Porträt

laut.de-Biographie

Amanda Palmer

Sie selbst kann sich nicht mehr an die Zeit erinnern, als sie noch keine Künstlerin war. Menschen mit ausgewogenen beruflichen und Freizeitaktivitäten sollte man hier grobe Vergesslichkeit vorwerfen. Nicht so bei Mrs. Palmer. Sie ist Musikerin, Produzentin, Lyrikerin und Schauspielerin.

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Amanda Palmer wird am 30. April 1976 in New York City geboren. Sie wächst in Lexington, Massachusetts auf. Ihre Kindheit verbringt sie damit, Texte und Lieder zu schreiben. Außerdem zeichnet sie Flyer für fiktive Straßenverkäufe. Diese fallen meist ziemlich extravagant aus und zeichnen sich durch einen magischen und zauberhaften Charakter aus. Jeder aus der Stadt sollte erscheinen und jeder sollte die Bilder kaufen, die sie malte. So bräuchte sie ihre Eltern nie wieder um Erlaubnis für irgend etwas fragen.

Mit neun Jahren plant sie schon die ultimative Party. So ergibt es sich unweigerlich, dass ihr Berufswunsch als Musikerin oder als Rockstar der augenscheinlichste bleibt. Der Job steht mit ihren Träumen in einer Linie. Amanda Palmer produziert keine Kunst - sie selbst ist die Kunst. Sie sieht ihr Schaffen als Prothese ihrer eigenen Person.

Wilde theatralische Einlagen und großzügige Schminkoutfits zeichnen ihre Auftritte aus. Den höchsten Bekanntheitsgrad erreicht sie als Fronterin der Dresden Dolls. Im Jahr 2000 lernt sie den Schlagzeuger Brian Viglione kennen. Sie spielt ihm einige ihrer Lieder vor. Er findet Gefallen an den Songs und sie beschließen kurz um, die Dresden Dolls zu gründen.

Mit zahlreichen Kollaborationen und als Solokünstlerin steigert sie konsequent die Anzahl ihrer Fans. Sie werkelt mit Ben Folds an ihrem Soloalbum ("Who Killed Amanda Palmer"), arbeitet mit Neil Gaiman für ein Fotobuch zusammen und unter reiht sich unter anderem bei den Herren von ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead ein. Sie hilft weiterhin mit, ein abenteuerliches Theaterstück zu schreiben (The Onion Cellar) und spielt als Frontfrau in der Symphony Hall mit den legendären Boston Pops.

2009 steht sie plötzlich im Clinch mit ihrem Label Roadrunner. Dieses schneidet eine Szene aus einem ihrer Musikvideos aus, in der Palmers Bauch zu sehen ist. Die Firma argumentiert, ihr Bauch sei zu dick. Tausende Fans rebellieren und schicken Abzüge ihrer abfotografierten Bäuche ein.

Amanda Palmer - There Will Be No Intermission
Amanda Palmer There Will Be No Intermission
Kompromisslos wie der Tod und komplex wie das Leben.
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Es folgt ein Protestsong ihrerseits mit der Forderung, "Schmeißt mich raus." Da sie aber neben Protestsongs weiterhin gehaltvollere Platten produzieren will, erfindet sie sich neu.
Mit dem Projekt "Evelyn Evelyn".

Hier zeichnet sie als Produzentin eines angeblich sehr talentierten siamesischen Zwillingsduos Evelyn Evelyn verantwortlich. Gemeinsam mit Folk-Freund Jason Webley. Aber: Die Geschichte dient lediglich der Verhüllung. Natürlich steckt sie selbst hinter dem Projekt.

Nebenbei schreibt sie noch ein Buch, das 2014 erscheint: „The Art Of Asking“. In den losen Memoiren reflektiert sie über ihr Leben und die Probleme als weibliche Künstlerin. Amanda Palmer polarisiert, sorgt gleichzeitig für Kontroversen und Bewunderung. Musiker sein ist eben kein Beruf - und war es auch noch nie. Ihr Schriftstellerinnen-Debüt bringt sie sogar in die Beststeller-Liste der New York Times

2012 erscheint die neue Langrille "Theatre Is Evil", dieses Mal über dass eigene Label 8 Ft Records - vier Jahre lang feilt sie an dem Zweitling. Zeitgleich bringt Amanda ein Art-Book heraus, dessen Inhalt von "Theatre Is Evil" inspiriert ist.

Drei Jahre später setzt sie sich selbst in doppelter Funktion in Szene. Amanda Palmer ist schließlich nun nicht nur Künstlerin, sondern auch Mutter. Überhaupt rücken Familie und Freunde für sie nun vermehrt in den Vordergrund: 2016 veröffentlicht sie gemeinsam mit ihrem Vater Jack "You Got Me Singing". Beide gehen sogar für ein paar Konzerte auf Tour.

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2017 widmet sie sich dann in einer neuen Kollaboration – diesmal mit der für Amanda Palmer prägenden Vaterfigur Edward Ka-Spel – ihrem großen Idol von den Legendary Pink Dots.

Für die Einen bleibt sie eine feministische Ikone, die Hybris und Humor vermischt. Für andere eine abgedrehte Avantgardistin. Über ihre Fans befindet sie selbst: "Es ist inspirierend eine so große Unterstützung von Fans zu erhalten - wie eine Familie".

Nachdem 2015 ihr erstes Kind auf die Welt kommt, verarbeitet sie dieses Erlebnis auch als Künstlerin. Vater ist der britische Schriftsteller Neil Gaiman, mit dem sie seit 2011 verheiratet ist. Vor allem ihr 2019 erschienenes Album "There Will Be No Intermission" befasst sich auch mit den eher dunkleren Seiten des Mutterseins. Die Themen Tod und Verlust von Freunden finden ebenso Einzug in ihr Schaffen. So veröffentlicht sie nach David Bowies Tod im Jahr 2016 die Cover-EP "Strung Out In Heaven: A Bowie String Quartet Tribute", darunter eine deutsche Version des Klassikers "Heroes".

Der Umgang mit düsteren und sehr persönlichen Themen rückt damit ins Zentrum ihrer Kunst, denn Palmer ist auch immer mehr schriftstellerisch tätig, wie zum Beispiel in ihrer Autobiografie "The Art Of Asking" (2014) oder in ihrem Blog "Ask Amanda".

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