laut.de-Kritik
Die perfekte Platte für den Städtetrip.
Review von Sven KabelitzAuf "Recto Verso" hatte die talentierte Zaz viel von ihrem fröhlichen Charme verloren. Nun folgt ein Coveralbum, das sich ganz der Stadt der Liebe widmet. Da könnte man berechtigterweise misstrauisch eine Augenbraue hochziehen.
All die Skepsis wischt Zaz jedoch schon mit den ersten Tönen von "Paris Sera Toujours Paris" hinfort. Wie auf ihrem Debüt sprüht sie vor Esprit und füllt das auf dem Papier so kühl und durchdacht wirkende Konzept mit Lebensfreude aus. Tatsächlich strotzt diese Platte vor Liebe zur französische Hauptstadt. "Und ewig fließt die Seine / Und ewig ist l'amour / So wird es immer bleiben / Tag ein, Tag aus, toujours."
Wie Owen Wilson in Woody Allens "Midnight In Paris" verliert sich Zaz in den Straßen der Vergangenheit. Das ebenso kraftvoll wie beschwingt von Quincy Jones umgesetzte "Champs Elysées" erstrahlt in neuer Kraft. Auch der Cole Porter-Song "I Love Paris – J'aime Paris", in Deutschland als "Ganz Paris Träumt Von Der Liebe" bekannt, vermittelte schon lange nicht mehr so viel Grazie und Glück wie in dieser, gemeinsam mit Nikki Yanofsky eingesungenen, Version. Mit freudigem Scat-Gesang erfährt er seine Vollendung, sobald beide Sängerinnen zu einer Stimme verschmelzen.
Auch mit den anderen Gästen harmoniert die Französin ausgezeichnet. Gemeinsam mit Thomas Dutronc flirtet sie sich durch den Charles Trenet-Klassiker "La Romance De Paris". In dem von ihm geschriebenen "J'aime Paris Au Mois De Mai" tritt die neunzigjährige Chansonlegende Charles Aznavour noch mal an Zazs Seite ins Rampenlicht. Seine Stimme mag mittlerweile zunehmend brüchig klingen, hat aber nichts an Ausstrahlung verloren.
Von Akkordeon, Violine, Klarinette und Kontrabass begleitet, dreht Zaz eine Runde nach der anderen auf ihrem historischen Pferdekarusell. In "Sous Le Ciel De Paris" und "La Complainte De La Butte" zeigt sie die verträumte Melancholie der Stadt auf. In "A Paris" steht ein Männervokalensemble zur Seite.
Mit romantisch verklärtem Blick erschafft Zaz die perfekte Touristenplatte, bedient jedes erdenkliche Klischee, ohne selbst zu einem zu verkommen. Leichtfüßig und mit ausgebreiteten Armen tanzt sie an Eiffelturm, Notre-Dame de Paris, Sacré-Cœur und Moulin Rouge vorbei. "Paris" macht Spaß und blüht und summt vor Lebenslust, Herzblut und Liebe. Wenn schon ein Coveralbum, dann bitte so.
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