer Beziehung finden ihren Weg ins Radio - und natürlich auf etliche Tanzflächen im deutschsprachigen Raum. Denn auch in Österreich, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden erklimmt die Nummer Platz eins. Als "interessantes Beispiel, wie der Markt funktioniert", bezeichnet Fritz Kalkbrenneri m laut.de-Interview die in der Techno-Szene durchaus polarisierende Geschichte.
"Wer den Song nicht mag und mich deswegen verurteilt, sollte sich erst mal ein Set von mir anhören", empfiehlt Jacob. Reichlich Gelegenheit bieten neben dem im Spätherbst 2012 über Get Physical veröffentlichten Mix-Album "Wankelmoods Vol. 1" seine geografisch immer weiter verteilten Clubauftritte. Denn während sich der Name Wankelmut zumindest in Berlin bereits vor dem "One Day"-Hype herumgesprochen hatte, beschert der Hit dem DJ europaweit einen deutlichen Aufschwung.
Die Gigs im Inland finden ihren vorläufigen Höhepunkt im November auf dem Fly Bermuda Festival am Berliner Flughafen Tempelhof, wo 4.000 Menschen Jacobs Set abfeiern. Kurz zuvor markiert ein Gig in Paris eine Art Startschuss für die internationalen Bookings.
Allzu viele Gedanken über sein "erst mal auf Eis gelegtes" Philosophiestudium macht sich der Berliner nicht. Zwar habe er schon Lust, irgendwann den Bachelor zu machen. Aber: "Ich kann über die Zukunft keine Aussagen machen. (…) In der Gegend rumzureisen, Musik zu machen und davon auch noch Leben zu können, ist jedenfalls einer der besten Jobs, die ich mir vorstellen kann."
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