laut.de-Kritik

Wenn der #throwback-Moment das Beste am neuen Album ist.

Review von

Die Queen des Nouvelle-Chanson ist zurück. Wie der Titel des aktuellen Albums bereits vermuten lässt, zeigt sich Zaz von einer besonders persönlichen Seite; "Isa" kommt von Isabelle, ihrem bürgerlichen Vornamen. Wie sie in einem aktuellen Interview mit der Deutschen Presse-Agentur verriet, sollte damit auch eine musikalische Erneuerung einhergehen.

Am offensichtlichsten zeigt sich ihr Bestreben in der Kollaboration mit Rammstein-Frontmann Till Lindemann. "Les Jardin Des Larmes" sticht in seiner Machart heraus. Den chaotisch-energetischen Vibe aus früheren Alben sucht man hier aber vergebens, was in Anbetracht des Titels (zu dt. "Der Garten Der Tränen") und Duettpartners nicht überrascht: Zaz' luftige Stimme und Lindemanns durchdringender Bass treffen auf schwerfällige Orchesterbegleitung. Diese Kombination erinnert irgendwie an klassische Kunstlieder - nur eben im modernen Korsett. Im Grunde genommen wirkt das zwar stimmig und rund, aber irgendwie passt diese pathetische Schwergängigkeit doch nicht so ganz zu ihr. Fest steht aber, dass sie damit auf jeden Fall neue Wege bestreitet.

Die einzige Singleauskopplung "Imagine" macht hingegen alles anders. Zwar zeugen Zeilen wie "Et si on rêvait encore une fois / Imagine, Imagine" ("Was wäre, wenn wir noch einmal träumten / Stell dir vor, stell dir vor") ebenfalls von Melancholie. Hier überwiegen allerdings die hoffnungsvollen Stellen, weshalb das Melancholische nicht so penetrant scheint wie bei "Les Jardin Des Larmes": "On est ce que l'on croit / Et le monde s'illumine / Un avenir se dessine" ("Wir sind, was wir glauben / Und die Welt leuchtet / Es entsteht eine Zukunft"). Durch die locker rasselnden Percussion und die luftige Gitarrenmelodie belebt "Imagine" den Esprit aus "Je Veux"-Zeiten wieder, was dem Album äußerst gut steht. Leider bleibt es bei dem einen #throwback-Moment.

Der dritte und letzte Song, der als Ganzes heraussticht, fällt durch ständige Wiederholungen etwas langatmig aus. Nichtsdestotrotz kommt "Tout Là-Haut" ohne überkandidelte Begleitung aus und lässt stattdessen Zaz' Stimme für sich sprechen. Sie erzählt davon, sich von Umständen loszureißen, in denen Menschen eine Maske aufsetzen, um ein anderes Ich vorzugeben: "Si on s'en allait tout là haut [...] / Tu verrais que le monde est beau [...] / Au delà des fourbes apparences [...] / Sous nos masque cousus d'espérance" ("Wenn wir den ganzen Weg dort hinauf gingen [...] / Du würdest sehen, dass die Welt schön ist [...] / Jenseits des trügerischen Scheins [...] / Unter unseren genähten Masken der Hoffnung "). Damit spielt sie wohl auf die Zeit vor ihrer selbstauferlegten Pause in 2019 an. Denn seit ihrem Albumdebüt in 2010 habe sie sich nach eigener Aussage aufgrund des Erfolgs und der damit einhergehenden Alltagshektik immer mehr von Isa entfremdet und sei immer mehr zu Zaz geworden.

Leider hat "Isa" im Grunde genommen nicht mehr als das zu bieten. Eine ganze Reihe an Tracks ("De Couleurs Vives", "Ce Que Tu Es Dans Ma Vie", "Exister", "Comme Tu Voudras", "Avec Son Frère") ähneln "Tout Là-Haut" in ihrer Machart zwar sehr, kommen aber nicht an die Authentizität und Emotionalität heran. Auch wenn zwischendurch das Dido-eske Intro in "Il Faut Qu'On Se Donne" oder das E-Gitarren-lastigere "À Perte De Rue" auffallen, überwiegt doch insgesamt der dröge Einheitsbrei aus schönen Instrumentals, schöner Stimme und schönen Worten. Alles irgendwie schön, aber auch ziemlich langweilig.

Trackliste

  1. 1. Les Jours Heureux
  2. 2. Imagine
  3. 3. De Couleurs Vives
  4. 4. Ce Que Tu Es Dans Ma Vie
  5. 5. Tout Là-Haut
  6. 6. Il Faut Qu'On Se Donne
  7. 7. Exister
  8. 8. À Perte De Rue
  9. 9. Comme Tu Voudras
  10. 10. Avec Son Frère
  11. 11. Le Jardin Des Larmes (feat. Till Lindemann)
  12. 12. Le Chant Des Grives
  13. 13. Et Le Reste

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