laut.de-Kritik

Technoider Synthpop live worldwide!

Review von

Anfang 2000 pilgerte ich mit zwei Freunden an einem Mittwoch Abend ins Züricher Palais X-tra, um dort im Rahmen einer Wave-Disco der Pre-Release Party von APBs neuem Album "Welcome To Earth" beizuwohnen. Auf einer großen Leinwand über der Bühne prangte das APB-Symbol, über den Abend verteilt bekam man aktuelle Bilder der Band und zur neuen Platte zu sehen und erfuhr, "APB loves you!" Wie beruhigend! Natürlich war man auf das neue Material gespannt, welches dann in Form von "Eclipse" auch vergleichsweise früh gespielt wurde. Ich weiß nicht, vielleicht war Zürich anders darauf vorbereitet gewesen, aber während wir im ersten Moment geschockt am Rande der Tanzfläche standen und uns ansahen, warfen plötzlich die Leute neben uns ihre Arme in die Luft und wir wähnten uns auf der Streetparade (Zürichs Antwort auf die LoveParade in Berlin)!

Technoide Klänge, wie man es auf oben genannter Veranstaltung nicht anders erwarten würde, wirbelten hier auf einmal die wenigen Grufties von der Tanzfläche und ließen eher die Fans der neuen Front 242 oder Covenant-Sachen das Zepter übernehmen. Um endlich auch zum APBL2000-Album zu kommen: als alter EBM-Fan und Liebhaber von Front 242 der ersten Tage war ich im ersten Moment sowohl damals in Zürich in der Disco als auch heute von der aktuellen Live-Aufnahme enttäuscht. APB haben sich, ähnlich wie die anderen Nord-Acts VNV Nation und Covenant, einer elektronischen Mischform zugewandt, die weg von den bekannten EBM-Tagen hinzu teils harten Technobeats, teils zu housigem Dancefloor führt. APBL2000 wartet allerdings nicht nur mit solchem Material auf, wie ich zu meiner eigenen Beruhigung bald feststellen durfte. APB haben ihre EBM- und Synthpop-Vergangenheit nicht völlig verlassen, dem Sänger und Mastermind Stephan Groth sei Dank. Live kommen solche Beats sowieso noch anders rüber als von Platte, Stücke wie "Mourn" oder "Non-Stop Violence" entfalten hierbei ihre ganze Stärke. Selbst ich, der im elektronischen Bereich heute eher Post-Industrial und Noise zugeneigt bin, kann mich bei solchen Liedern kaum auf dem Stuhl halten.

Live-Alben zu besprechen, halte ich immer für eine doch recht schwierige Übung. Der Fakt, dass Stephan Groth nicht gerade mit einer Goldkehle bestückt ist, macht die Sache nicht leichter. Der Reiz liegt vielleicht an der Tatsache, dass gerade bei Elektrobands die Live-Performance immer den momentanen Entwicklungsstand wiederspiegelt. Eine Rockband wird ihre Hits mehr oder minder immer ähnlich spielen, APB aber machen deutlich, dass Hits von früher plötzlich so klingen können, als seien sie heute frisch enstanden.

Apoptygma Berzerk machen mit APBL2000 Lust auf einen wirklichen Live-Auftritt dieser Band. Vermutlich ist das das größte Lob, das man einem Live-Album aussprechen kann. Zudem hoffe ich bei so etwas immer auf vereinzelte Funken alter Tage!

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Starsign
  3. 3. Stitch
  4. 4. Paranoia
  5. 5. Eclipse
  6. 6. Deep Red
  7. 7. Soultaker
  8. 8. Kathy's Song
  9. 9. Non-Stop Violence
  10. 10. Fade To Black
  11. 11. Mourn
  12. 12. Beatbox
  13. 13. Bitch

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