laut.de-Kritik
Springt nicht gleich fröhlich ins Ohr, wächst aber mit jedem Hören
Review von Stefan FriedrichWie kann jemand 14 Alben in 9 Jahren produzieren? Andere Leute bringen es in dieser Zeitspanne auf wesentlich weniger kreativen Output. Vielleicht liegt es daran, dass Ani DiFranco sich mit keinerlei Plattenfirmen oder Managementstrukturen herumärgern muß - sie existieren in dieser Form schlichtweg nicht bei ihr.
"To The Teeth" bewegt sich wieder ein Stück weiter von ihren Folk-Roots weg, hin zu Rock, sogar zu Pop - jedoch nie in die Beliebigkeit. Im Mittelpunkt der 13 Stücke steht noch immer Ani mit ihrer Gitarre und ihren überragenden Texten.
Den Anfang macht der gleichnamige Titelsong, der teilweise wie eine Spoken-Word Performance wirkt. Sie rechnet mit den Verantwortlichen für die Schießereien an den amerikanischen Schulen ab, wobei sie wütend, doch nie verbittert wirkt. Erster Höhepunkt des Albums ist das wunderbare "Wish I May", das durchaus den Sprung in die Charts schaffen könnte - wenn Ani DiFranco Singles veröffentlichen würde... Insgesamt finden sich auf "To The Teeth" mindestens eine handvoll Songs dieser Klasse, z.B. das andächtige "Hello Birmingham", welches schon beinahe Amos'sche Intensität erreicht, oder aber "Providence" mit The Artist Formely - und jetzt wieder - Known As Prince, welcher sich sehr im Hintergrund hält, dem Song dadurch jedoch noch mehr Stärke verleiht. Oder "Carry You Around", oder oder... - viele Gründe also, dieses Album unter dem Weihnachtsbaum zu plazieren.
"To The Teeth" ist kein Album, welches einem fröhlich lächelnd ins Ohr springt. Es dauert ein Weilchen, bis man sich eingehört hat. Dafür wächst es mit jedem Hören.
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