laut.de-Kritik

Als habe man Papa Roach im Panic Room eingesperrt.

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Um sich den klischeebesudelten Fängen des Metalcore zu entziehen, ziehen die Jungs von 36 Crazyfists nun schon seit mehreren Jahren verstärkt branchenfremde Strippen. Auch auf "Time And Trauma" versucht sich die Band aus Alaska am Brückenschlag zwischen Standardisiertem und Experimentellem.

Das Ganze mündet in einem tiefergelegten Sound-Gelee, das klingt, als habe man die Jungs von Papa Roach ein halbes Jahr lang in einen abgedunkelten Panic Room eingeschlossen. Hört sich doch spannend an? Bisweilen schält sich da jedenfalls schon recht Beeindruckendes aus den Boxen.

Die beiden grungelastigen Schlepper "Sorrow Sings" und "Time And Trauma" beispielsweise schnüren den Sack der Finsternis erbarmungslos zu. Ebenfalls mit breiter Brust voran präsentieren sich apokalyptische Hammerschläge à la "Lightless" oder "Silencer", die wahlweise auf der Überholspur oder im Deftones-meets-Modern-Rock-Modus dicke Ausrufezeichen setzen.

Auch in punkto Harmonien hat das mittlerweile siebte Studiowerk der vier Eisbrecher aus Anchorage Einiges zu bieten. Man muss sich allerdings etwas Zeit nehmen, will man den kurvenreichen Melodie-Pfaden bis ins Ziel folgen. Der Eintritt von klanglichem Licht durch den Hintereingang sorgt aber spätestens nach drei Durchläufen für begeisterte Gesichter im Lager von Freunden atmosphärischer Krawall-Kunst ("Translator", "Slivers").

Neben erwähnten Oha-Momenten mischt die Band natürlich auch jede Menge Gängiges mit unter. So wird nach Leibeskräften geschrien, in die Saiten gehauen und der eine oder andere Trommelkessel zu Kleinholz verarbeitet, so dass am Ende all jene anerkennend in die Hände klatschen, die schon immer wissen wollten, wie es denn wohl klingen würde, wenn man Papa Roach, die Deftones und Alice In Chains zu einem Gemeinschaftsprojekt verdonnern würde.

Trackliste

  1. 1. Vanish
  2. 2. 11.24.11
  3. 3. Sorrow Sings
  4. 4. Lightless
  5. 5. Time And Trauma
  6. 6. Also Am I
  7. 7. Translator
  8. 8. Silencer
  9. 9. Slivers
  10. 10. Swing The Noose
  11. 11. Gathering Bones
  12. 12. Marrow

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