laut.de-Kritik

Abgedreht, fantasievoll und spacig? Eher aufgesetzt!

Review von

"Ich mache die Augen auf. Wo bin ich? (…) Was ist das? Musik!" So und noch weitaus konfuser preist die Plattenfirma von 7 Days Awake deren Album "Time Fluctuations" an. Szenen, die jedem beliebigen großen oder kleineren Science-Fiction-Film entnommen sein könnten, sollen die besonders abgedrehte Spacigkeit der Musik suggerieren.

"Fantasievolle Rockmusik" nennt die Plattenfirma das und suggeriert, dass hier endlich mal wieder eine Band aus dem Indie-Einheitsbrei heraussticht. Leider erstickt schon der erste Song "Plaza Intergalactica" sämtliche Hoffnungen im Keim. Recht billlige Stilmittel wie verzerrte Geräusche, darunter ein vorbeirauschendes Flugzeug, münden in ein wiederum eher gewöhnliches Gitarrenriff.

So soll die so ausladend angepriesene Reise also beginnen. Zumindest zeigt sich die Melodie des Openers schön rhythmisch und macht Hoffnung, das Album könne sich tatsächlich zu etwas Großem entwickeln. Wenn dann aber die Stimme von Sänger Mario Carlucci einsetzt, legt sich die leise Euphorie schon wieder etwas. Zu tief und zu geerdet wirkt sie für das abgehobene Unternehmen, das die Band so betont. Auch wenn er Erinnerungen an die guten Herren von Audioslave wachruft. Auch die bedienen sich ja gerne mal des Verzerrers, doch bleiben stets gut bodenständig bei ihren Rocker-Leisten.

Auch das zweite Stück "Memento" zieht einen zarten Hoffnungsschimmer an den Horizont des Silberlings. Nach dem einsetzendem Bass und einer sich schier überschlagenden Gitarrenmelodie hofft man, es könnten sich einem hier die zweiten Muse offenbaren. Das Falsett-Gejammer Matthew Bellamys klingt an und die Muse-übliche Dissonanz schwingt ebenfalls mit. Doch irgendwie fehlt hier die Begabung zur großen Melodie.

Auf volle Albumlänge liefern 7 Days Awake mäßig Spannendes ab. Einerseits spielen sie in nahezu jedem Lied die gleiche Nummer durch: Weltraum-Klangeffekte, Tonleiter-Gekraxel und Technik-Vokabeln ("Ushoudbeloved.exe", "Short Ciruit"). Andererseits versuchen sie mit genrefremder Instrumentierung (beispielsweise latinomäßige Percussions in "Short Circuit") besonders vielseitig daherzukommen.

Letztlich wühlen sie sich dreizehn Titel lang angestrengt durch inkonsistente Rhythmusführung, plötzliche Stilbrüche und schlaffe Melodien. Grundsätzlich ist ja gegen schwieriges Hörmaterial nichts einzuwenden. Doch wenn Musik nach Volksfest-Spielereien auf dem wilden Drehkarussell klingt (Raketenabschussgeräusche und Stimmverzerrung aus der Konserve), ist wohl zu bezweifeln, dass dieser Sound einen tatsächlich sieben Tage lang wach hält.

Trackliste

  1. 1. Plaza Intergalactica
  2. 2. Memento
  3. 3. Threshold
  4. 4. Hitchhiker
  5. 5. Hardware Terminator
  6. 6. Time Fluctuations
  7. 7. Saint 7
  8. 8. Backlash
  9. 9. Break It
  10. 10. In Pulse
  11. 11. Short Circuit
  12. 12. Software Terminator
  13. 13. Ushouldbeloved.Exe

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