laut.de-Kritik
Schöner Songwriter-Pop der unfreiwilligen Feministin.
Review von Joachim GaugerEinmal mehr hat sich Ani DiFranco, die unfreiwillige Galionsfigur amerikanischer Feministinnen, gehäutet, und einmal mehr kommt eine neue musikalische Seite an ihr zum Vorschein. Hatte sie den Vorgänger noch komplett in Eigenregie samt den Alltagsgeräuschen vom privaten Aufnahmeort auf ihren Acht-Spur-Rekorder gebannt, lud sie nun erstmals eine komplette Band ins Studio.
Im titelgebenden Opener gesellt sich zunächst nur ein akustischer Bass zur Gitarre der Songwriterin. Hier steht die Stimme im Vordergrund, die mal übermütig, mal hauchend, mal kieksend von zerplatzenden Träumen erzählt. Zu Beginn des zweiten Tracks setzt eine Geige ein und klagt seelenverloren einsam von sich hin. Das passt wie angegossen zum warmen Ton von Bassist Todd Sickafoose, den Fans schon von gemeinsamen Touren mit Ani kennen.
Wieder also gibt sich Ani DiFranco glaubwürdig und ganz authentisch. Ein größerer Gegensatz zwischen dem Einsatz der Streichinstrumente auf "Knuckle Down" und den Flächen, mit denen teure Produzenten ihre Billigpop-Produkte zukleistern, ist kaum denkbar. Mit Julie Wolf (Melodika), Tony Scherr (E-Gitarre), Andrew Bird (Violine, Glockenspiel und "Pfeifen"), Patrick Warren (Piano, Samples), Jay Bellerose (Schlagzeug) sowie Noe Venable und Niki Haris (Gesang) hat die New Yorkerin zwar eine eindrucksvoll besetzte Combo am Start, beim Einsatz der reichlichen Mittel jedoch verfährt sie nach der Devise 'weniger ist mehr'.
Die Reduzierung der Instrumente führt zu schön verhaltenen Song-Einstiegen im Stil eines Tom Waits ("Seeing Eye Dog", "Callous"), sie kulminiert im Sprechgesangstück "Parameters". Dass an ihre poetisch erzählenden Texte nach wie vor hohe Ansprüche angelegt werden dürfen, versteht sich bei Ani DiFranco ja beinahe von selbst. Trotzdem wirkt "Parameters" in einer ansonsten eher auf Wohlklang angelegten Platte wie ein Fremdkörper. Zu einfach wollte es Ani dem Hörer wohl doch nicht machen ...
Noch keine Kommentare