laut.de-Biographie
Aphroe
Bereits 1993 veröffentlicht er seinen ersten Track, mit der legendären Ruhrpott AG prägt er um die Jahrtausendwende die Deutschrap-Geschichte. Aphroes oftmals philosophische Strophen vergessen Fans, Kollegen und Kritiker lange nicht, auch wenn es um den Herner im darauffolgenden Jahrzehnt eher ruhig wird. "Wir sind alle die größten Aphroe-Fans, weil er einfach der unfassbarste Reimtechniker in Deutschland ist", bekennen Die Coolen Säue aus Köln.
Als sich im Ruhrgebiet Mitte/Ende der Neunziger fernab der Hip-Hop-Metropolen Hamburg, Stuttgart, Berlin und Frankfurt eine florierende Szene entwickelt, spielt die Ruhrpott AG eine entscheidende Rolle. Neben Too Strong, ABS und Creutzfeld Und Jakob schließen sich mit Aphroe, Galla, Pahel und DJ Wiz zwei Crews zusammen und veröffentlichen 1998 als RAG ihr Debüt "Unter Tage". Nach zahlreichen Gigs und einem weiteren Langspieler ("Pottential", 2001) geht die Crew ab 2003 getrennte Wege und widmet sich verschiedenen Soloprojekten.
Doch während Pahel und Galla jeweils eine Platte an den Start bringen, lässt sich Aphroe ein wenig mehr Zeit. Bis auf Gastbeiträge für Fiva MC, Roey Marquis II und Nico Suave hören die Fans nur wenig, obwohl auch er schon früh sein Solodebüt in Aussicht stellt. Erst 2010 meldet er sich auf dem Kölner Label Melting Pot Music "aus dem musikalischen Exil" zurück und veröffentlicht die EP "Kleiner Mann".
Anfang 2011 kündigt Aphroe sein lang erwartetes Werk unter dem Titel "Kavaliersdelikt" an, spannt die treue Anhängerschaft aber noch lange auf die Folter. "Ist das dein eigenes Detox?", fragt Backspin-Reporter Niko Hüls ein Jahr später. "Das hat sich jetzt eben so entwickelt, God works in mysterious ways. Du weißt halt nie, was kommt", erklärt der MC.
Anlass für das Gespräch ist schließlich ein ganz anderes Projekt: Ende März 2012 veröffentlicht Aphroe sein Album "90", eine Huldigung an den US-Hip-Hop der goldenen Neunzigerjahre. Er pickt sich zehn "dem geneigten Zeitzeugen sicherlich bekannte, aber für viele jüngere Rapfreunde wohl auch weniger bekannte Meilensteine der Rap-Geschichte" heraus, lässt deren Beats sorgfältig reproduzieren und verwandelt sie in eigene, deutschsprachige Versionen. Den Kick dafür habe ihm US-Rapper Elzhi mit seinem Nas-Tribute "Elmatic" gegeben.
2010 kürt die Juice die 20 besten deutschen MCs aller Zeiten und stuft Aphroe auf Platz elf ein. Er sei der leuchtende Stern der Ruhrpott AG gewesen und habe gezeigt, wie intelligent, komplex, poetisch, bildhaft und manchmal auch verschroben deutschsprachiger Rap sein kann. "Seine Metaphern zu dechiffrieren, konnte schon mal Gegenstand einer ganzen Nacht mit Walkman und Kopfhörer sein. Nie wieder hat Deutschrap so zum Nachdenken angeregt."
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