laut.de-Kritik
Soul Classics, schön gelispelt.
Review von Luca WisnagrotzkyDer DSDS-Gewinner veröffentlicht mit "Mr. Bling Bling Classics" mehr oder weniger sein Debüt. Mehr oder weniger, da er 2005 bereits unter dem Namen Father & Son zusammen mit seinem Sohn Raphael die Platte "Footsteps In My Heart" rausbrachte. Als richtiges Album kann man "Mr. Bling Bling Classics" auch nicht wirklich bezeichnen, da es eigentlich ein Sammelsurium aus Coverversionen von Black-Music-Klassikern aus den Sechszigern und Siebzigern ist.
Eigene Wege scheinen die 'Hitmacher' von DSDS dem gebürtigen US-Amerikaner nicht zuzutrauen. Schade, denn an seiner Stimme ist wirklich nichts auszusetzen. Dass der Gewinner des Horrorformats nur Coversongs singt, ist gänzlich neu. So schrecklich die 'eigenen' musikalischen Erzeugnisse vorheriger DSDS-Gewinner auch waren, ein eigener Track von Alphonso Williams wäre sicherlich interessant gewesen.
So findet man auf dieser Platte von Williams eingesungene Versionen sämtlicher R'n'B und Soul Klassiker, von Al Green über James Brown bis zu Marvin Gaye. Wie schon gesagt, Alphonsos Stimme gefällt, aber da ist, außer vielleicht seinem Lispeln und wie er dementsprechend das Wort 'spice' in "I Got You (I Feel Good)" betont, nichts Eigenes. Rein gar nichts, nicht einmal in der Instrumentierung.
Die Produktion der einzelnen Songs ist ganz gut geworden, gerade die Bässe wirken angenehm prominent, aber da könnte man sich ebenso gut eine Remastered-Version der Originale anhören - es läuft aufs Gleiche hinaus. Schon die erste Single "What Becomes Of The Broken Hearted" (im Original von Jimmy Ruffin) ging gänzlich in den Charts unter. Ein dicker Wegweiser für den weiteren Verlauf des Albums.
Zu den Tracks gibt es kaum etwas zu sagen, da ist wenig auszusetzen, da "Mr. Bling Bling Classics" einfach nur wie ein Compilation-Album der alten Hits wirkt. Alphonso verleiht beispielsweise "Land Of 1000 Dances" einen schönen Flow, allerdings gab es zahlreiche Vorreiter, die dem R'n'B-Track seine Magie verliehen: Die wohl bekannteste Version von Cannibal And The Headhunters aus dem Jahre 1965, das saxophonlastige Cover von Wilson Pickett 1966, die Rock-Version von Ted Nugent 1981 und sogar Patti Smiths Anlehnung "Land" von '75.
Eine schöne Herausforderung für Alphonsos Stimme, wenn sich hier sowieso nur immergleiche Cover-Versionen befinden, wären mehr Tracks von Frauen. "Knock On Wood" von Amii Stewart markiert den einzigen Song einer Frau auf der Platte, und so richtig zählt das auch nicht, da ihre Disco-Version auf dem Original von Eddie Floyd aus dem Jahre 1966 beruht. Nina Simone hätte sich doch beispielsweise trotz eher jazzigen Klängen perfekt angeboten.
Zusammengefasst lässt sich nur anraten, dass die Investition beim Plattenkauf besser in Remastered-Versionen der Originale oder eben einer Compilation angelegt ist. Bei aller Sympathie für Alphonsos Stimme und sein liebenswürdiges Lispeln.
10 Kommentare mit 5 Antworten
Glückwunsch Alphonso!
Deutschland got no soul.
Bei dem denk ich immer an Steve Urkel senior.
Stimmt. Und beide TV-Formate sind Sitcoms.
Eine RTL-produktion ohne Dieter an den Reglern? Das kann ja auch nichts werden!
Kleiner Tipp an die Laut-Redakteure: Wenn auf dem Cover irgendwo, egal wie klein, ein RTL-Logo aufgebracht ist, dann lohnt sich weder das Anhören noch eine Rezi.
Gilt vielleicht für die TV-Richtung, aber aus dem Radiobereich kommen da schon noch ein paar feine Sachen ...
Gruß
Skywise
Ah siehste, RTL Radio hab ich hier in meinem Längengrad gar nicht auf dem Schirm.
@punkpinguin:
Weiß nicht, inwieweit Du Dich für Klassik oder Jazz interessierst, aber da kamen in den letzten Jahren immer wieder ein paar ordentliche Perlen auf CD raus. Tut einem irgendwie weh, wenn man überlegt, daß Radio RTL früher vor dem Niveau, das heute beim TV-Sender RTL herrscht, ausdrücklich gewarnt hätte
Gruß
Skywise
RTL ist den Schritt nun mal gegangen und hat im TV-Biz wie viele andere Sender auf aufsehenerregende Formate gesetzt, anstelle nachhaltiger. Man sieht erst jetzt, dass keines der beiden Formate dauerhaft erfolgreicher ist als dass andere.
Weder bei Klassik noch bei Jazz bin ich so sattelfest, wie ich es gerne wäre. Kann mir aber vorstellen, dass grad beim RTL-Label ein guter Einstieg möglich ist.
Besser (halbwegs) gelungenen Coverversionen von Soul-, Disco- und R&B-Klassikern als irgendwelche neuen Songs aus der Feder von Dieter Bohlen, an die sich spätestens nach einem Jahr kein Schwein mehr erinnern kann, weil sie beliebig sind! Aber ob man darauf eine langfristige Karriere aufbauen kann, ist fraglich.