laut.de-Kritik
Verkniffenes Gesicht - entspannte Songs.
Review von Florian SchadeDie 22 Marienkäfer sind wieder da. Auch wenn sie auf dem Cover zunächst ein verkniffenes Gesicht zu machen scheinen, überträgt sich diese Einstellung nicht auf die elf neuen Songs. Entspannt und poppig geht es da zu. Verträumt und gar nicht bierernst gehen sie die "Rally Of Love" an.
Den Grund liefert schon der erste Track namens "Quicksand": "All these years next to quicksand / All these years next to suicide" lamentiert Sänger P-K Keränen. Da ist man den finnischen Blues schon mal Leid und widmet sich den angenehmeren und weniger aufregenden Dingen im Leben. Zum Beispiel Rasenmähen (Mowing A Lawn), Autowaschen (Car Wash) und auf Züge warten (Waiting For The Train). Damit das Warten nicht zu langweilig wird, benutzt man schon mal einen Vocoder, wird sphärisch (This Time) oder produziert guten alten Rock (Freeman). Von den Elegien der vergangenen Alben ist (fast) nichts mehr übrig und so könnten 22 Pistepirkko ihre "Rally Of Love" auf ewig in Richtung Sonnenuntergang weiter führen. Wenn, ja wenn da nicht die Gefahr gähnender Langeweile bestünde.
Vom alternativen Folk-Rock à la "Eleven" oder den genialen Soundspielereien des "Downhill City" Albums ist hier nichts mehr zu spüren und so lebt die Platte fast ausschließlich von P-Ks Stimme und Askos Spielereien mit der Groovebox. Das ist schade, denn dabei springen zwar schöne Popsongs - wie sie radiotauglicher nicht sein könnten - heraus, die große, anspruchsvolle Abendunterhaltung aber bleibt bei diesem Rennen auf der Strecke.
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