laut.de-Biographie
Akli D.
Man bezeichnet ihn als Sprachrohr seiner Generation und einen der charismatischsten Figuren aktueller Worldmusic. Sein 2007er-Album "Ma Yela" steigt auf Platz 1 der europäischen Weltmusikcharts und wird von keinem geringeren als Manu Chao produziert. Grund genug, sich dem algerischen Musiker Akli D. ausführlich zu widmen.
"Ma Yela" erscheint auf Because Records, dem Label von Amadou & Mariam, die 2005 mit "Dimanche A Bamako" für Aufregung in der Weltmusikszene sorgen. Neben Akli D. veröffentlichen auch Jarvis Cocker ("Jarvis", 2006), Charlotte Gainsbourg ("5:55", 2006) und Faithless ihr Album "To All New Arrivals" (2006) auf dem Gourmet-Label. Akli D. befindet sich also in bester Gesellschaft.
Während eines Live-Auftritts lernt Manu Chao den algerischen Musiker kennen. Die sich entwickelnde Freundschaft festigt sich während der Zusammenarbeit für Akli D.'s zweites Album "Ma Yela", das Afro, Reggae, Chaâbi Music, Rai, Maghreb Folk, Blues, Gypsy-Jazz und Gnawa Musik gekonnt mit europäischen Hörgewohnheiten verschmilzt. Afro, Reggae und Blues bedürfen keiner weiteren Erklärung, die afrikanischen Traditionen in der Musik von Akli D. bedürfen jedoch einer Erläuterung.
"Der Maghreb ist ein heiliger Vogel. Sein Leib ist Algerien, sein rechter Flügel Tunesien, sein linker Marokko", lautet ein arabisches Sprichwort. Hinter dem Begriff Maghreb (arabisch für "Westen") verbergen sich in erster Linie die drei nordafrikanischen Länder Tunesien, Algerien und Marokko. Im Arabischen versteht man unter Maghreb in der Regel Marokko, weil es das westlichste arabische Land ist. Maghreb Folk ist dementsprechend die stark von der marokkanischen Volksmusik beeinflusste Tonkunst Maghrebs. Unter Chaâbi Music fasst man die populäre marokkanische Volksmusik zusammen. Die Gnawa sind die Nachfahren von aus dem westafrikanischen Guinea stammenden Sklaven und heute eine ethnische Minderheit in Marokko. Ihre Musik entstammt den Lila-Ritualen, die animistischen Glauben mit dem Islam verbinden. Ziel der Rituale ist die Trance, weshalb die Zeremonien der Gnawa eine große Anziehungskraft auf Rock- und Popmusiker wie etwa Jimi Hendrix oder Peter Gabriel ausüb(t)en.
Akli D. kommt in einem kleinen Dorf in der Kabylei, einer in der Vergangenheit politisch unruhigen Region Algeriens, zur Welt und ist von Anbeginn mit Musik umgeben. Seine Mutter, eine Folk-Sängerin, singt ihn jeden Abend in den Schlaf und auch der Rest seiner Familie hat auf die eine oder andere Weise mit Musik zu tun. Die Armut der östlich von Algier gelegenen Kabylei bestimmt lange Zeit den Lebensweg von Akli D. Diese Erlebnisse spiegeln sich in seinen Texten wider, die von seinen biografischen Erfahrungen berichten. "Seine Musik ist das Resultat seines Lebens und eben deshalb so vielfältig und authentisch", formuliert es das Innsbrucker Treibhaus.
Als 13-Jähriger spielt er in seiner Heimatschule sein erstes Konzert und beschließt, sein Leben der Musik zu widmen. In den frühen 80er Jahren, als Algerien auf die Bitte um Anerkennung der Kabylen mit Unterdrückung reagiert, flüchtet Akli D. aus Algerien ins französische Exil, nach Paris. Dort schlägt er sich zunächst als Straßenmusiker durch und übt sich in der Interpretation westlicher Musikstile. Als zufällig ein Amerikaner auf Akli D. aufmerksam wird, folgen einige Clubgigs in San Francisco und in der Folge auch in Irland.
Zurück in Paris gründet er seine erste eigene Band Les Rebeuhs des Bois. Mit ihr spielt er sich durch die Clubs in und um Paris. 2002 erscheint sein Debütalbum "Anef-as Trankil". Von den Franzosen wie den Kabylen gleichermaßen begeistert aufgenommen, beweist Akli D. darauf, dass er es exzellent versteht, die europäische Musikkultur mit der seiner Heimat zu verweben. Sein internationaler Durchbruch gelingt ihm fünf Jahre später mit "Ma Yela".
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