Besucher kletterten über Absperrungen, warfen mit Steinen und sorgten für mehrere Unterbrechungen. "Wie eine Herde Tiere".

München (jmb) - Wer ein Konzert sehen will, sollte nicht mit Steinen werfen. Beim Rolling Loud Festival hielten sich jedoch nicht alle Teilnehmer an die Regeln. Am Wochenende kam es daher zu mehrfachen Unruhen, leichten Körperverletzungen und Konzertunterbrechungen. Die Festivalpremiere wurde von den Ausschreitungen überschattet.

Ursprünglich stammt die Hip Hop-Konzertveranstaltung aus Miami, in diesem Jahr fand sie zum ersten Mal auch in Deutschland statt. Gut 60.000 Besucher zog es auf das Open-Air-Gelände der Messe in München. Das dreitägige Festival bot ein beachtliches Line-Up: Als Headliner waren Travis Scott, Wizkid und Kendrick Lamar am Start.

Eigentlich beste Voraussetzungen für eine ausgelassene Partystimmung und entspannte Festival-Vibes. Stattdessen gab es Krawall und Ausschreitungen. Am Freitagabend kletterten einige Festivalbesucher über die Wellenbrecher, die der Veranstalter als Sicherheitsvorkehrung aufgestellt hatte. Im überfüllten vodereren Bereich der zweiten Bühne heizte sich die Stimmung auf, einige Teilnehmer warfen mit Flaschen und Steinen nach Polizeibeamten. Wie ein Sprecher des Münchener Polizeipräsidiums am Sonntag berichtete, seien neun Ordner und Festivalbesucher verletzt worden. Das Programm der Nebenbühne musste frühzeitig abgebrochen werden. Währenddessen fand das Konzert auf der Hauptbühne ohne Unterbrechungen statt.

Am Samstagnachmittag das gleiche Spiel: Wieder kletterten einige Besucher über die Sicherheitsabsperrungen und sorgten für chaotische Zustände. Katharina Wenisch von Live Nation äußerte sich in einer Pressemitteilung zum Geschehen: "Nach eindringlichen Appellen der Veranstalter auf der Bühne, konnte die Befüllung im ersten Wellenbrecherbereich wieder auf die zulässige Kapazität zurückgeführt und der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden. Polizeibeamte unterstützen durch ihre Präsenz in der Folge den Ordnungsdienst dabei, die Beschränkungen, die elektronisch gemessen werden, einzuhalten. Somit konnten die Auftritte am Samstagabend ohne jede weitere Unterbrechung zum Ende fortgesetzt werden." Ein Twitter-User teilte eine Aufnahme, die den chaotischen Zustand auf dem Festival-Gelände zeigt. "Wie eine Herde Tiere", kommentierte er.

Die Veranstalter von Live Nation verbuchen das Festival trotz allem als Erfolg. Die Einsätze der Sanitäter seien mit anderen Festivals vergleichbar gewesen. Bei den meisten Vorfällen habe es sich um kleinere Verletzungen, wie Schnitt- und Schürfwunden gehandelt.

Geschäftsführer André Lieberberg zeigte sich zudem über den Umgang mit den Unruhen zufrieden: "Beim Festival haben wir so unmittelbar und professionell wie möglich auf die Probleme reagiert. Unser Bemühen galt stets der Beachtung aller behördlichen Anforderungen und hierzu standen wir im permanenten Austausch mit Polizei, Feuerwehr und dem KVR." Das Festival sei ein "herausragendes Ereignis" und für die meisten Teilnehmer eine positive Erfahrung gewesen.

Weiterlesen

3 Kommentare mit 10 Antworten

  • Vor 10 Monaten

    Lieberberg, der spontan "aus Sicherheitsgründen", bei 35° im Schatten, tausende Plastewasserflaschen von seinen Festivalbesuchern einkassiert, soll bitte zu allen Themen in Zukunft sein gieriges Unternehmermaul halten, der B@stard.

    • Vor 10 Monaten

      ... unter 60k Raphörern im schrecklichen München bei der Hitze zu stisen und auf Lieberbergs Service angewiesen zu sein auch einer meiner persönlichen Höllenkreise.

  • Vor 10 Monaten

    Ja, versteh ich auch nicht, warum die Kids in diesem Spätkapitalismus, der alle basalen Bedürfnisse des Menschen, angefangen bei einem einigermaßen intakten Ökosytem, über Liebe, Körpergefühl und Sex bis hin zu kulturellem, schöpferischem Ausdruck, einfach gnadenlos kaputtfickt, keinen Bock auf "ausgelassene Partystimmung und entspannte Festival-Vibes" haben. Komisch, irgendwie.

  • Vor 10 Monaten

    Was ist das für eine Gasse in dem Video, welche von den Leuten überrannt wird? War das am Einlass?

    • Vor 10 Monaten

      Wellenbrecher/Securitygraben zwischen vorderem und hinterem Publikumsbereich. Gängige Praxis bei größeren Events, um die Masse aus Sicherheitsgründen zu entzerren.

    • Vor 10 Monaten

      Vorderer und hinterer Publikumsbereich?
      Okay, ich war wohl doch schon lange nicht mehr auf solchen Großveranstaltungen, aber früher gab es so etwas nicht. Ich war bei etlichen Events mit 80, 90 Tausend Besuchern und da gab es einfach nur den Bereich vor der Bühne/den Bühnen und dann halt mehr oder weniger abgetrennt Camping, Verpflegung, Toiletten und hin und wieder Eventlocations, aber vordere und hintere Publikumsbereiche bei Open Airs gab es damals nicht.

      Kosten die Bereiche dann auch unterschiedlich?
      Auf dem Video sieht es ja so aus, als ob die Leute im hinteren Bereich vom eigentlichen Konzertgeschehen abgeschnitten wären. Bisschen wie früher, wenn man keine Karte hatte und z.B. in München vom Olympiaberg ins Stadion geschaut und gehört hat.

    • Vor 10 Monaten

      Ich will jetzt nicht behaupten, dass es allein darauf zurückzuführen ist, aber ich hab den "Umbruch" hin zu mehr Wellenbrechern auf musikalischen Großveranstaltungen in Europa relativ aktiv miterlebt und z.T. mitgestaltet in meinem damaligen Aushilfsjob und zumindest damals waren die Ereignisse auf dem Roskilde Festival 2000 mit 9 Toten mE Hauptantriebsfeder der meisten Veranstalter, in der Richtung jetzt doch mehr oder überhaupt Mal endlich eas zu machen...

    • Vor 10 Monaten

      Uff! Das ist tatsächlich an mir vorbeigegangen, aber ich hab mal kurz nachgelesen. Okay, da verstehe ich, wie es dazu kam. Ich selbst hatte zwar bei keinem der großen Konzerte und Festivals miterlebt, dass es zu solchen Problemen gekommen ist, aber das hängt vermutlich auch vom jeweiligen Publikum ab.

    • Vor 9 Monaten

      Variiert aber, nach meiner persönlichen Erfahrung, bis heute ganz deutlich zwischen verschiedenen Festivals.

      Bei Rock am Ring waren (wenn ich mich richtig erinnere bis zu drei) unterschiedliche Publikumsbereiche - durch mindestens Wellenbrecher, eher Gassen, getrennt - bereits bei meinem ersten Besuch 2006 Standard.

      Beim Wacken Open Air habe ich noch 2019 nichts dergleichen gesehen.

      Dass die unterschiedlichen Zielgruppen dabei eine Rolle spielen, würde für mich Sinn ergeben, zumindest in meinem Beispiel: So war RaR doch schon immer geprägt durch streitlustige Vollassis und Wacken eher durch stockimarschige Versicherungsvertreter-Metalheads :D

      Was ich gar nicht weiß, mich aber interessieren würde, ist, ob es da (gesetzliche) Vorgaben zu gibt - Hat da jemand hier Plan von?

    • Vor 9 Monaten

      Bei vielen Künstlern kosten Karten im vorderen Wellenbrechern in der Tat mehr, oftmals angeboten als "Front of Stage".
      Andere Bands regeln das über Einlassbändchen. Wer früh genug da ist, bekommt eins für den vorderen Brecher, ohne dafür mehr Kohle von den Besuchern zu verlangen.

    • Vor 9 Monaten

      War selber vor Ort und das Sicherheitskonzept war leider katastrophal. Die zwei Stages hatten jeweils min. 3 Wellenbrecher. In den vorderen Wellenbrecher wurde nur eine begrenzte Anzahl an Personen reingelassen; Die VIPs hatten natürlich Vorrang.
      Das Problem war, dass die vorderen Wellenbrecher-Bereich teilweise halb voll (oder "leer") waren - und das natürlich auf Kosten der Konzerterlebnisse der Gäste, die hinter den ganzen Wellenbrecher standen.
      Viele wurden frustriert und wütend und viele Securitys erwiderten nur mit Aggressivität.
      Hinzu kommt noch eine deutliche Unterbesetzung und mangelnde Professionalität der Security.
      Leider haben die bayrische Behörden anscheinend diese Wellenbrecher-Regeln vorgeschrieben.
      Ich habe ein solches Konzept bisher noch auf keinem Festival erlebt. Da muss man die Schuld wohl allen beteiligten Parteien zuweisen: Nicht nur Veranstalter, Behörden und Security - sondern auch Besucher sorgten für Chaos.

    • Vor 9 Monaten

      "Das Problem war, dass die vorderen Wellenbrecher-Bereich teilweise halb voll (oder "leer") waren - und das natürlich auf Kosten der Konzerterlebnisse der Gäste, die hinter den ganzen Wellenbrecher standen."
      Genau den Eindruck hatte ich von dem Video her auch. Deshalb meine ursprüngliche Frage.

      Ich kann es, nach den Vorkommnissen von Roskilde, gut verstehen, dass man mit Wellenbrechern arbeitet, aber so... hm.