laut.de-Kritik
Warum so zurückhaltend, Maynard?
Review von Florian SchadeWarum so zurückhaltend, Maynard? Eine kritische Betrachtung des politischen Klimas in den Vereinigten Staaten stelle ich mir aggressiver vor. Gerade von deiner Band. Nicht dass Interpretationen klassischer Protestsongs von John Lennon, Marvin Gaye oder Depeche Mode unbedingt den Prügel auspacken müssten. Aber dass sich "When The Levee Breaks" von Bonham/Page/Plant selig im klassischen Massive Attack-Gewand wiederfindet, ist doch überraschend.
Doch halt! Nicht so vorschnell. Schließlich ist "Emotive" ein Konzeptalbum. Eine "Zusammenstellung von Songs über Krieg, Frieden, Liebe und Habsucht" (Keenan). Und tatsächlich ist die dominierende Stimmung der Songs nachdenklich bis bedrohlich. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Es sind die dunklen Wolken am Himmel, die vom Regen künden, während die Sonne noch scheint. Es ist exakt der Moment, in dem die Sonne hinterm Horizont erlischt.
"Imagine" wird so zum Trauermarsch, klingt ironisch und mahnend. Hier macht sich keiner über John Lennons Vision lustig, sondern setzt sie in ein neues Licht, schafft eine neue Perspektive. Auch Fears "Let's Have A War" klingt fremd: Eher nach kriechender Seuche denn nach Schlachtruf. Und Marvin Gayes "What's Going On" erhebt sich langsam wie eine Lamento über die Verfassung der amerikanischen Volksseele:
"Father, Father, Everybody thinks we're wrong!".
Viele Tracks der Platte wirken wie eine von langer Hand geplante Studio-Jam, in dem nur die Worte der Originalsongs erhalten bleiben. So hat "People Are People" mit Modes Original bis auf den Text fast nichts mehr gemein. Und auch Black Flags "Gimmie Gimmie Gimmie" klingt anders und schafft es nicht, den Druck des Originals zu entwickeln.
Zwei Eigenkompositionen haben es auf's Album geschafft: "Passive" und "Counting Bodies Like Sheep To The Rhythm Of The War Drums". Letztere ist eine gelungene Industrial-Adaption des Tracks "Pet" vom Vorgänger "Thirteenth Step". Damit bleibt als einzig wirklich neuer Track "Passive". Und der - Überraschung! - bricht dann auch als einziger zeitweise aus der düsteren Lethargie aus, wird druckvoll und laut. So, wie man sich einen Protestsong eigentlich vorstellt.
"Emotive" schafft es nicht, an die qualitativ herausragenden zwei Vorgänger der Band anzuknüpfen. Vielleicht war das aber auch gar nicht der Plan. Wie erwähnt: "Emotive" ist ein Konzeptalbum. Und es endet konziliant: Joni Mitchels "Fiddle And The Drum", a capella, ist ein versöhnlicher Schlusspunkt und Schauder, Furcht und Klage zugleich. Schön.
40 Kommentare
das album hat ein paar lieder, die wirklich wunderschön sind und APC haben aus vielen alten songs ne menge rausgeholt. einige davon kannte ich nicht, hab sie mir im original runtergeladen und es gefällt mir, was APC draus gemacht haben.
imagine, what's going on, when the levee breaks klingen wunderschön, der rest ist voll in ordnung. was mich stört ist irgendwie nen mangel an energie bei apc, deshalb isses wohl keine cd für die dauer.
mir hätte nen echtes ACP album trotzdem besser gefallen!
Vielleicht lad ich mirs runter und male ein eigenes Covermotiv, damit ich nicht ständig an die "Friedensmission" erinnert werde.
Ähm. Wenn du es dir runterlädst, siehst du das Cover doch eh nicht
@Turrican
Die Damnation ist meines Erachtens kein guter Einstieg, da dieses Album nur die halbe Seite der Band zeigt. Die restlichen Alben gehen (mit ein paar Ausnahmen) eher in Richtung Death Metal !
Die Damnation war mein Einstieg, und ich mag beide Seiten. Das geht auch.
Ja, hab schonmal kurz in Blackwater Park reingehört und war doch etwas verschreckt...
Aber wird schon. Gegen Death Metal-Vocals habe ich nichts, wenn der Rest stimmt - siehe Neurosis, Isis...
Sorry für das Off Topic, an alle, darum noch mal was zum Thema:
Die 13th Step hat bei mir auch auf Anhieb gezündet. Ich finde sie auch sehr eingängig. Danke sehr.