laut.de-Kritik

Beim Tritt aufs Gaspedal verfliegt der Zauber im Nu.

Review von

Als sich Anouk im Jahr 1997 mit ihrem Hit "Nobodys Wife" an die Fersen von Alanis Morissette, Amanda Marshall und Melissa Etheridge heftete, sagten viele Insider und Experten der holländischen Sängerin eine rosige Zukunft voraus. 17 Jahre und 13 Alben später hat außerhalb von Holland kaum noch jemand die blonde Bardin mit der markanten Stimme auf dem Zettel. Mit ihrem neuen Album "Paradise And Back Again" startet sie nun einen weiteren Versuch über die heimatlichen Landesgrenzen hinaus.

Mit dem rotzigen Pop-Rock der Anfangstage hat Anouks neues Album nicht mehr viel zu tun. Es sind aber glücklicherweise keine aufgesetzten Beats und neumodischen Elektro-Spielereien, die anno 2014 ehemals angezerrte Gitarren verdrängen, sondern soulige Retro-Sounds mit Anleihen aus den alternativen Rock, Blues und Pop-Bereichen.

Irgendwo zwischen den zarten Momenten der Black Crowes und der schnodderigen Brillanz vergangener Winehouse-Strukturen ("Cold Blackhearted Golddiggers", "Looking For Love") sucht sich Anouk eine eigene Nische für ihr kratziges Timbre. Mit orgelgeschwängerten Schleiern, die um urbane Rhytmen aus dem Vintage-Archiv schweben, sorgt das Ensemble hinter der Sängerin für die dicksten Ausrufezeichen des Albums.

Immer dann, wenn das Tempo rausgenommen wird, die Kerzen entflammen und sich das Gefolge, umnebelt von Zigarrenrauch und dem Duft von billigem Fusel, in Richtung Bar verabschiedet, läuft auch Anouk zur Hochform auf ("Breathe", "Smile & Shine"). Hier kann sie ihre Stimme perfekt ausbalancieren und im Stile einer kontrollierten Anastacia zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt emotionsgeladen und authentisch hin und her pendeln.

Wenn allerdings aufs Gaspedal getreten wird, verfliegt der Zauber im Nu. Glücklicherweise verirren sich jede Menge wildgewordene Hummeln erst gegen Ende des Albums in Anouks Allerwertesten, sodass der Einsatz von austauschbaren Elektro-Beats und belanglosen Synthies keine allzu großen Spuren mehr hinterlässt ("Places To Go", "You & I").

Trackliste

  1. 1. Cold Blackhearted Golddiggers
  2. 2. She Is Beautiful
  3. 3. Daddy
  4. 4. Don't Wipe Us Out
  5. 5. Looking For Love
  6. 6. Last Goodbye
  7. 7. Some Of Us
  8. 8. Wigger
  9. 9. Breathe
  10. 10. Smile & Shine
  11. 11. Wish He Could See It All
  12. 12. Places To Go
  13. 13. You & I
  14. 14. Feet On The Ground

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