laut.de-Biographie
Anoushka Shankar
Kindern von Ikonen fällt es selten leicht, den eigenen musikalischen Weg zu gehen. Anoushka, die Tochter des großen Ravi Shankar, hat hingegen kein derartiges Problem. Bereits mit dreizehn gibt sie erste Gigs am Familieninstrument. Noch als Teenager löst sie sich als Sitar-Virtuosin aus dem scheinbar übermächtigen Schatten des Vaters.
Letzterer bemerkt das Talent und nimmt die jugendliche Anoushka als Begleitmusikerin mit auf zahllose Tourneen. Als sie mit 16 Jahren ihr Solodebüt "Anoushka" veröffentlicht, blickt sie bereits auf eine beachtliche Live-Erfahrung zurück. Ohnehin spielen die Konzertqualitäten der Halbschwester von Norah Jones eine große Rolle in der stets wachsenden internationalen Wahrnehmung und Anerkennung seitens Publikum und Presse.
Das Jahr 2003 erweist sich für Shankar als erster Karrierehöhepunkt. Auf dem Benefizkonzert für den zu früh verstorbenen Beatle George Harrison, einem Freund der Familie, ("Concert For George") beeindruckt sie mit vielseitigem, emotionalem Spiel. Nebenbei führt sie als Dirigentin ein orchestrales Werk ihres Vaters auf, bei dem sich ein anderer Hausfreund der Shankars, Eric Clapton, das Mitmachen nicht nehmen lässt. Zu guter Letzt erhält sie neben Norah Jones eine Grammy-Nominierung.
Musikalisch haben beide Schwestern wenig gemein. Anoushka verschreibt sich auch weiterhin ganz und gar der traditionellen indischen Klassik und Folkmusik, gerne auch elektronisch unterfüttert ("Rise Remixes", 2006). Im gesamten asiatischen Raum gilt Shankar Junior mittlerweile als Vorbild als Künstlerin und moderne Frau. Das Prestige einiger "Woman Of The Year"-Awards nutzt sie geschickt für Charity und Kampagnen für diverse Menschen- und Tierrechtsorganisationen.
Neben der karnatischen Musik Indiens mit ihren strengen Kompositionsfiguren von Tabla über Dhrupad, Thumri oder Khyal beherrscht sie bald auch arabische Skalen, fernöstliche Klassik und westliche Spielarten wie Flamenco. Alles nicht nur eingespielt, sondern auch selbst komponiert. Für so ein Mammutprogramm bräuchte manch anderer mehrere Leben. Anoushka jedoch findet nebenher noch lässig Zeit, um Filmrollen anzunehmen und als professionelle Tänzerin zu brillieren ("Dance Like A Man").
2013 gibt es auf dem siebten Album "Traces Of You" die erste echte Kollabo mit Schwester Norah. La Jones steuert bei drei Songs Vocals und Texte bei. Die Platte erscheint nur Monate nach dem Ableben Ravi Shankars. Als würdige Nachfolgerin brennt Anoushka darauf ein vielbeachtetes Feuerwerk explosiver Sitarmusik ab, das auch den westlich geprägten Hörer sofort anfixt.
Das zwei Jahre später folgende "Home" birgt ebenfalls keine Enttäuschung, verkörpert auf Shankars Weg jedoch auch nicht wesentlich mehr als solides Pegelhalten. Ihr neuntes Opus "Land Of Gold" toppt jedoch den gesamten bisherigen Katalog. Mit prominenten Gästen und einem Feuerwerk zwischen Klassik, Jazz und indischem Zauber springt sie in die Bresche für Flüchtlinge und gegen die menschenverachtende Abschottung der ehemaligen Kolonialmächte.
"Ich hatte mein zweites Kind zur Welt gebracht und war zutiefst betroffen. Während ich für mein Baby sorgen konnte, versuchten andere verzweifelt, ihren Kindern die gleiche Sicherheit zu geben, und waren nicht in der Lage dazu. In 'Land Of Gold' geht es deshalb um Entwurzelung und Verletzlichkeit. Aber es geht auch um die Hoffnung, die selbst die dunkelsten Schatten der Seele erhellt."
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