laut.de-Kritik

Ulkige Mischung aus Club-Knallern und Sofa-Songs.

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Apoptygma Berzerk haben es mit "7" endgültig geschafft, sich in das Herz jedes romantischen dunklen Elektro-Fans einzuschleichen. Mit "Welcome To Earth" schlugen sie dann deutlich eintönigere und Dancefloor orientiertere Klänge an. Und nun "Harmonizer". Der Titel deutet es an, es soll alles zusammengeführt werden. Doch es wird kein Einheitsbrei angerührt, sondern einfach für jeden ein eigenes Stückchen geschaffen. Apoptygma Berzerk versucht damit einen gewagten Spagat. Einige Songs eben Dancefloor kompatibel, andere mit süßer weiblicher Stimme für die Gruftigen, ein Schuss Düsternis, eine Prise Happyness.

Erstaunlich. Aber da Apoptygma Berzerk vermutlich ein sehr gemischtes und genre-übergreifendes Publikum aus Düsternisromatikern und Dark-Wave-Abtänzern auf seiner Seite weiß, kann sich - ganz harmonisch und nett - tatsächlich jeder seine Sahnestücke rauspicken. Experimentierfreudig ist er jedenfalls, der Stephan Groth, und schafft eine ulkige Mischung aus Club-Knallern und Sofa-Songs.

Die Stimmung des Albums reicht dabei vom düsteren "Unicorn" bis hin zum fröhlich-offenen Sommer-Beat bei "Until The End Of The World" oder "Something I Should Know". "Suffer In Silence" erschreckt den Freund sanfterer Klänge zunächst mit Disharmonien. Bei "Spin Dizzy" gibt es dann aber herrlichen weiblichen Gesang, unterlegt mit tanzbarem Beat. Wie geschaffen für psychedelisch schwingende Gruftfans. "Ok Amp - Let Me Out" bewegt sich in nach Trance klingenden Sphären. Der neunminütige Track verliert sich aber irgendwann in der Begeisterung des Programmierers. Es folgt mit "Pikachu" ein getragenes, sanftes Lied, einfühlsam, abwechslungsreich und spielerisch. "Unicorn" ist ein wunderschöner, düsterer Wave-Song, der dem Hörer einmal mehr zeigt, warum Gothic Rock und Dark Wave einer Musikszene zugeordnet werden.

Mit "Harmonizer" präsentiert sich ein vielseitiger Künstler mit einem vielseitigen Werk, dass allerdings auch einen sehr vielseitigen Hörer fordert, der bereit sein muss, mit Stephan Groth tief in die Welt der Musik abzutauchen, und sich auf seine unterschiedlichen Spielarten einzulassen. Langweilig wird das Album jedenfalls nicht so bald.

Trackliste

  1. 1. More Serotonin ... Please
  2. 2. Suffer In Silence
  3. 3. Unicorn
  4. 4. Until The End Of The World
  5. 5. Rollergirl
  6. 6. O.K. Amp-Let Me Out
  7. 7. Pikachu
  8. 8. Spindizzy
  9. 9. Detroit Tickets
  10. 10. Photoshop Sucks
  11. 11. Something I Should Know

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