laut.de-Kritik
Der Türöffner für Europa.
Review von Alexander CordasAnhänger der Band werden den Veröffentlichungstag dieser DVD im Kalender anstreichen. Seit ZZ Top 1980 im Rahmen der Rockpalast-Reihe in Essen auf der Bühne standen, gilt dieser Auftritt als geradezu legendär: Zum ersten Mal trat das Trio auf dem europäischen Kontinent auf - und dann gleich für ein großes Fernsehpublikum.
Es ist nicht vermessen, diesem Gig eine Türöffnerfunktion für den europäischen Markt zuzuschreiben. Alle Erfolge, die Gibbons, Hill und Beard hernach feierten, fußen in diesem feinen Konzert.
Weshalb dieses Konzert erst jetzt den offiziellen Weg an die Öffentlichkeit fand, war, ist und bleibt ein Rätsel. Bootlegger hatten jahrelang ihren lukrativen Spaß daran, dass es niemand für nötig befand, den Bedarf nach diesen Aufnahmen zu decken. Wichtig: Der Sound wurde der Radioaufnahme des Konzerts entnommen und ist demnach deutlich besser als der der ursprünglichen Fernsehübertragung.
Top Sound also und - trotz des beachtlichen Alters - auch ein annehmbares Bild prägen dieses audiovisuelle Zeitdokument. Die Trackliste des Essen-Konzerts steht ganz im Zeichen von "Deguello", mit dem ZZ Top zu der Zeit unterwegs waren. Neun von zehn Songs - lediglich "Esther Be The One" fehlt zu Recht - finden sich unter den 22 Liedern.
Einige davon treiben dem Fan fast Tränen der Rührung ins Gesicht, da sie mittlerweile kaum oder gar nicht mehr live zum Einsatz kommen. ZZ Top zeigen sich bei ihrer Europa-Premiere spielfreudig as hell: Der Fokus liegt auf der Musik. Kein Bühnen-Firlefanz, keine halbnackte Damen: Musik pur.
Und das ist gut so, denn der Sound des Trios war schon 1980 erstaunlich raumfüllend. Nicht zuletzt dank Gibbons' prägnantem Gitarrespiel. Wie das Konzert selbst, so präsentiert sich auch die DVD: Keine Sperenzchen, keine Extras, zwei DVDs mit 33 Songs, bumms aus!
Auch wenn sie 2008 weit davon entfernt sind, olle Rock-Rentner zu sein, kann die Aufzeichnung der zweiten DVD nicht mit dem Essen-Gig mithalten. Die aktuelle Performance geht absolut in Ordnung, aber was das Rockpalast-Konzert an frischer Energie bietet, können die drei Nasen mit Routine nicht wett machen. Eine nette Dreingabe eben, nicht viel mehr
Nett dagegen: die in die Songs eingebetteten Sequenzen der Tour, in denen ZZ Top abseits der Bühne gezeigt werden. Die Idee, Interview-Schnipsel zwischen die Songs zu streuen, hätten die Jungs ruhig ausgiebiger in zusätzlichen Extras verfolgen sollen. Die Verhohnepiepelung des französischen Journalisten ist nämlich aller humoresken Ehren wert.
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