laut.de-Kritik
Die Finnen feiern Wagners 200. Geburtstag.
Review von Kai ButterweckNach über 200 gespielten Shows anlässlich der Veröffentlichung des letzten Apocalyptica-Albums "7th Symphony" wollten sich die emsigen Finnen um Mastermind Eicca Toppinen eigentlich erst einmal eine kleinen Auszeit gönnen. Doch scheinbar können die Metal-Cellisten mit dem Begriff "Auszeit" nur relativ wenig anfangen. Statt sich irgendwo in der Sonne zu aalen und dabei die Füße baumeln zu lassen, nutzte die Band die vergangenen zwei Jahre, um ihren Status als führendes Metal-meets-Classic-Flaggschiff weiter auszubauen. Dafür bot der 200. Geburtstag Richard Wagners natürlich den besten Rahmen.
So fanden sich die Nordlichter im Mai 2013 in Leipzig ein und huldigten ihrem Heroen mit einer farbenfrohen Geburtstagssause unter der Leitung des Star-Choreografen Gregor Seyffert und des MDR Sinfonieorchesters. Über 120 Tänzer, Schauspieler und in feinen Zwirn gewickelte Tamtam-Musikanten schlugen eine Brücke zwischen den klassischen Werken des Spätromantikers und der Neuzeit-Rock-Avantgarde. Mittendrin: Apocalyptica – eine Handvoll langhaariger Düsterdreinblicker mit der Lizenz zum Wachmachen.
Auch wenn sich der Großteil des Abends eher im Klassik-Gewand präsentierte, ließen es sich die Finnen natürlich nicht nehmen, den einen oder anderen Starkstrom-Stich zu setzen. So saust der "Flying Dutchman" beispielsweise im Mittelteil wie eine wild gewordene Edelstahl-Hornisse über die Köpfe der Anwesenden hinweg und hinterlässt dabei schlackernde Ohren bei hochrangigen Ü-60-VIP-Gästen.
Nicht minder krachend geht es etwaigen Monstern an den Kragen, wenn sich die Cellisten imposante Duelle mit Doublebass-spielenden Rundmuskelwaden liefern ("Fight Against Monsters"). Mit immer wiederkehrenden Dynamikwechseln schafft die Belegschaft eine durchweg stimmige Balance zwischen Laut und Leise, bei der sowohl Klassik- wie auch Metal-Fans die Ohren spitzen.
Wie nicht anders zu erwarten, steht dabei die entsprechende Dramaturgie natürlich ganz oben auf der Liste. Egal ob ruhig und bezirzend ("Lullaby", "Birth Pain") oder kraftvoll und energiegeladen ("Path In Life", "Creation Of Notes"): Apocalyptica erweisen sich wieder einmal als Meister akustischer Ying-und-Yang-Spiele.
Das Zusammenspiel zwischen Band und Orchester funktioniert reibungslos. Während das Ensemble unter der Regie von Chefdirigent Kristjan Järvi mit flächendeckender Opulenz beeindruckt, sorgen die Cellisten für akzentuierte Moll-Phasen. Im Verbund entsteht ein imposantes Ganzes, das den Hörer vom ersten Moment an in seinen Bann zieht.
Am Ende springen sogar die schwersten Bandscheiben-Vorfälle von ihren bequemen Sitzen und applaudieren, bis die Handflächen glühen – und das völlig zu Recht.
3 Kommentare
muss ich mir notieren das ich da reinhöre.
Bald ist payday!
Der Gebrauchtplattenmensch meines Vertrauens kriegt auch schon ein breites Grinsen, wenn er den 15. auf dem Kalender sieht.
apocalyptica O.o ernsthaft?! das hat nicht einmal wagner verdient