laut.de-Kritik
Die freundlichen Brüder von Porcupine Tree.
Review von Michael EdeleDie Band mit einem der unscheinbarsten Namen im Musicbiz legt ein weiteres Meisterwerk vor. Selbst als ausgesprochener Verächter von Hippie-Sounds reißt mich die Band aus Woodstock doch auch mit ihrer fünften Scheibe wieder vom Hocker. Immerhin fällt mir keine andere Band ein, die mit dieser verträumten Lockerheit progrockige Klassiker abliefert.
Wenn man will, kann man 3 als so etwas wie den hellen Bruder von Porcupine Tree bezeichnen. Wo Steve Wilson mit seiner Band meist auf düstere, beklemmende Soundlandschaften zurückgreift, haben die New Yorker (trotz des apokalyptischen Covers) doch immer mindestens ein, zwei Sonnenstrahlen in ihren Kompositionen.
Das liegt natürlich nicht zuletzt an Joey Eppards warmen, einschmeichelnden Vocals, der einmal mehr in stimmlicher Nähe zu Geddy Lee von Rush liegt, aber zerbrechlicher wirkt. Manchmal führt Joey das auch fast ein wenig zu weit, aber damit kann man leben.
Vor allem wenn 3 gleich mit einem so tollen Doppel wie "The World Is Born Of Flame" und "The End Is Begun" eröffnen. Kleine aber feine Artistenstücke auf der akustischen Gitarre, die nie aufgesetzt oder übertrieben wirken, sowie Joeys charakteristischer Gesang leiten die Scheibe ein und setzen gemächlich zu einer Steigerung an, die in den Titeltrack mündet. Das folgende "Battle Cry" ist natürlich weit von dem entfernt, was man mit einem Schlachtruf gemeinhin verbindet, hat aber doch einen recht harten Groove und vor allem ein paar sehr geile E-Gitarresoli parat.
Das Quartett baut seine Nische zwischen Deadsoul Tribe, Tool, Pink Floyd, Peter Gabriel und späteren Thought Industry weiter aus. War der Beginn des Album noch relativ soft gehalten, beginnen sie mit "All That Remains" deutlicher zu rocken. Die Nummer ist für 3-Verhältnisse recht eingängig und erinnert auch von den Texten her ein wenig an Deadsoul Tribe.
So richtig los geht's aber mit "My Devided Falling", das mit hammermäßigen Slapeinlagen und jazzig verspielten Riffs aufwartet. Der neben "These Iron Bones" rockigste Song der Scheibe ist gleichzeitig auch der verrückteste. Hier schreckt man sogar vor choralen Gesänge nicht zurück.
"Serpents In Diguise" nimmt das Tempo wieder ein wenig raus und könnte mit dem eingängigen Chorus fast schon im Radio laufen. Für ein warmes, glückliches Gefühl im Bauch sorgt anschließend das entspannte "Been To The Future", und auch "Bleeding Me Home" geht in diese Richtung. Ein wenig zu niedlich und zahnlos oder einfach nur zu brav gehen sie allerdings bei Stücken wie dem sehr reduzierten "Shadow Play" oder "The Last Day" vor. Dafür entschädigt aber die leicht poppige Rush-Infusion namens "Live Entertainment" oder die Led Zeppelin-Verbeugung "Diamond In The Crush", die sich wieder mehr als nur hören lassen können.
Den Abschluss gibt als Bonustrack noch eine wirklich atemberaubende Akustikversion des genialen "Dregs" vom Vorgängeralbum "Wake Pig". Trotz der ein, zwei schmaleren Nummern eine hervorragende Platte.
4 Kommentare
Auch wenn ich hier bei meinen Plattenthreads meist auf verlorenem Posten stehe, muss ich euch dennoch darauf hinweisen, dass am Freitag ein neuer Output der grandiosen Band "3" ansteht, die uns schon das wunderbare "Wake Pig" beschert haben. Ich hoffe, dass es auch wieder so ein schön extravagantes Prog-Album wird, wie das letzte.
VÖ: 20.07.2007
Tracklist:
1. The World Is Born Of Flame
2. The End Is Begun
3. Battle Cry
4. All That Remains
5. My Divided Falling
6. Serpents In Disguise
7. Been To The Future
8. Bleeding Me Home
9. Live Entertainment
10.Diamond In The Crush
11.Shadow Play
12.These Iron Bones
13.The Last Day
14.Dregs (Acoustic version)
Ich freu mich jedenfalls tierisch drauf. Und viell. wächst ja mit diesem Album auch die Hörerschaft. Zu wünschen wärs ihnen.
sehr nettes album.. für freunde von coheed & cambria und porcupine tree sicher ein muss.
coheed and cambria. bruderband. klingt auch so.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass es zwar nicht wirklich DIE Enttäuschung des Jahres darstellt, aber im GGsatz. zum Vorgänger doch recht verloren da steht. Alles etwas zu glatt, zu kalkuliert. Es fehlt ein wenig die Aggressivität, das apokalyptische von Wake Pig. 2-3 überragende Lieder viele (gutes) Mittelfeld und der Rest trällert so vor sich her.
Schade eigtl!